Minima Amoralia
Was heute Not täte, wären nicht adornitische Zwergobstsammlungen über Rückzugsgefechte der Integrität vor dem Faschismus.
Und ob die damalige Selbstbewahrung Adornos nicht vielleicht doch bloß die Behauptung war, dass Faschismus nichts mit einem rigorosen Staatsmoralismus zu tun habe, ist auch noch nicht so ganz geklärt.
Klartext meinerseits, damit da gar kein Nebelgefühl aufkommt, bloß weil ich mal wieder aus purer Eitelkeit Selbstgenüssliches drechsele: Faschismus ist die totale Einberufung des Bourgeois als Staatsbürger sans phrase. Die rigorose Abrufung und Indienststellung sämtlicher Tugenden eines solchen, zu denen er sonst in weniger krisenhaften Zeiten gern Lippenbekenntnisse abgibt. Weswegen leider auch stimmt, dass gar mancher Anhänger für sich die Dämlichkeit eines „verführten Idealismus“ reklamieren darf.
Man muß heute durchaus daran erinnern, dass Faschismus nicht identisch mit dem „Holocaust“ ist, zu dem er im Bewusstsein des Normalverbrauchers polit-religiöser Denkfiguren zusammengeschnurrt ist.
Adornos aphoristisch moralisierende Charakterisierung „des Bösen“ am Nationalsozialismus hat der heutigen Schrumpfstufe sicherlich ungewollt Vorschub geleistet.
Um das Missliche des moralisierenden Verfahrens kurz zu skizzieren, folgender Aphorismus:
„Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“
Das bereitet zunächst einmal als überraschender Überfall auf das bislang so noch nicht Gesehene Vergnügen.
Dann aber: das ist der Form nach eine schlichte Definition, keine Bestimmung des im Thema Genannten. Ihr Inhalt verdankt sich der Willkür, ist also nicht dem Gegenstand geschuldet. Um so hässlich zu reden wie der Umstand nun mal ist: es gibt umgekehrt genug Juden, die sämtliche Vorurteile gegen sie einlösen. (Als Vorstellungshilfe, weil mir sonst wieder keiner glaubt: Michel Friedman.)
Offenbar ist im Aphorismus der Gedanke noch nicht an sein Ende gekommen. Er springt als Witzstruktur entweder zu weit oder zu kurz. So ein Verfahren schubst ins angeregte Aufhorchen. Dafür sei er erst mal gelobt.
Dann aber wäre es nicht schlecht, sich zu erinnern, dass man der holden Drangsal des aphoristischen „Denkens“ durchaus entgehen kann.
Meine ständige Berufung aufs Denken ohne moralische Obertöne verwehrt dem Gegenstand nicht zu sein, was ihm beliebt. Er kommt tatsächlich in so vielen Zusammenhängen vor, dass man fast dessen Aufdröslern in seine Funktionen Recht geben möchte. Indem meine Tour aber dazu ermuntert, denkend die Bestimmungen des Gegenstand auszusprechen, verwahrt sie sich gegen die Zumutungen an den Intellekt, die in der Beliebigkeit der Sichtweise nun einmal liegt, und sei sie noch so attraktiv.
Und wenn nun der Antisemitismus die Wahrheit über den Ideologen Numero Uno, den Staat, wäre, der einen inneren Feind ausgemacht haben will? Einen Feind, der seines materiellen Erfolges wegen der Massenarmut eine einleuchtende Erklärung ihres Elends bietet? Der in Südostasien Chinese heißt, oder auch schon mal Christ? Und in Südafrika Hindu?
Dann sind das aber keine Gerüchte. So etwas fällt unter hoheitliche Kritik am Untertanen und unter den sich selbst erteilten Handlungsbedarf des Definitionsmonopolisten.
Es ist eben schlimmer als Adorno sich das gedacht hat. Und dergleichen geschieht in Staaten, die keineswegs von Faschisten und -men angeleitet sind.
Und ob die damalige Selbstbewahrung Adornos nicht vielleicht doch bloß die Behauptung war, dass Faschismus nichts mit einem rigorosen Staatsmoralismus zu tun habe, ist auch noch nicht so ganz geklärt.
Klartext meinerseits, damit da gar kein Nebelgefühl aufkommt, bloß weil ich mal wieder aus purer Eitelkeit Selbstgenüssliches drechsele: Faschismus ist die totale Einberufung des Bourgeois als Staatsbürger sans phrase. Die rigorose Abrufung und Indienststellung sämtlicher Tugenden eines solchen, zu denen er sonst in weniger krisenhaften Zeiten gern Lippenbekenntnisse abgibt. Weswegen leider auch stimmt, dass gar mancher Anhänger für sich die Dämlichkeit eines „verführten Idealismus“ reklamieren darf.
Man muß heute durchaus daran erinnern, dass Faschismus nicht identisch mit dem „Holocaust“ ist, zu dem er im Bewusstsein des Normalverbrauchers polit-religiöser Denkfiguren zusammengeschnurrt ist.
Adornos aphoristisch moralisierende Charakterisierung „des Bösen“ am Nationalsozialismus hat der heutigen Schrumpfstufe sicherlich ungewollt Vorschub geleistet.
Um das Missliche des moralisierenden Verfahrens kurz zu skizzieren, folgender Aphorismus:
„Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“
Das bereitet zunächst einmal als überraschender Überfall auf das bislang so noch nicht Gesehene Vergnügen.
Dann aber: das ist der Form nach eine schlichte Definition, keine Bestimmung des im Thema Genannten. Ihr Inhalt verdankt sich der Willkür, ist also nicht dem Gegenstand geschuldet. Um so hässlich zu reden wie der Umstand nun mal ist: es gibt umgekehrt genug Juden, die sämtliche Vorurteile gegen sie einlösen. (Als Vorstellungshilfe, weil mir sonst wieder keiner glaubt: Michel Friedman.)
Offenbar ist im Aphorismus der Gedanke noch nicht an sein Ende gekommen. Er springt als Witzstruktur entweder zu weit oder zu kurz. So ein Verfahren schubst ins angeregte Aufhorchen. Dafür sei er erst mal gelobt.
Dann aber wäre es nicht schlecht, sich zu erinnern, dass man der holden Drangsal des aphoristischen „Denkens“ durchaus entgehen kann.
Meine ständige Berufung aufs Denken ohne moralische Obertöne verwehrt dem Gegenstand nicht zu sein, was ihm beliebt. Er kommt tatsächlich in so vielen Zusammenhängen vor, dass man fast dessen Aufdröslern in seine Funktionen Recht geben möchte. Indem meine Tour aber dazu ermuntert, denkend die Bestimmungen des Gegenstand auszusprechen, verwahrt sie sich gegen die Zumutungen an den Intellekt, die in der Beliebigkeit der Sichtweise nun einmal liegt, und sei sie noch so attraktiv.
Und wenn nun der Antisemitismus die Wahrheit über den Ideologen Numero Uno, den Staat, wäre, der einen inneren Feind ausgemacht haben will? Einen Feind, der seines materiellen Erfolges wegen der Massenarmut eine einleuchtende Erklärung ihres Elends bietet? Der in Südostasien Chinese heißt, oder auch schon mal Christ? Und in Südafrika Hindu?
Dann sind das aber keine Gerüchte. So etwas fällt unter hoheitliche Kritik am Untertanen und unter den sich selbst erteilten Handlungsbedarf des Definitionsmonopolisten.
Es ist eben schlimmer als Adorno sich das gedacht hat. Und dergleichen geschieht in Staaten, die keineswegs von Faschisten und -men angeleitet sind.
gitano - 27. Jul, 15:53