Fundstücke

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Fundstück zum Sezessionskrieg

und der Kosten/Nutzenrechnung seither.
"Die Unterdrückung der Sklaverei durch Ausschluß auch der freiwilligen Ergebung in formal sklavenartige Beziehungen war Produkt vor allem der Verschiebung des Schwerpunktes der ökonomischen Weltherrschaft in Gebiete hinein, in welchen die Sklavenarbeit infolge der Kostspieligkeit des Lebensunterhaltes unrentabel ist, und zugleich der Entwicklung des indirekten Arbeitszwanges, wie ihn das Lohnsystem mit seiner drohenden Chance der Entlassung und Arbeitlosigkeit bietet, als eines für qualitative Arbeitsleistungen gegenüber dem direkten Zwang wirksameren und zugleich das große Risiko der Sklavenvermögen vermeidenden Mittels, Arbeit aus dem Abhängigen herauszupressen."
(Max Weber)

Dienstag, 16. Dezember 2008

Fundstück


"Die meisten haben nichts zu gewinnen, wohl aber eine verlorene Existenz zu rächen." (Carl von Ossietzky in der Weltbühne vom 1. 3. 1932) Mit Dank an opablog

Samstag, 15. November 2008

Sozialismus-Fundstück


Der Teufel hole seine Praxis, aber Gott erhalte ihn uns als konstante Drohung über den Häuptern jener, so da Güter besitzen und alle anderen zu deren Bewahrung und mit dem Trost, dass das Leben der Güter höchstes nicht sei, an die Fronten des Hungers und der Vaterländischen Ehre treiben möchten. Gott erhalte ihn uns, damit dieses Gesindel, das schon nicht mehr ein noch aus weiß vor Frechheit, nicht noch frecher werde, damit die Gesellschaft der ausschließlich Genußberechtigten, die da glaubt, dass die ihr botmäßige Menschheit genug der Liebe habe, wenn sie von ihnen die Syphilis bekommt, wenigstens doch auch mit einem Alpdruck zu Bette gehe!“
(Karl Kraus)
Tja, schön wär´s ja gewesen.

Donnerstag, 13. November 2008

Fundstück zum Künstleregoismus

Ich fand eine Feldblume, bewunderte ihre Schönheit, ihre Vollendung in allen Theilen, und rief aus: "Aber alles Dieses, in ihr und Tausenden ihres Gleichen, prangt und verblüht, von niemanden betrachtet, ja, oft von keinem Auge auch nur gesehn." Sie aber antwortete: "Du Thor! meinst du, ich blühe, um gesehn zu werden? Meiner und nicht der Andern wegen blühe ich, blühe, weil´ s mir gefällt: darin, dass ich blühe und bin, besteht meine Freude und meine Lust. " (Schopenhauer: Parerga und Paralipomena II, § 388)

Mittwoch, 12. November 2008

Fundstück

- als Erinnerungsstütze über die Entwicklungshilfe der Dritten Welt für die notleidenden Metropolen.

Die Industrienationen verdienen allein
mit Waffenlieferungen an Entwicklungsländer jährlich rund 206 Milliarden Mark, doppelt soviel, wie sie für Entwicklungshilfe ausgeben: etwa 100 Milliarden Mark....“
(p.104)
Und das war in den 90ern des letzten Jahrhunderts. Der Trend war aber nicht aufzuhalten.

- über die Entwicklungshilfe für den Kreditüberbau der ehrsamen Kaufleute, die vom Zocken nichts halten.
Alle privaten Entwicklungshilfe-Organisationen der Welt...haben 1992 mal gerade 5,5 Milliarden Dollar zusammengebracht. Angesichts des Schuldenberges der Dritten Welt von über 1500 Milliarden Dollar ist das ein Kleckerbetrag..“ ( p. 105)
Bei läppischen 3 % wären das immerhin schon 45 Milliarden pro Jahr für den Schuldendienst an „uns“ gewesen.

Von dem merkwürdig subjektlosen „Rohstoffpreisverfall“ bei gleichzeitiger Preissteigerung industriell gefertigter Güter und Protektionismus durch die Schutzzölle der Industriestaaten vor den Konkurrenten aus dem Süden wäre in den sich kontinuierlich verschlechternden „Terms of Trade“ zu reden.

