Reisen -Indien 3

Samstag, 22. Dezember 2007

Indien 3

31.10. Dehra Doon
Ich habe mich für den Abstieg in die Ebene entschieden, d.h. es war eigentlich meine tropfende Nase.

Nachts:
Die Vorstellung eines Schöpfergottes bedient sich der Logik von Ursache und Wirkung. Kein Ding, das sich aus sich selbst schöpfen könne!
Wohlan denn, und wer also schuf Gott???
Betretenes Schweigen in den Reihen der Theologen ob solcher Penetranz und Inkompetenz. Dabei hat diese Frage nichts anderes getan als - den Figuren des reinen Denkens gehorchend- diesen Ärzten von ihrer eigenen Medizin zu schlucken gegeben.

Fr. 2. Nov. Chandigarh
bin heute mit dem Bus über die Shivalik-Berge abgestiegen in die staubige, heiße nordindische Tiefebene.
Dieses Chandigarh ist eine einzige Sünde gegen den vertretbaren Geschmack. Und dabei hat diesen gigantischen gerasterten Betonhaufen (mit Bäumen dazwischen ) einer der berühmtesten Architekten des 20 Jahrhunderts, nämlich Le Corbusier entworfen. Der Beton ist leprös und leidet an Leukodermitis, wo ihn die Stahlarmierungen bereits gesprengt haben wird er schwarzfleckig.
Indien mag mal schön gewesen sein, aber jetzt geht es hier den Weg vom Traum über den sogenannten Fortschritt zur Hässlichkeit. Ich treffe bislang im zivilisatorischen Bereich nur kulturelles Brackwasser, also die Mischung aus See- und Süßwasser, mit der noch nicht einmal die Fische was anzufangen wissen. Dieselfurzende Laster und Busse, Zivilisationsmüll neben ländlichem Kuh-Dung, Staub und Schweiß.
Die Selbstdarstellung des Hinduismus in seinen Göttern scheint mir mit den Reizen des Jahrmarkts zu locken: knallig bunte Pappmache' - Exotismen. Nach unseren Maßstäben der reine Kitsch.
Für die Bettler habe ich mir was ausgedacht und ernte damit Lacherfolge bei allen, die die Szene optisch mitverfolgen. Und das sind viele, weil so einen langnasigen Großen mit blonden Haaren, das lässt sich hier keiner entgehen: ich stülpe mit bedauerndem Achselzucken meine Hosentaschen nach außen: da ist nix, und da auch nicht, weil schon die Kollegen erst vor kurzem für diese Leere gesorgt haben.

Nachts:
Die Beschäftigung mit dem Tod. Das Unwissbare wissen wollen: Wie sehr gleicht es doch dem Gang zum Astrologen!
Ich hingegen wälze mich fröhlich in meiner diesbezüglichen Ignoranz: ich weiß nicht, woher ich komme, warum ich hier bin, und wohin ich demnächst gehe.
Als ich in meiner Jugend die Doctores, Heiligen und großen Erlöser frequentierte, fiel mir beim Hinausgehen auf: es war noch immer die selbe Tür, durch die ich hereinkam.

Glauben an das versichernde Wort eines anderen ist das Gegenteil der Rede des Heiden: “Da hätte ich auch selber drauf kommen können.“
Der Tod gehört übrigens zum Leben dazu, nicht das Leben zum Tode.
Wer das anders zu sehen lehrt, dem ist die Erinnerung an die Todesbereiter ein oberflächliches „Bloß“, also keines Nachdenkens wert. Von den Völkermorden der Juden seit dem Buch Joshua im Auftrag Gottes bis Bhopal 1984 im Auftrag des Dollars hätte man was in der Hand. Das hieße aber, die Fäuste hochnehmen zu müssen.
Müdes Abwinken auf Seiten der coolen Generation, und aus schlaffem Mundwinkel fällt höchstens ein ironisches Zitat: „Nie wieder Krieg... von deutschem Boden aus...“

