Poètes maudits
Die Gesänge des Maldoror
Von Isidor Ducasse, Comte de Lautréamont
Die verfemten Dichter verschwenden sich an die Metaphysische Revolte eines von ihnen autorisierten Ich, das erst als ein Anderer authentisch zu werden verspricht.
Hauptthema der Chants de Maldoror ist der pathetisch-erhabene Aufruhr eines gefallenen Engels dieses Namens gegen die Menschheit und deren grausamen Schöpfer.
Das lyrische Ich hat das Gelübde abgelegt, »mit der Krankheit und der Herumhängerei zu leben bis ich den Schöpfer überwunden habe...« Das Böse tun, um das Böse zu vernichten, das ist der basso ostinato von Lautréamonts genial schwarzer Romantik.
In einer ungeheuerlichen Phantasmagorie von Metamorphosen, in der das Lebendige tot, das Anorganische lebendig wird, verwandelt sich Maldoror in einen Polypen, der zum Angriff auf Gott ansetzt: » ...angreifen, mit allen Mitteln, den Menschen, dieses wilde Tier, und den Schöpfer...“
Leicht einzusehen, weshalb Albert Camus Lautréamont, zusammen mit Sade, Nietzsche, aber auch mit Rimbaud und den Surrealisten unter die Söhne Kains, unter die Vertreter der »metaphysischen Revolte« einreihte, und die Chants de Maldoror als ein Werk der Rache an Gott, der für alles Böse verantwortlich ist, interpretiert, als Revolte gegen eine absurde Schöpfung, gegen die Herrschaft des Bösen, die Gott zum Schuldigen stempelt, wenn er allmächtig ist, und die ihn als Allmächtigen negiert, wenn er das Böse wider Willen zulassen musste.
1) Neugierig tritt Maldoror in ein Bordell, Symbol der Moderne. Er findet dort ein redebegabtes Haar, das in verzweifeltem Monolog nach seinem Herrn ruft, der es hier verlor, und nach den Gründen fragt, weshalb dieser Herr überhaupt hierher kam und sich mit einer Dirne beschmutzte. Der lange Monolog, der nicht nur von der Begegnung mit einer Dirne, sondern auch von einem Knabenmord spricht, wird immer wieder leitmotivisch durch die indirekte Frage des zuhörenden Maldoror unterbrochen: »Und ich fragte mich, wer wohl sein Herr sein mochte!« Er erhält die Antwort auf die Frage, als der Herr zurückkommt, um das verlorene Haar wieder an sich zu nehmen. Es ist Gott, »der Allmächtige«, »der Schöpfer«, voller Scham über die eigene Tat und mit den Vorwürfen Satans beladen. Reumütig hält er Gericht über sich selbst und anerkennt das Recht des Menschen auf Revolte gegen seinen Schöpfer:
"Wie sollen die Menschen so strengen Gesetzen gehorchen, wenn der Gesetzgeber selber und als erster, es ablehnt, sich ihnen zu fügen?“ ... Und meine Schande ist unendlich wie die Ewigkeit!Der seiner Schuld einsichtig gewordene Gott setzt sich selbst auf die Anklagebank noch am anrüchigen Ort seines Vergehens! Das ist starker, eindeutig blasphemischer Tobak, und die hier nur angedeutete Weise der Schilderung und Inszenierung ist es noch mehr.
2) Es ist Mitternacht. Von der Bastille zur Madeleine fährt ein vollbesetzter Pferdeomnibus. Es ist, als ob nicht der Arm des Kutschers die Peitsche, sondern die Peitsche den Arm bewegte. Die Fahrgäste wirken wie Leichen in dem Omnibus, der den Raum verschlingt:
Er flüchtet!...Aber eine unförmige Masse folgt erbittert seinen Spuren mitten im Staub. »Haltet! Ich flehe euch an; haltet….meine Beine sind geschwollen, weil ich den ganzen Tag gelaufen bin….ich habe seit gestern nichts gegessen….meine Eltern haben mich verlassen …ich weiß nicht mehr , was tun…ich möchte nach Hause zurück und wäre dort schnell angelangt, wenn ihr mir einen Platz gäbet.. ich bin ein kleines Kind, acht Jahre alt und ich vertraue euch...» Er flüchtet!….Er flüchtet! ...Aber eine unförmige Masse folgt erbittert seinen Spuren mitten im Staub.
