13. Juni
Mal nachdenken über einen beliebten Verarbeitungsmechanismus der touristisch gesichteten Armut:"Vielleicht sind die ja nun wirklich glücklicher als wir."
Der Vergleich mit der hiermit eingestandenen eigenen Gebeuteltheit taugt nix, wie sich im Vergleich schon ankündigt.
Die Gedankenfigur des Vergleichs soll immerzu leisten, was sie nicht kann: die Qualitas (Beschaffenheit) des einen Dings am anderen zu Schanden werden lassen. Halt relativieren, denn - nicht wahr - alles ist laut dieser überlebenswichtigen Gedankenfigur relativ.
Soll das heißen, daß der unter den Brücken Schlafende wenigstens keine Miete zu zahlen braucht? Und wenn er erfriert, spart er gewaltig an Heizkosten? Und die Bürde der Verantwortung ist so einer natürlich auch los, wenn er bloß am Krebs eingeht, statt ihn mit zulässigen Höchstwerten bei der Schädigung von Land und Leuten zu verordnen...usw.
Klartext: Armut tut erstens verdammt weh und zweitens verkrüppelt sie seelisch und verbittert. Als Voraussetzung für die edlen Solidaritätserlebnisse der Nachkriegsjahre kann sie nur dem gelten, der den Adolfschen Moralismus der Schicksalsgemeinschaft schon im geistigen Marschgepäck mit herumschleppt.
Die ungeheure Erziehungsleistung des Nationalsozialismus und seines Scheiterns wird eigentlich heute erst so richtig deutlich.
Ihr Resultat im Merksatz:
Wer die Verfügungsgewalt des Souveräns über sämtliche materiellen Bedingungen seiner Existenz akzeptiert, ist ab sofort in deren uferlos schwachsinniger Ausgestaltung ganz autonom.
Und genau darin, in dieser Freiheit, besteht die unantastbare Menschenwürde der Armut.
Wer praktisch auf Revision dieses Verhältnisses hinarbeitet, dem wird - bloß mal beispielsweise - ein Tarrafal (KZ auf den Kapverden unter Salazar) bereitet, auf einer Insel, die sich sinnigerweise namentlich dem Sant-Jago unterstellt.
Zweite Abteilung dieses "Vielleicht": Nie vergessen: der Heilige Jakobus war bei jeder Schlächterei und allen Massenmorden dabei als Matomouros. (=Araberkiller)
Da habe ich mal wieder eine ganze Reihe von Fettnäpfchen nicht verfehlt. Die Gebildeten unter meinen Verächtern rümpfen die Nase über dieses nutzlose Schlachten von heiligen Kühen, und auf "Grundsatzdiskussionen" dieser Stirnrunzeln hervorrufenden, störenden Unhilfreichheit läßt sich die geschniegelte Urbanität erst besser gar nicht ein.
Wenn doch, greift vorhersagbar der nächste universale Totschläger: es gäbe und man wisse auch andere Beispiele, wo das Friedens-Potential des christlichen Kompromisses ...usw.
Das jetzt anhebende Hick-Hack über das Pro und Contra, Wohl und Wehe, Fluch und Segen über alles, was an mißfälligen Äußerungen so im Umlauf ist, hat zur nicht weiter diskutierenswerten, zur Medienform aufgelaufenen Grundlage die ab sofort gründlich ausgeblendete Beschäftigung mit Gründen und Zwecken des Gesprächsgegenstands im - zum Problem umformulierten - Thema.
-Elend? Selber schuld.
-Aber sollten denn nicht die G8 in ihrer von der Jugend, und den musikbegeisterten Rockmusikliebhaber,und den evangelischen Huber-Anhängern in weltweiter Verantwortung...?
Dieser energische Merker von Staatsidealisten wurde zu dem exorbitanten "Merkel" verarbeitet: "In Betracht ziehen".