Sa. 3. Nov Amritsar
Ist zunächst einmal verstopft, verstaubt und verstunken wie jede größere Stadt der 3. Welt.
Umso umwerfender der ganz in weissem Marmor strahlende Tempelbezirk, den man mit gewaschenen Füßen betritt und sofort vom Kirtan, dem melodischen, von einer Tabla und einem Harmonium unterlegten Gesang gefesselt wird.
Der Tempel in seinem künstlichen See über und über vergoldet.
Über einen Steg nähert man sich mit Hunderten von Gläubigen, ja wem oder was?
Marmorintarsien und grazilem Zierat?
Das wohl auch. Aber mitten drin in dem Schatzkästlein ein gigantisches, handgeschriebenes Buch, dessen Inhalt 48 Stunden lang umschichtig vorgesungen wird.
Ein gigantisches Buch als Gott... Kein Bild, kein Weihrauch, nur Sprache.
Das ist kein Gott, den man morgens waschen muß und abends beweihräuchern, oder den man in komplizierten Zeremonien aus einer Puppe zum „murti“ (anwesenden Inkarnierten) schaffen muß, wie sonst im Hinduismus.
Daher auch keine festgesetzten Zeiten für Messen oder Andachten.
Ein Gott, der nur im sprachlichen Bezug auf ihn existiert.
Logisch: wo denn sonst ist Gott anwesend als im Gedanken (Hymnus, Eingedenken) an ihn? Also in der Sprache, der Stadt Gottes.
Übrigens wird dir auch kein Materialist etwas anderes darüber sagen. Er meint es nur anders.

Im Museum stiftet diese hinduistische Sekte zu einer merkwürdigen Identität an, nämlich einer, die sich im kämpfenden Märtyrer einfindet. Diese ansehnliche Reihe von Märtyrern war seit des großen Akbars Tod 1606 von den Hindus produziert worden, weil Sikhs nichts von der Kastengesellschaft halten, für welch egalitären Grundzug diese Unruhestifter immer mal wieder bestraft werden müssen.
Ein großes Gemälde feiert den ersten Märtyrer wie er ruhig auf einer glühend heißen Pfanne sitzt, während ihm glühend heißer Sand in den Schoß geschüttet wird. Andere Bilder im Großformat zeigen die Gefolgsleute des Neunten Gurus wie sie bei lebendem Leibe gekocht werden, oder von oben nach unten in Hälften gesägt werden. Das Ölgemälde daneben zeigt die Enthauptung des Guru.
Ich erspare dem Leser die detaillierte Auflistung menschlichen Einfallsreichtums, wenn es darum geht per Folter nachzuweisen, dass ich mit meiner Narretei im Recht bin und nicht etwa der andere.
Mich zieht ein Gedicht an, das dem gefesselten Gekochten zugeordnet ist. Er bittet in Versform, man möge doch sein Gesicht seinem Guru zuwenden. Ich denke, da habe ich das Prinzip des Gurus begriffen. Er ist der ideelle Vater, den man gerne gehabt hätte. Diesmal kann man ihn sich selber aussuchen. Er heilt alle Verletzungen, die man in der realen Abhängigkeit vom realen Vater zugefügt bekam. Für ihn wird man sogar sterben.

Nachts:
Beten. Hier schlägt der unausrottbare Rest-Materialismus in jeder Religion voll durch. Auch professionelle Killer und organisierte Räuber pflegen – wie man weiß – bevor sie sich zu ihren übeltäterischen Besorgungsgängen auf den Weg machen, zu beten.

Einmal etabliert, zeugt dergleichen seine eigene Logik.
So ist das Gebet eines preußischen Prinzen vor der Schlacht überliefert, das sinngemäß etwa so lautet: “Herr, mir brauchst du nicht zu helfen; es langt, wenn du den anderen nicht beistehst. Den Rest erledige ich selber.“


Mo. 5. Nov. Bikaner
Es ist dieses Indien das körperlich und seelisch anstrengendste Land, das ich je bereist habe. Man muss hier schauen lernen, ohne zu sehen.
Und was die körperliche Seite betrifft: Die Fahrt dauerte von 9:30 Uhr gestern Nacht bis 11:30 Uhr heute Vormittag.
Und das mit einer Lebensmittelvergiftung, die mich hinten unten und vorne oben sprudeln machte. Die Entsorgung oben war kein Problem. Das wurde in die nächtliche Wüste Thar gereihert. Aber du weißt ja wie ich mich anstelle, wenn ich wem im Wege sein muss. Oder gar einen ganzen Bus aufhalten!
Da begann ein Jahrhundertkampf zwischen meinem Favoriten Sphinkter und einem ernst zu nehmenden Gegner, der Bestie Peristaltik. Mir war klar, dass auf die Dauer mein Favorit keine Chance hatte.
Das Kunststück war: kurz bevor der Schließmuskel k.o. geht muss man mit herabgelassenen Hosen neben dem Bus in der nächtlichen Tharwüste kauern.
Jetzt bin ich halt schlapp und gehe gleich wieder ins Bett. Behandle mich mit Cola und gesalztem Sodawasser.