Nur ein junger Mann zeigt Mitleid, aber die Blicke der empörten Mitfahrer gebieten ihm Ruhe, »und er weiß, dass er gegen alle nichts tun kann.« Eine Träne der Hilflosigkeit rollt über sein Gesicht, und er fühlt, dass er nicht heraustreten kann aus der Zeit, in die er »geworfen« wurde: „Er gibt sich große Mühe, mit dem Jahrhundert fertig zu werden, in das er geworfen worden ist, und doch kann er es nicht verlassen. Furchtbares Gefängnis! Grausige Fatalität!
Der Omnibus, das Symbol der Geworfenheit flieht weiter. Ein Lumpensammler nimmt sich des verlassenen Kindes an. Sein bohrender Blick verfolgt drohend den Omnibus. Seine Drohung geht auf in der Drohung des Dichters:
Stupide, idiotische Rasse! Du wirst es bereuen, dich derartig aufzuführen. Das kann ich dir sagen. Das wirst du bereuen, jawohl, das wirst du bereuen. Meine Poesie wird nur darin bestehen, den Menschen, dieses wilde Vieh, mit allen Mitteln anzugreifen und mit ihm den Schöpfer, der ein solches Ungeziefer nie hätte schaffen dürfen. [Abschnitt aus dem zweiten Gesang]
Ein sehr modernes Symbol, dieser Omnibus. Dass er noch von Pferden gezogen wird, nimmt ihm nichts von seiner Evokationskraft. Es fasst hier die grausame Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden des Hilflosen zusammen, eben die geregelte Humanität der modernen Gesellschaft, der das Elend am Wege nicht so wichtig sein darf wie der Verkehrsfluss, der darüber hinweg geht. Der versuchsweise Mensch, das ist der Lumpensammler, der verachtete Strandgutsammler dieser Gesellschaft. In seinem Bild wandelt sich der rebellische Impuls unversehens in sozialrevolutionäres Potential.
Meine Jahre sind nicht zahlreich, und doch fühle ich schon, dass die Güte nichts ist als eine Ansammlung tönender Silben; ich habe sie nirgends gefunden.
Klar, dass angesichts solcher wirrer Attacken, die völlig ohne jeden erkennbaren Anlass ...(Vertauschung toter Dinge mit Lebendem!.... und umgekehrt ...!) einen ressentimentgeladenen Hass auf die gängigen Nichtigkeiten des bürgerlichen Heldenlebens austoben, ein Teil der bürgerlichen Wissenschaft auf die Diagnose Verrücktheit erkennen muss. Dieser - wie der andere Irre aus Deutschland ebenfalls mit 24 Jahren - Verstorbene...ach ja, Büchner...Büchner hieß der, kann nur professioneller Hilfe bedürftig gewesen sein.
Bei seinem mysteriösen Tod war so unbekannt, dass niemand ihn vermisste.
So könnte es sein:
Laut Walter Muschgs bejahrter "Tragischer Literaturgeschichte" (1957) existiert zwischen dem Erlebnis von Ohnmacht und existenzieller Enttäuschung eine innige Verbindung. "Der tragische Dichter", schreibt Muschg, "stellt sich dem tiefsten Schmerz, der alle optimistischen Erklärungen des Daseins entwertet. Er erkennt Dissonanzen und Disharmonien, die nur auf Kosten des Menschen gelöst werden können, und entschleiert die Wahrheit, deren Anblick niemand aushält. [...] Aber dieser Schmerz entbindet zugleich Kräfte, die sonst nirgends frei werden. Er stellt sich als letzter Wert heraus, der in sich eine Antwort ist. Darin liegt das Geheimnis der tragischen Kunst."
Der Begriff all dessen wäre dann die Kunstübung des enttäuschten Idealismus.
