Samstag, 23. Juni 2007

Demokratischer Faschismus

Wenn ich mich im Folgenden ein wenig ausrotze, dann ist mir schon klar, dass ich mit dem selben Erfolg beispielsweise ein shit-in auf dem deutschen Bundestag veranstalten könnte, aber ich merke, dass es mir gut tut kräftig zu kläffen, wenn ich schon nicht beißen darf. Also:

Die Merkel mag eigentlich keiner von uns so recht.
Woran das wohl liegen mag? Sollte es nicht nur an dem seltsamen Gebaren unserer Hunde bei ihrem Erscheinen auf der Mattscheibe liegen?

Lassen wir sie reden:

-Ziel sei nun ein Reformvertrag in Gestalt eines Änderungsvertrages, sagte Merkel.
Wir erfahren so von höchster Stelle, dass in diesem Vertragswerk sich die gigantischen Kontrahenten darauf verpflichten werden, dass eine Reform eine Änderung darstellt, die als Änderung schon in sich eine Reform ist.
Wenig scheint bekannt zu sein, dass man Bomben ganz unterschiedlicher Bauart und Durchschlagskraft herstellen kann, ohne dass an deren sinnvoller Zwecksetzung irgendetwas reformiert/geändert worden wäre.
Gelernt könnte man das aber schon an den zahllosen Rasierapparatsystemen haben, und am Persil oder am McDonald sowieso längst gemerkt haben, dass die tausend Erscheinungsweisen des immer Selben immer nur auf einen gar nicht verschwiegenen, immer denselben Zweck hinauslaufen.

Formales zu einer Rednerin, die Papiertaschentüchlein mit garantiert Null Nährwert verteilt, wenn irgendwen der kleine Hunger befällt:
„Trotz der schwierigen noch offenen Fragen gebe es die Chance, auf dem Gipfel einen Fahrplan für das Vertragswerk zu beschließen, das die Möglichkeit vorsehe, unter Umständen in Betracht zu ziehen, dass bei angemessener Berücksichtung auch der sozialverträglichen und kostennneutralen Änderungsvorschläge der Gegenseite ein großer Schritt vorwärts zu ihrer positiven Einschätzung einer nicht auszuschließenden Schlußbilanz führen könnte,“ sagte Merkel aus vollem Herzen.

Dieser Müll aus mehreren Merkeln (=Einheit für tranquilisierende Nichtssagendheit) hat aber dennoch einen Inhalt:
"Wichtig ist doch, kann ich aus vollem Herzen sagen, wir sind nach dem Gipfel einen Schritt weiter als vorher. Und das würde ich bejahen", sagte Merkel. Zugleich unterstrich sie, die Globalisierung könne nur gelingen, wenn es soziale Mindeststandards sowie Standards für die Umwelt gebe. Wohlstand könne sich entwickeln, wenn es Wachstum gebe. "Das ist aber kein Selbstzweck, sondern nur vernünftig, wenn wir für alle auf der Welt Verantwortung übernehmen", fügte die Kanzlerin hinzu.
Um das mal von hinten aufzudröseln, um rauszukriegen, was mir hier zugemutet wird: also
1. ich verzichte auf mein wohlbegründetes Urteil über meine und meiner Zeitgenossen Lage, und wer uns die bereitet hat, und weiterhin beherzt zu bereiten gedenkt, und übergebe
2.die ganze Angelegenheit getrost der Verantwortung einer Frau, die in Gestalt eines nebulosen „Wir“ nicht gerade bescheiden „für alle“ auf diesem Planeten die global wohltätigen Zwecke definiert, weil Selbstzwecke (i. e: von ihr nicht gesetzte) vom Übel seien.
Klartext: Den Arsch wird sie uns allen aus vollem Herzen aufreißen bei dem verantwortungsvollen Geschäft, dem Wachstum des Kapitals vorzubuchstabieren wie Wohlstand zu gehen hat.
Das letzte Mal hat ein Politiker namens Adolf Hitler so getönt, als es um den Versuch einer Indienststellung des Kapitals in das deutschnationale Schicksal ging.
Soll jetzt nicht heißen, dass die Merkel einen Faschismus aufziehen will. Aber einen demokratischen Faschismus und dessen Chancen visioniert und ventiliert Ihresgleichen immer öfter.

Es stimmt ja gar nicht, dass ich andauernd (neudeutsch: nachhaltig) gegen alles bin. Angesichts der laufenden Geschäfte bin ich aus vollem Herzen, und das ist doch wichtig, auf meiner Seite.
Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen in dieser schwierigen und noch offenen Frage: Ich bin für mich.

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