Nachts:
Trost für Ungläubige:
Ich kenne Leute, die werden – trotz all ihrer Dienste am Göttlichen – nie menschliche Wesen werden. Ich aber werde aus den Tavernen dieser Welt hervorquellen wie Seine Göttliche Herrlichkeit Höchstselbst.

6. Nov. Immer noch Bikaner
Viel Zeit bei Cola und Soda zum Blödeln. Hier mal zur Abwechslung ein schönes Gedicht über
Das gesellige Sandkorn
Des Sandes Korn
Ist niemals verlorn.
Die finale Form vom Stein
Ist selten allein.
Fein.

Daß es aber sonst was wäre
Jenseits seiner bloßen Schwere,
Bildet’s sich bloß ein.
Nachts:
Gegen den Anspruch des Wunderglaubens: Selbst wenn ein Yogi vor meinen Augen einen Kuhfladen an die Hüttenwand nagelte, ginge daraus nichts weiter hervor, als daß ein Yogi vor meinen Augen einen noch magenwarmen Kuhfladen an die Hüttenwand genagelt hat.
Keineswegs sehe ich mich dadurch genötigt, seinem Kriegs- oder Friedens-, Liebes- oder Einkehrappell zu folgen. Stattdessen werde ich den Nagel herausziehen.
So was gehört da nicht hin.
Sela!

7. Nov. Ausflug zum Rattentempel nach Deschnok
Die Kamele hier sind eine einzige show. Die ziehen auf zweirädrigen Karren Riesenballen von Heu hinter sich her wie nix. Dabei sehen sie so gouvernantenhaft aus als ob das alles unter ihrer Würde wäre, aber gleichzeitig: "Phhü, macht mir doch nix aus."
Heute morgen einen Abstecher zum Rattentempel nach Deschnok gemacht. Da huschen die heiligen Ratten nur so herum, und naschen von der heiligen Speise. (Prasad genannt) Wer von diesem angeknabberten Zeug ist, dem winkt großes Glück. Auch wenn eine Ratte über seinen Fuß läuft, hat er darin ein glückverheißendes Zeichen.
Es sollte kein Gläubiger über dieses krause Zeug lachen. Auf diesem Gebiet gibt es keine Grenze, jenseits derer ein Gläubiger sicheren Stand hätte, um von dort mit dem Finger auf das Unerhörte zu zeigen. Hier kennt der krause Unfug nun mal keine Grenzen, und es fasse sich der an der eigenen Nase, wer freiwillig an den Teufel glaubt. Ratten kann man wenigstens sehen.

Und übrigens: Besser eine Erklärung als überhaupt kein Glaube. Beim Schach nimmt der eine Weiß, der andere Schwarz. Aber nur zusammen ergeben sie das Schachspiel.

Do. 8. Nov. Jaisalmer
Hier ist es wohl am indischsten vom ganzen bisherigen Indien.
Mindestens 30 Grad, aber trockene Wüstenhitze. Habe mir endlich ein Baumwollhemd besorgt, ohne Knöpfe, halt so ein luftiges Hängerchen in blau.
Die Frauen in ihren vorwiegend orange- bis rotbunten Schleiern sind schwer behangen mit Silber- und Goldschmuck. Auch vom Nasenflügel bis zum Ohr, hängt halbmondförmiges, in sich detailliertes Gehänge.
Daneben diese Rinder mit den Höckern, großen Schlappohren und elegantem Gehörn.
Die Tempel der Jains sind überaus reich dekoriert und teilweise wirken sie wie Gehäkeltes aus Stein.
Die weiblichen Skulpturen darin und daran weisen gewaltige Protuberanzen an den Stellen auf, wo Frauen normalerweise ihre BHs tragen. Der Schwerkraft trotzen auch die darüber laufenden Perlen-Ketten, die sozusagen im 10 Schwierigkeitsgrad an den gewaltigen Ausbuchtungen nach unten klettern. Sehr schön und dem männlichen Auge angenehm, das anzusehen.
Dann diese Havelis, Häuser reicher Kaufleute, mit in Stein gemetztem Gitterwerk und floralem Dekor auf der Hausfront und den Balkonen, an den Pavillons und Kiosken. Müssen derartig schwerreiche Leute gewesen sein, dass man den Ärger versteht, den die herrschenden adligen Rajputen über solche Leute verspürten, und daher den Räuberbanden, die den Kaufleuten das Leben schwer machten, keineswegs gram waren, oder gar gegen das Ausplündern von Kaufleuten eingeschritten wären. Da haben die Kaufleute sich mit den Engländern verbündet.
Das war der Anfang des britischen Kolonialismus: den Kaufleuten ist es gelungen, die einen Plünderer gegen die anderen Ausplünderer einzutauschen.
Über der Stadt thront eine gewaltige Festung. Irgendwie unwirklich wie ein Fantasiefilm das Ganze.