Hier eine weitere weitere Kostprobe:
Da ich nicht fand, was ich suchte, hob ich das verstörte Auge höher, noch höher, bis ich einen Thron sah, aus menschlichen Exkrementen und Gold gebildet, auf dem mit idiotischem Stolz, den Leib mit einem Leichentuch aus ungewaschenen Krankenhauslaken bedeckt, jener thronte, der sich selbst den Schöpfer nennt! Er hielt in der Hand den verfaulten Rumpf eines toten Menschen und führte ihn abwechselnd von den Augen zur Nase und von der Nase zum Mund; einmal am Mund, man errät, was er damit tat. Seine Füße steckten in einem endlosen Teich von kochendem Blut, durch dessen Oberfläche sich plötzlich, wie Bandwürmer durch den Inhalt eines Nachttopfes, zwei oder drei vorsichtige Köpfe schoben, um sofort pfeilschnell wieder unterzutauchten: ein Fußtritt, gut auf das Nasenbein gezielt, war die bekannte Belohnung für die Revolte gegen die Ordnung, durch das Bedürfnis hervorgerufen, eine andere Atmosphäre zu atmen; denn schließlich waren diese Menschen keine Fische! Bestenfalls Amphibien, schwammen sie zwischen zwei Wassern in dieser ekelhaften Flüssigkeit! … bis dann der Schöpfer, da er nichts mehr in Hand hatte, mit den beiden vordersten Krallen des Fußes einen anderen Taucher beim Hals ergriff, wie mit einer Zange, und ihn in die Luft hob, heraus aus dem rötlichen Schlick, der köstlichen Soße! Mit diesem verfuhr er genauso wie mit dem anderen. Erst verschlang er seinen Kopf, die Beine und die Arme, und zuletzt den Rumpf, bis nichts mehr übrig blieb, denn er knabberte die Knochen. Und immer so fort, die übrigen Stunden seiner Ewigkeit hindurch. Zuweilen rief er: »Ich habe euch geschaffen; also habe ich das Recht, mit euch zu machen, was ich will. Ihr habt mir nichts getan, ich behaupte nicht das Gegenteil. Ich lasse euch leiden, und zwar zu meinem Vergnügen.«
Bei Interesse: die Übersetzung der sechs Gesänge steht im Netz unter
http://www.uni-greifswald.de/~dt_phil/studenten/falmer/chants_f.html
Von Isidor Ducasse, Comte de Lautréamont
Die verfemten Dichter verschwenden sich an die Metaphysische Revolte eines von ihnen autorisierten Ich, das erst als ein Anderer authentisch zu werden verspricht.
Hauptthema der Chants de Maldoror ist der pathetisch-erhabene Aufruhr eines gefallenen Engels dieses Namens gegen die Menschheit und deren grausamen Schöpfer.
Das lyrische Ich hat das Gelübde abgelegt, »mit der Krankheit und der Herumhängerei zu leben bis ich den Schöpfer überwunden habe...« Das Böse tun, um das Böse zu vernichten, das ist der basso ostinato von Lautréamonts genial schwarzer Romantik.
In einer ungeheuerlichen Phantasmagorie von Metamorphosen, in der das Lebendige tot, das Anorganische lebendig wird, verwandelt sich Maldoror in einen Polypen, der zum Angriff auf Gott ansetzt: » ...angreifen, mit allen Mitteln, den Menschen, dieses wilde Tier, und den Schöpfer...“
Leicht einzusehen, weshalb Albert Camus Lautréamont, zusammen mit Sade, Nietzsche, aber auch mit Rimbaud und den Surrealisten unter die Söhne Kains, unter die Vertreter der »metaphysischen Revolte« einreihte, und die Chants de Maldoror als ein Werk der Rache an Gott, der für alles Böse verantwortlich ist, interpretiert, als Revolte gegen eine absurde Schöpfung, gegen die Herrschaft des Bösen, die Gott zum Schuldigen stempelt, wenn er allmächtig ist, und die ihn als Allmächtigen negiert, wenn er das Böse wider Willen zulassen musste.
