Mittwoch, 1. August 2007

Subjekt vs. Subjekt

Es ist ein merkwürdig´ Ding, aber im Deutschen wird mit Subjekt sowohl der Herr seiner Entschlüsse und ihrer Realisierungsbedingungen gemeint, als auch das direkte Gegenteil davon, nämlich der Unterworfene (sub-jectum), der Untertan. Der älteren Justiz als „verdächtiges Subjekt“, „gefährliches Subjekt“ bekannt.

So treten eben Philosophie (historisches Subjekt, Klassensubjekt, Tod des Subjekts…) und die Kruditäten geregelten Lebensvollzugs auseinander und sollen doch bloß eines sein. Weswegen die Einheit der Widersprüche die Gewalt regelt, wenn die des laufenden Geschäfts nicht ausreicht.

Ein Reflex davon findet sich in dem Soziologen-Einfall, es sei eine eher kritisch zu vermerkende Individualisierung der Gesellschaft zu konstatieren, wobei man nicht übersehen dürfe, dass eine dadurch ermöglichte ungeahnte Individuierung für bunte Vielfalts-Erlebnisse sorge.

Dabei ist es doch nicht ganz so komplex wie die sich selbst blendende sekundäre Ignoranz tut, wenn man sich nicht gerade von der Methodologie (=Expurgierung jeden gedachten Inhalts) um sein bisschen Verstand bringen lässt, und sich für die Leute interessiert wie sie nun mal sind und ausfallen. Was man sieht, ist:

Da laufen ja bloß lauter Individuen rum.

Denen wird schon nichts anderes übrig bleiben. Man fragt sich, worüber man da in Begeisterung ausbrechen sollte, wenn da einer mit sich selbst und keinem anderen durch sein Leben stolpert. Ich weiß, dass da der Hermann Hesse-Fan aufjault. Aber seinen Fuß wird er schon unter dem meinen selbst hervorziehen müssen.

Ihre Identität schaffen sie sich gemäß dem Auftrag der bürgerlichen Gesellschaft spätestens seit dem „Wilhelm Meister“ höchst eigenhändig auf den Leib, neben der Erledigung des Jobs immer auf der Suche nach ihrer wahren Bestimmung. Das sorgt für den öden Einheitsbrei der ins Weltweite diffundierenden Mittelstandsgesellschaft.

Und bunt bis zur Schrillheit wird’s überhaupt erst im Eldorado der Freizeit. Mich interessiert aber kein bonbonfarbenes Bodypainting und auch kein Haschen nach dem Wind, den eine Prominenz gerade gelassen hat. Wird diese Sorte des Bestehens auf seiner Besonderheit aggressiv, dann klingt das wie Popeye, der Spinatmatrose: "I yam what I yam an' tha's all I yam!"
Man braucht schon die Zeitlosigkeit des Humors, um die Gegenwart des Stumpfsinns nicht zu bemerken.

Und ich verbitte mir Schlaumeiereien wie die, dass ich ja wohl in diesem Urteil eingeschlossen bin, ansonsten es keines wäre!
Ja und? Könnten wir jetzt bitte zu den wichtigen Sachen übergehen?

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