In dieser unwirtlichen Wüste lebt das Volk der Bishnoi. Das sind Leute, die Bäume und Tiere erwiesenermaßen mit ihrem Leib und Leben schützen. Bis auf den heutigen Tag. Jäger und sonstige Frevler werden ohne Ansehen der Person verprügelt. Dafür fressen ihnen sogar die als scheu bekannten Antilopen aus der Hand.

Nachts:
Der Wiedergeburtsgedanke hat was für sich. Gegenüber der Einmaligkeit und Verwirktheit des Lebens nach Maßgabe der abrahamitischen Religionen kriegt man die Chance einer Korrektur der erlittenen Ungerechtigkeit im nächsten Leben.

Fortsetzung des etablierten Grundgedankens: dem ewigen Kreislauf entkommen zu wollen. Da pflegen die Schulen/ Methoden/ Pfade ins Nirwana/die Moksha zu erblühen.
Das ist keine böse Absicht eines Priestertrugs. Es liegt in der Logik der Sache, sosehr das Pfaffengesindel davon profitieren mag.

Und in letzter Konsequenz: Ich bin ein wiedergeborener Gott: Krishnamurti.

Freitag, 9.11. Jodhpur
Heute ist der letzte Tag des Divali-Festes, das in seiner Bedeutung etwa unserem Weihnachten entspricht. Die ganze Woche war schon das Geböllere, und heute wird es wohl am schlimmsten werden.
Hat aber auch seine guten Seiten. Man beschenkt einander. Bei mir wirkt sich das so aus, dass ich zum Dinner bei meinen Wirtsleuten eingeladen bin, und das Bier frei ist. Der Sohn hat mich schon heute Nachmittag auf seinem Roller zu der - etwas außerhalb der Millionenstadt gelegenen – marmornen Gedenkstätte eines beliebten Maharadschas gefahren. Wunderschöner Orient!
Zurück wollte ich schlendern. Das gelang mir nicht. Schon der erste Motorradfahrer hielt an, und wollte wissen, wohin es denn gehen sollte. Also Liebe, Freude, Eierkuchen! Wenigstens einmal im Jahr. Ganz wie bei uns.
Die Wüste Thar, in der ich nach wie vor mich herumtreibe, obwohl ich ganz schöne Buskilometer abdiene, darfst du dir nicht vorstellen wie einen gewaltigen Strand mit Dünen. Ist mehr eine topfebene aride Zone, die 9 Monate keinen Regen abkriegt. Da wächst aber dann doch noch vereinzelt Kümmerliches, womit die Kamele, Schafe und Ziegen zurechtkommen müssen.
Auf 360 Grad in der Runde beweist die Welt dem Landbewohner, dass die Erde eine Scheibe ist. Der hat schließlich Augen im Kopf.
Stelle mir gerade vor, was los ist, wenn einer das Weltbild des Bewohners der nordindischen Wüste korrigieren wollte.
- Und in dieser Richtung, etwa 900 km von hier, gibt es große Gebirge.
- ?
-Berge. Also das ist...beispielsweise dieser zuammengefegte Haufen Kamelmist hier, das ist ein kleiner Berg. Und ein Berg da im Nordosten ist noch 100 000 mal größer.
-Haha, so große Kamele gibt’s doch gar nicht!
Allgemeines, beifälliges Gelächter.
- Und in dieser Richtung hört das Land auf und das große Wasser beginnt. So weit das Auge reicht, nichts als Wasser. Kann man aber nicht trinken. Auch zum Bewässern taugt es nicht.
- Der kann vielleicht lügen! Außerdem, wozu sollte es wohl so einen Unsinn geben: jede Menge Wasser und nix damit anzufangen. Shiva sei Dank, dass er uns so eine schöne Wüste gegeben hat! Da gibt es volle drei Monate im Jahr reichlich Regen.

