Freitag, 3. August 2007

Reisen und Flanieren

Bevor ich mich besinnungslos in die nächste Unternehmung stürze (Berliner Höhenweg in den Zillertaler Alpen und Rumklettern im Wilden Kaiser) sei vor längerem Abschied etwas über das Reisen vermeint.

Es gibt keine Rechtfertigung dafür.

Die Unverantwortlichkeit schlechthin.

Ich kann noch nicht mal für mich reklamieren, dass ich im zarten Alter des Studiosus noch irgendwie auf der Suche sei. Übrigens und am Rande kommt bei dessen Suche immer nur eins raus. Zu Hause ist alles besser.
Gehört er allerdings mehr zur kaufmännisch veranlagten Sorte, wird er die Tourismusströme zumindest versuchsweise um-aufmerksamen. (Daß es das Wort nicht gibt, heißt nicht, dass die Sache nicht von dieser Welt ist. Tut mir leid, Enzensberger, von der Plebs bis zum Proll mag es zwar „anthropologische Konstanten“ geben, aber dass nichts so erfolgreich wie der Erfolg ist, das kommt nicht von der Hierarchie des Affenfelsens.)

Anthropologisch konstant sind die Liebe und der Tod. Weswegen sich die Literatur dieser Dinge gern annimmt.
Aber nur der nicht ganz unbedeutende Rest ist mein Thema.

Der Tod geht uns nämlich nichts an.

Wie dies?

Auch auf die Gefahr hin, dass das schon öfter und besser gesagt wurde:
Der befürchtete Tod setzt ein Bewußtsein voraus, das ihn als Tod weiß.
Als dahingegangene Individualität gibt es aber an mir nichts, das mich als Toten betränen könnte. Noch nicht einmal der Schmerzen des Todeskampfes wäre ich mir inne. Also was soll das? Es wird sein wie es war, bevor es mich gab. Und an meiner Prä-Natalität habe ich so was von überhaupt nichts zu meckern.
Deswegen müssen aber auch alle wichtigen Dinge eben vorher erledigt werden. Im Licht vor dem Dunkel, aus dem wir kommen und in das wir gehen.

Andere denken sich den Tod immer als Abwesenheit Ihrer Hochwohllöblichkeit von….
Falsch. Mir fehlt nichts, wenn ich mir nicht fehlen kann, weil es mich nicht gibt.
Ganz anders im Leben, wo ich schon ziemlich sauer bin, wenn ich mir abhanden komme, und deswegen aller Welt auf den Geist gehe. Aber das gemeinhin am Gängelband zu führende Leben scheint diesen Leuten als Thema so uninteressant, dass sie lieber ganz existenziell den „Mut zur Todesangst“ kultivieren.

Der Fehler scheint der der alten Stoiker zu sein, die immer wissen wollten, was ein Ding wert ist, statt sich darum zu kümmern, was es ist.

Der Tod ist das Erlöschen all dessen, was du aus dir – nolens volens – hast machen müssen.

Ein Problem ist das schlimmstenfalls für die Hinterbliebenen.

Zurück zu den wichtigen Dingen. Zurück zum Reisen.
Zum Gehen im Licht.
Vom Kohelet (in der Luther-Bibel: Der Prediger Salomo) über die Hedonisten der klassischen Antike bis zu dem Großkotz hier:

Wir lassen uns doch von Palmen
den Horizont nicht verstellen.
Wir pflücken ihre Früchte

und gehen weiter.

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