Gerechtigkeit
Die Anhänger des Ideals der Gerechtigkeit verweisen gern bedauernd darauf, dass es nun mal leider, leider nicht zu verwirklichen sei.
Als ob diese Plattheit nicht schon mit dem Begriff des Ideals selbst mitgegeben wäre.
Dabei wird geflissentlich übersehen, was mit dem Ideal, also mit der täglichen Herstellung von Gerechtigkeit so alles Auferstehung feiert.
Ganz abgesehen von dieser müßigen Spiegelfechterei in beiden Fällen würde es durchaus genügen, den von allen gewussten Ausschluss vom existierenden Reichtum zur Disposition zu stellen.
Kaisers neue Kleider
Von Voltaire bis Adorno wird dem Gesellschaftskritiker gerne vorgeworfen, dass er als Denker der Herrschaft wohl Eintrag tut, ihr aber als Diener gern die Fackel trägt.
Übersehen wird dabei, dass man beim flackernden Schein der Fackel eigentlich sehr gut sieht: das da hat ja noch nicht mal Hosen an!
Kapitalismus als Heimatsong
Eine Folge der Wende war das offensive Bekenntnis zur Grundlage des Systems. Die Börsennachrichten standen nun nicht mehr bloß in den Zeitungen der interessierten Kreise.
Plötzlich sangen auch die ganz öffentlich Rechtlichen im beseligenden Walzertakt: Be-
ziehungen zur Industrie
sind sehr beliebt,
drum kriegst du sie.
„Schönes Wochenende!“
Unter der Tyrannei des Glückstrebens klingt dieser Befehl wie der Riegel des Schlosses, der erst am Montag den Freizeitpark wieder dem blanken Entsetzen öffnet: „Schönen Tag noch!“
gitano - 27. Jul, 12:53