Tja, so sind sie, die Bauern. Mittlerweile sieht man sie aber Fernseher und Satellitenschüsseln in ihre Hütten schleppen.

Heute Nacht habe ich von donnernder, gischtender Brandung an Steilküsten geträumt. Das war vielleicht schön!

Nachts:
Zu Hesses „Siddharta“, dem Überbuddha: wer von der Sache nichts versteht, quatscht von der Vorbildlichkeit der Person, die für die Gediegenheit der Angelegenheit einsteht.
Daher genügen schlichten Geistern auch die Märtyrerkalender.

Das Vorbild ist der als lebend gedachte Beweis für die Bonität des Ideals. Wehe dem anbetenden Knecht, der entdeckt, dass der Himmel voller Ideale hängt.

Sa. 10 11. Jodhpur
Dieses Divali-Fest (Lichterfest/Neujahr) ist wohl nur für die lärmliebenden Inder eine runde Sache. Das Austreiben der bösen Geister dauert nicht bloß mal so ne Stunde wie bei uns. Das geeeeht die gaaanze Nacht.
Noch heute Morgen, als ich in der kühlen Morgenbrise auf die Öffnung der Festung wartete, krachte es wie Geschützdonner aus der Stadt herauf. Erst im Laufe des Vormittags ebbte der Geräuschpegel etwas ab. Und die Lauser lassen es natürlich nach wie vor immer mal wieder krachen.
Das Fort und seine Paläste sprechen eine deutliche Sprache über die Adelskaste der Rajputen, die hier rund 1000 Jahre das Sagen hatte: solche riesigen Verteidigungsanlagen braucht nur einer, dem der Sieg über den von ihm Angegriffenen danebengeraten ist.

In der Tat haben sich hier die Rajputenclans mit dem Slogan: "Sieg oder Tod" gegenseitig das Leben schwer gemacht, denn - nicht wahr - wenn es um die Frage der Machtausübung geht, warum dann nicht ich? Wieso soll eigentlich der andere Arsch seine Untertanen für seine größenwahnsinnigen Projekte triezen? Das kann ich viel besser. Und so haben diese liebenswürdigen Krieger, die den Leuten erfolgreich einredeten, dass ihre Herkunft auf die Sonne zurückzuführen sei, sich eben bedient am Reichtum, den der Bauer, und vor allem der per Karawane zur Seidenstraße durchreisende Kaufmann bedeuteten.
Ein besonders widerliches Exemplar dieser Kaste pflegte seine Luxuskarossen zu begraben, wenn er ihrer überdrüssig war, übergoss sein Pony mit Benzin und zündete es an, und "verzehrte" vor allem Knaben.
Der Klassenkampf, von dem immerzu abgeraten wird als einer Untugend der Schlecht-Weggekommenen, tobte hier überhaupt nur von oben, bis auf den heutigen Tag: die Rajputen lassen es schon auch mal zu aufständischen Tätlichkeiten kommen, wenn der indische Staat meint, auch die unteren Kasten sollten einen wenigstens quotierten Zugang zum Studium bekommen oder überhaupt mit Überlegungen hinsichtlich ihrer Interessen bedacht werden.
Fazit: weil die "Stillen im Lande" überall auf dem Globus die ihnen bereitete Wirklichkeit nur für einen ihnen fernen, uninteressanten Vorgang halten, kommt es zur Weltherrschaft der Schreihälse.

So geht man hier durch den phantastischen Luxus der Paläste mit gemischtem Gefühl:
-Sänften, an denen 6 Mann zu tragen und zu summen hatten, damit seine Hochwohlgeborene Fußkrankheit nicht durch ungleichmäßigen Rhythmus inkommodiert werde;
- in parfümiertes Wasser getauchte Rollvorhänge, damit deren im Wind schaukelnde Verdunstungskälte die Wüstenhitze mildere....

Wie denn, ist Er-Fahrung nicht genug?
Gegen den Dreck, den mir die Medien zuhause ins Zimmer spülen, ist die Wüste Thar eine saubere Sache. Nach-Hause-Fahren geht in Ordnung, Zu-Hause-Bleiben ist die reine Zeitverschwendung.

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