Montag, 25. Juni 2007

Gemütliche Kerkermeister

Der Unterschied zwischen Unterhaltung als Hilfestellung für die allgemein favorisierten Anpassungsweltbilder einerseits und den darin irgendwie vorkommenden Realitäten ist nicht, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.
Im Gegenteil, Hollywood ist sehr wohl bezogen auf das, was es unentwegt leugnet. Also von wegen: Traumfabrik.

Während in der Realität eifersüchtige Flieger und gemütliche Kerkermeister sehr wohl vorkommen, tauchen solche von Charakterzügen tingierte Systempositionen im Unterhaltungsgewerbe auf als fliegende Eifersüchtige und a bissl herumkerkernde Gemütsmenschen, also die sozio-ökonomische Systemposition als austauschbare Farbgebung des eigentlich Wichtigen, nämlich des Charakters vorstellig gemacht wird.
Das Wichtige ist dabei, dass der Charakter - von allerlei in Berufsrollen verfestigten Systempositionen - der allgemeinen Bildung des moralischen Urteils vorgeführt wird, und das, was die tatsächlich tag-täglich vor Feierabend beitragen zur Aufrechterhaltung des Ladens der Vernachlässigbarkeit von Fürzen anheimgegeben wird.
Das Wichtige am Bankangestellten ist dann, ob er freundlich lächelt.
Das Kostüm der Merkel ist gefälligst Diskussionsgegenstand, ihre Erfolge interessieren bestenfalls die Reflexionselite von Aufklärern, die Daten ihrer beliebigen Wahl in Beziehung zueinander setzen und daran was rumzumäkeln finden, obwohl andererseits…

Vor der hier ausbrechenden Unendlichkeit des Blödsinns sei daran erinnert, dass die Methode nie die Wahrheit über das ist, womit sie sich befasst. Und die Methode ist hier die Auswechselung der Gegenstandsbestimmung durch die Willkür des Maßstabs, den man anzulegen beliebt. Im Unterhaltungsgewerbe ist das nun mal die Moral.
Da dies so ist, erklärt sich die Zunahme obsoleter oder auch gänzlich fiktiver Berufsrollen : Geisterjäger etc.

Sich ins Benehmen zu setzen mit was auch immer, ist ein so niederträchtiges geistiges Schurkenstück, dass das noch jede lebende Seele der letzten paar hunderttausend Jahre lässig hingekriegt hat, und selbst eine rauhbauzige aber eher unbedarfte Künstlerseele wie die des Henry Miller ganz richtig hinschreibt:

"…für einen Psychoanalytiker bin ich etwas anderes, für einen Marxisten wieder etwas anderes und so weiter. Was soll mir das alles? Was geht mich das an, wie euer fotografischer Apparat arbeitet? Um einen Menschen ganz und richtig zu sehen, muss man eine andere Art Kamera benutzen, man muss ein Auge haben, das objektiver ist als die fotografische Linse. Man muss durch die verschiedenen Facetten sehen, deren gleißender Widerschein uns für die wahre Natur eines Menschen blind macht." (Miller)


Das Problem ist aber nicht, dass es so ist. Sondern dass alle Welt inzwischen glauben gemacht wurde, es sei die Perspektive, die rosa/purpurne/schwarze …Brille, der „ denkraam“ (Niederländisch für Bezugsrahmen, Paradigma) , die Mentalität, die Hinsicht …schon alles, wofür zu interessieren sich lohnt.
Und hier wird der Relativismus der Einordnungen zur Idiotie des Privatmanns, der am liebsten auch noch das bissl Intellektualität verbieten würde, die sich beim uneingeschränkten/unhalbierten Gebrauch der Vernunft gegen die Vorbehalte vielleicht gar nicht so übel auswirken würde...

"Je mehr wir lernen, desto weniger wissen wir, je besser unsere Apparatur ist, desto weniger können wir sehen. Erst wenn wir den Versuch aufgeben, etwas sehen und wissen zu wollen, sehen und wissen wir wirklich etwas." (Miller)

Na, da bleibe ich aber doch lieber bei der „Hirnwichserei“ wie meine überheblichen Kritiker meinen Gebrauch der ihnen vorenthaltenen Geistesgaben nennen.

Und sage ihnen ihren Begriff auf den Kopf zu, was ihnen vorkommt wie die Unhöflichkeit, dass da einer sie vor den Kopf stößt, als ob nicht der Kritiker heutzutage von vornherein im Unrecht wäre:
Ihr könnt oder wollt nicht mehr zwischen der Analyse von einem Trumm Welt und einem Charakterurteil unterscheiden.

Und das will schon was heißen!

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