Epiktet, der Obendrauf/drüberhin-dings
"Nicht die Dinge beunruhigen die Menschen, sondern ihre Meinungen über die Dinge.“
Ja, das glauben mittlerweile alle, auch ohne Anspruch darauf, große Denker zu sein.
Der Bildungsstand des Mitteleuropäers ist nämlich ein erstaunlicher. Was ein merkwürdiges Licht auf die Bildung wirft. Man hat fast den Eindruck, ein Gebildeter sei einer, der alle Ideologien kennt, und im Bedarfsfalle lebhaften Gebrauch von der jeweilig einschlägigen macht. Vor allem beim Korrigieren des lieben Mitmenschen.
Die Werbung und der Spin doctor, in dem Werbung und Propaganda in einander übergehen, weil der promotete Markenartikel Politicus schon die ganze Politik ist, haben in Epiktets Lebenshilfesprüchlein sogar eine verlässliche Grundlage ihrer Revenue ausgemacht.
Von meiner Warte aus gesehen ist das Sprüchlein des stoischen „Obendrauf/drüberhin-dings“ nichts als eine gern angenommene Einladung zum Selbstbetrug, worin meine Zeitgenossen allerdings auch ohne philosophische Anleitung Meister sind. Wäre ich nicht so gebildet und erpicht auf Benevolenz des situationsmächtigen Lesers, würde ich sogar von einem veritablen Selbstbeschiss reden. (Übrigens weiß ich, daß Epi-ktet der "Hinzuerworbene" heißt, also ein Sklave war, der sich mit der psychohygienischen Verarbeitung seiner Lebensumstände hervorragend auskannte.)
Du brauchst nur die Beschriftung zu ändern und schon ist das Gammelfleisch Grundlage der Haute-cuisine?
Im KZ brauchst du wenigstens keine Miete zu zahlen?
Und in der Hölle sparst du jede Menge Heizkosten?
Kein Wunder, dass dir schlecht ist.
Du denkst, daß dir schlecht ist?
Nicht denken, aber immer dran denken: du brauchst nur deine Einstellung zu ändern.
Willkommen in Absurdistan!
Ach, so sei das gar nicht gemeint gewesen? Das beträfe nur die Dinge, auf die ich überhaupt Einfluß habe? Was voraussetzt, dass ich unterscheide zwischen mir Zugänglichem und dem
schicksalhaft Unveränderlichen?
Als ob das nicht alle Welt von sich aus täte! Und nicht längst über den Jordan gegangen wäre, wenn sie´s nicht täte!
Wer grämt sich denn überhaupt darüber, dass es die milchgebende Woll-Honig-Sau nicht gibt? (Utopie, Utopie!)
Komisch. Man selbst weiß sich immer frei von solchen Verirrungen des Geistes, die man als solche ganz schnell durchschaut.
Aber den anderen traut man die Abirrung durchaus zu.
Sei´ s drum! Sollte es tatsächlich Geister geben, die von Herrn Epiktet eigentlich betreut werden müssten:
Willkommen in der Freistatt Albernien!
Zur Klarstellung: Nicht Epiktet ist albern, er verweist ja seinen Schülern ihr ungeprüftes Vertrauen in das, was die als anstrengungslos sicheren Besitz wähnen.
Dabei gibt es das, was die Stoa gerne möchte, durchaus. Oben auf der Oberfläche des Meeres, wo die Dinge sich stoßen, schaukelt es beängstigend, aber unten, auf dem Grunde des Meeres: die ungerührte Stille des Begriffs.
Ja, das glauben mittlerweile alle, auch ohne Anspruch darauf, große Denker zu sein.
Der Bildungsstand des Mitteleuropäers ist nämlich ein erstaunlicher. Was ein merkwürdiges Licht auf die Bildung wirft. Man hat fast den Eindruck, ein Gebildeter sei einer, der alle Ideologien kennt, und im Bedarfsfalle lebhaften Gebrauch von der jeweilig einschlägigen macht. Vor allem beim Korrigieren des lieben Mitmenschen.
Die Werbung und der Spin doctor, in dem Werbung und Propaganda in einander übergehen, weil der promotete Markenartikel Politicus schon die ganze Politik ist, haben in Epiktets Lebenshilfesprüchlein sogar eine verlässliche Grundlage ihrer Revenue ausgemacht.
Von meiner Warte aus gesehen ist das Sprüchlein des stoischen „Obendrauf/drüberhin-dings“ nichts als eine gern angenommene Einladung zum Selbstbetrug, worin meine Zeitgenossen allerdings auch ohne philosophische Anleitung Meister sind. Wäre ich nicht so gebildet und erpicht auf Benevolenz des situationsmächtigen Lesers, würde ich sogar von einem veritablen Selbstbeschiss reden. (Übrigens weiß ich, daß Epi-ktet der "Hinzuerworbene" heißt, also ein Sklave war, der sich mit der psychohygienischen Verarbeitung seiner Lebensumstände hervorragend auskannte.)
Du brauchst nur die Beschriftung zu ändern und schon ist das Gammelfleisch Grundlage der Haute-cuisine?
Im KZ brauchst du wenigstens keine Miete zu zahlen?
Und in der Hölle sparst du jede Menge Heizkosten?
Kein Wunder, dass dir schlecht ist.
Du denkst, daß dir schlecht ist?
Nicht denken, aber immer dran denken: du brauchst nur deine Einstellung zu ändern.
Willkommen in Absurdistan!
Ach, so sei das gar nicht gemeint gewesen? Das beträfe nur die Dinge, auf die ich überhaupt Einfluß habe? Was voraussetzt, dass ich unterscheide zwischen mir Zugänglichem und dem
schicksalhaft Unveränderlichen?
Als ob das nicht alle Welt von sich aus täte! Und nicht längst über den Jordan gegangen wäre, wenn sie´s nicht täte!
Wer grämt sich denn überhaupt darüber, dass es die milchgebende Woll-Honig-Sau nicht gibt? (Utopie, Utopie!)
Komisch. Man selbst weiß sich immer frei von solchen Verirrungen des Geistes, die man als solche ganz schnell durchschaut.
Aber den anderen traut man die Abirrung durchaus zu.
Sei´ s drum! Sollte es tatsächlich Geister geben, die von Herrn Epiktet eigentlich betreut werden müssten:
Willkommen in der Freistatt Albernien!
Zur Klarstellung: Nicht Epiktet ist albern, er verweist ja seinen Schülern ihr ungeprüftes Vertrauen in das, was die als anstrengungslos sicheren Besitz wähnen.
Dabei gibt es das, was die Stoa gerne möchte, durchaus. Oben auf der Oberfläche des Meeres, wo die Dinge sich stoßen, schaukelt es beängstigend, aber unten, auf dem Grunde des Meeres: die ungerührte Stille des Begriffs.
gitano - 26. Jul, 07:22