1) Neugierig tritt Maldoror in ein Bordell, Symbol der Moderne. Er findet dort ein redebegabtes Haar, das in verzweifeltem Monolog nach seinem Herrn ruft, der es hier verlor, und nach den Gründen fragt, weshalb dieser Herr überhaupt hierher kam und sich mit einer Dirne beschmutzte. Der lange Monolog, der nicht nur von der Begegnung mit einer Dirne, sondern auch von einem Knabenmord spricht, wird immer wieder leitmotivisch durch die indirekte Frage des zuhörenden Maldoror unterbrochen: »Und ich fragte mich, wer wohl sein Herr sein mochte!« Er erhält die Antwort auf die Frage, als der Herr zurückkommt, um das verlorene Haar wieder an sich zu nehmen. Es ist Gott, »der Allmächtige«, »der Schöpfer«, voller Scham über die eigene Tat und mit den Vorwürfen Satans beladen. Reumütig hält er Gericht über sich selbst und anerkennt das Recht des Menschen auf Revolte gegen seinen Schöpfer:
"Wie sollen die Menschen so strengen Gesetzen gehorchen, wenn der Gesetzgeber selber und als erster, es ablehnt, sich ihnen zu fügen?“ ... Und meine Schande ist unendlich wie die Ewigkeit!Der seiner Schuld einsichtig gewordene Gott setzt sich selbst auf die Anklagebank noch am anrüchigen Ort seines Vergehens! Das ist starker, eindeutig blasphemischer Tobak, und die hier nur angedeutete Weise der Schilderung und Inszenierung ist es noch mehr.
2) Es ist Mitternacht. Von der Bastille zur Madeleine fährt ein vollbesetzter Pferdeomnibus. Es ist, als ob nicht der Arm des Kutschers die Peitsche, sondern die Peitsche den Arm bewegte. Die Fahrgäste wirken wie Leichen in dem Omnibus, der den Raum verschlingt:
Er flüchtet!...Aber eine unförmige Masse folgt erbittert seinen Spuren mitten im Staub. »Haltet! Ich flehe euch an; haltet….meine Beine sind geschwollen, weil ich den ganzen Tag gelaufen bin….ich habe seit gestern nichts gegessen….meine Eltern haben mich verlassen …ich weiß nicht mehr , was tun…ich möchte nach Hause zurück und wäre dort schnell angelangt, wenn ihr mir einen Platz gäbet.. ich bin ein kleines Kind, acht Jahre alt und ich vertraue euch...» Er flüchtet!….Er flüchtet! ...Aber eine unförmige Masse folgt erbittert seinen Spuren mitten im Staub.
Nur ein junger Mann zeigt Mitleid, aber die Blicke der empörten Mitfahrer gebieten ihm Ruhe, »und er weiß, dass er gegen alle nichts tun kann.« Eine Träne der Hilflosigkeit rollt über sein Gesicht, und er fühlt, dass er nicht heraustreten kann aus der Zeit, in die er »geworfen« wurde: „Er gibt sich große Mühe, mit dem Jahrhundert fertig zu werden, in das er geworfen worden ist, und doch kann er es nicht verlassen. Furchtbares Gefängnis! Grausige Fatalität!
Der Omnibus, das Symbol der Geworfenheit flieht weiter. Ein Lumpensammler nimmt sich des verlassenen Kindes an. Sein bohrender Blick verfolgt drohend den Omnibus. Seine Drohung geht auf in der Drohung des Dichters:
Stupide, idiotische Rasse! Du wirst es bereuen, dich derartig aufzuführen. Das kann ich dir sagen. Das wirst du bereuen, jawohl, das wirst du bereuen. Meine Poesie wird nur darin bestehen, den Menschen, dieses wilde Vieh, mit allen Mitteln anzugreifen und mit ihm den Schöpfer, der ein solches Ungeziefer nie hätte schaffen dürfen. [Abschnitt aus dem zweiten Gesang]
Ein sehr modernes Symbol, dieser Omnibus. Dass er noch von Pferden gezogen wird, nimmt ihm nichts von seiner Evokationskraft. Es fasst hier die grausame Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden des Hilflosen zusammen, eben die geregelte Humanität der modernen Gesellschaft, der das Elend am Wege nicht so wichtig sein darf wie der Verkehrsfluss, der darüber hinweg geht. Der versuchsweise Mensch, das ist der Lumpensammler, der verachtete Strandgutsammler dieser Gesellschaft. In seinem Bild wandelt sich der rebellische Impuls unversehens in sozialrevolutionäres Potential.