Fazit: „Es ist eine Lüge, dass wir uneigennützig Geld in die Dritte Welt pumpen. Wahr ist, dass wir den Süden ausplündern.“ (Hans A. de Boer: Gesegnete Unruhe. Das Bekenntnis eines frommen Provokateurs. Göttingen 1995, p. 106)

Dieses allerliebste Zahlenzeug hat nur einen Fehler: ohne den Begriff der Sache macht mein Lieblingsopa sich und uns bloß ein schlechtes Gewissen, um hinterher ein gutes zu haben.

Donnerstag, 6. November 2008

Aus Humboldts „Memoiren“

Ich bin nicht geschaffen, um Familienvater zu sein. Außerdem halte ich das Heiraten für eine Sünde, das Kinderzeugen für ein Verbrechen.
Es ist auch meine Überzeugung, dass derjenige ein Narr, noch mehr ein Sünder ist, der das Joch der Ehe auf sich nimmt. Ein Narr, weil er damit seine Freiheit von sich wirft, ohne eine entsprechende Entschädigung zu gewinnen; ein Sünder, weil er Kindern das Leben gibt, ohne ihnen die Gewissheit des Glücks geben zu können. Ich verachte die Menschheit in allen ihren Schichten; ich sehe es voraus, dass unser Nachkommen noch weit unglücklicher sein werden als wir-; sollte ich nicht ein Sünder sein, wenn ich trotz dieser Ansicht für Nachkommen, d. h. für Unglückliche sorgte?--

Das ganze Leben ist der größte Unsinn. Und wenn man achtzig Jahre strebt und forscht, so muss man sich doch endlich gestehen, dass man nichts erstrebt und nichts er forscht hat. Wüssten wir nur wenigstens, warum wir auf dieser Welt sind. Aber alles ist und bleibt dem Denker rätselhaft, und das größte Glück ist noch das, als Flachkopf geboren zu sein.“
Vermutlich eine Fälschung, aber als solche genial in die nachrevolutionäre Epoche plaziert, in der die Schopenhaueranhängsel ins Kraut schossen.

Sonntag, 2. November 2008

Fundstück 6


»Das kapitalistische Pressesystem beruht auf dem unveräußerlichen Grundrecht jedes Kaufmanns, dumme Käufer aufzusuchen und noch dümmer zu machen …« (Der Vor - Spiegeler Rudolf Augstein, so um 1987 herum)

Freitag, 31. Oktober 2008

Fundstück 4

Sie gab die Lektüre von Stuart Mill nur auf, um zu Lachelier * überzugehen, und je weniger sie an die Wirklichkeit der äußeren Welt glaubte, desto mehr ließ sie es sich angelegen sein, in ihr noch vor dem Tod sich einen guten Platz zu verschaffen.
(Marcel Proust in Sodom und Gomorrha; II, 2)*Lachelier, gut kantisch: «L'expérience la mieux faite ne sert qu'à nous apprendre au juste comment les phénomènes se lient sous nos yeux.»

Fundstück 5
Wir werden nicht ewig akzeptieren, dass der Respekt, welcher der Maske des Philosophen angedient wird, letztendlich nur der Macht der Bankiers zu Gute kommt.“
(Aus Paul Nizans Pamphlet über die „Wachhunde“)

Dienstag, 28. Oktober 2008

Fundstück 3

Folgendes Gedicht ist am 24. Oktober 2008 auf wallstret:online als Hommage an Kurt Tucholsky veröffentlicht worden.
Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muß eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Naturidyllik

"Ich dagegen werde verächtlich auf das herabsehen, was Steuerklasse und Reichtum geben,
und das Werk der Natur bewundern, wo nicht der Eifer der verschwenderischen Neffen
und froh über Verluste, die Bedürftigkeit schwelgt.
Hier bedeckt fester Sand die feuchten Gestade
und nicht halten die eingedrückten Fußspuren ihre Formen bleibend fest."

Aus Ausonius´ Preislied "Mosella"
Die Antike ist hier mal ausnahmsweise ganz modern.

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