Dienstag, 19. August 2008

Funktionalität der Religion


Was den Staat in Religionsdingen allein interessieren darf, ist: wozu die Lehren derselben anzuhalten sind, damit er nützliche Bürger, gute Soldaten, und überhaupt getreue Untertanen habe."
Dieser markige Spruch stammt nicht aus der Feder eines Denunzianten oder eines Hetzers, sondern ein Holzhacker namens Kant führt hier die aufgeklärte bürgerliche Vernunft am Werke vor.

Moralisches Unwesen
Gern würde er seine Geliebte aus den Fängen dieses Ungeheuers retten. Dies erschiene ihm als Gutes.
Da er dies aber aus Neigung und Liebe zur Sache betriebe, statt aus Pflichtgefühl, muss er das liebe Gut dem Drachen doch wohl als zarten Happen zwischendurch überlassen.
Denn "Alles, was nicht auf moralisch-gute Gesinnung gepfropft ist, ist nichts als lauter Schein und schimmerndes Elend."

Kants Rigorismus spricht sich unmissverständlich und strikt gegen das Lügen aus, aber kein Wohlmeinender würde es soweit kommen lassen, dass er aus purer Wahrheitsliebe seinen wahren Charakter, seine Schwächen, Gemeinheiten und Idiotien auf die - nichts dergleichen vermutende - Mitwelt losließe.
Die Welt würde keineswegs zusammenbrechen, wenn der guten Menschen weniger würden: Lügende Zeugen wandern wegen Meineids ins Gefängnis.

Kantisch, aber wahr:

"Alle menschliche Tugend im Verkehr ist Scheidemünze; ein Kind ist der, welcher sie für echtes Gold nimmt."
"Man muss gestehen: daß die größten Übel, welche gesittete Völker drücken, uns vom Kriege, und zwar nicht so sehr von dem, der wirklich oder gewesen ist, als von der nie nachzulassenden und so gar unaufhörlich vermehrten Zurüstung zum künftigen, zugezogen werden."
"Das Verhalten der Menschen, so lange ihre Natur wie sie jetzt ist, bliebe, würde also in einem bloßen Mechanismus verwandelt werden, wo, wie im Marionettenspiel, alles gut gestikuliert, aber in den Figuren doch kein Leben anzutreffen sein würde."

Motto
Den ungeschlachten Schrei in einen Tanz verwandeln.
Den Schmerz in einen Gedanken.

Begriff und Vorstellung
Wenn einer sich so anhört, als rede aus ihm die Realität selbst, liegt die Vermutung nahe, er sei im Begriff dessen, worüber er spricht.
Sagt sich dann der Zuhörer insgeheim: “Das kann ich mir nicht vorstellen,“ dann wird aus dem Verdacht fast schon Gewissheit.
Der Rest ist Gedankenarbeit.

Autodidakt
Wo kaum noch einer lebenslänglich in dem Beruf tätig ist, für den er ausgebildet wurde, ändert sich die Stellung zum Quereinsteiger a posteriori.
Der Autodidakt war in meiner Jugend noch etwas ganz Schlimmes .
Für den Deutschlehrer der 50er Jahre eine defiziente Form des Menschseins, also etwas Hochverdächtiges.
Da wäre einer ohne Lehrer auf was gekommen?
Das kann nix sein.
Das wäre ja so wie wenn einer, der nicht an den gepredigten Gott glaubt, ein braver Mensch dürfen sein soll.
Das wird man zu verhindern wissen.

Was also lernen wir vom Autodidakten?
In der wirklichen Welt geht es nicht groß transzendental her. Aber das weiß der rechthaberische Kantianer „eh scho´“ ( = a priori).
Ein a priori ist ein ungemein pfiffiges Ding: ohne irgendwas gedacht zu haben, hat man auch schon recht.

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