Meine Jahre sind nicht zahlreich, und doch fühle ich schon, dass die Güte nichts ist als eine Ansammlung tönender Silben; ich habe sie nirgends gefunden.
Klar, dass angesichts solcher wirrer Attacken, die völlig ohne jeden erkennbaren Anlass ...(Vertauschung toter Dinge mit Lebendem!.... und umgekehrt ...!) einen ressentimentgeladenen Hass auf die gängigen Nichtigkeiten des bürgerlichen Heldenlebens austoben, ein Teil der bürgerlichen Wissenschaft auf die Diagnose Verrücktheit erkennen muss. Dieser - wie der andere Irre aus Deutschland ebenfalls mit 24 Jahren - Verstorbene...ach ja, Büchner...Büchner hieß der, kann nur professioneller Hilfe bedürftig gewesen sein.
Bei seinem mysteriösen Tod war so unbekannt, dass niemand ihn vermisste.
So könnte es sein:
Laut Walter Muschgs bejahrter "Tragischer Literaturgeschichte" (1957) existiert zwischen dem Erlebnis von Ohnmacht und existenzieller Enttäuschung eine innige Verbindung. "Der tragische Dichter", schreibt Muschg, "stellt sich dem tiefsten Schmerz, der alle optimistischen Erklärungen des Daseins entwertet. Er erkennt Dissonanzen und Disharmonien, die nur auf Kosten des Menschen gelöst werden können, und entschleiert die Wahrheit, deren Anblick niemand aushält. [...] Aber dieser Schmerz entbindet zugleich Kräfte, die sonst nirgends frei werden. Er stellt sich als letzter Wert heraus, der in sich eine Antwort ist. Darin liegt das Geheimnis der tragischen Kunst."
Der Begriff all dessen wäre dann die Kunstübung des enttäuschten Idealismus.
Hier eine weitere weitere Kostprobe:
Da ich nicht fand, was ich suchte, hob ich das verstörte Auge höher, noch höher, bis ich einen Thron sah, aus menschlichen Exkrementen und Gold gebildet, auf dem mit idiotischem Stolz, den Leib mit einem Leichentuch aus ungewaschenen Krankenhauslaken bedeckt, jener thronte, der sich selbst den Schöpfer nennt! Er hielt in der Hand den verfaulten Rumpf eines toten Menschen und führte ihn abwechselnd von den Augen zur Nase und von der Nase zum Mund; einmal am Mund, man errät, was er damit tat. Seine Füße steckten in einem endlosen Teich von kochendem Blut, durch dessen Oberfläche sich plötzlich, wie Bandwürmer durch den Inhalt eines Nachttopfes, zwei oder drei vorsichtige Köpfe schoben, um sofort pfeilschnell wieder unterzutauchten: ein Fußtritt, gut auf das Nasenbein gezielt, war die bekannte Belohnung für die Revolte gegen die Ordnung, durch das Bedürfnis hervorgerufen, eine andere Atmosphäre zu atmen; denn schließlich waren diese Menschen keine Fische! Bestenfalls Amphibien, schwammen sie zwischen zwei Wassern in dieser ekelhaften Flüssigkeit! … bis dann der Schöpfer, da er nichts mehr in Hand hatte, mit den beiden vordersten Krallen des Fußes einen anderen Taucher beim Hals ergriff, wie mit einer Zange, und ihn in die Luft hob, heraus aus dem rötlichen Schlick, der köstlichen Soße! Mit diesem verfuhr er genauso wie mit dem anderen. Erst verschlang er seinen Kopf, die Beine und die Arme, und zuletzt den Rumpf, bis nichts mehr übrig blieb, denn er knabberte die Knochen. Und immer so fort, die übrigen Stunden seiner Ewigkeit hindurch. Zuweilen rief er: »Ich habe euch geschaffen; also habe ich das Recht, mit euch zu machen, was ich will. Ihr habt mir nichts getan, ich behaupte nicht das Gegenteil. Ich lasse euch leiden, und zwar zu meinem Vergnügen.«
Bei Interesse: die Übersetzung der sechs Gesänge steht im Netz unter
http://www.uni-greifswald.de/~dt_phil/studenten/falmer/chants_f.html
gitano - 10. Mär, 10:20