Zur Psychologie des Satirikers
1. Er steht gern über den Dingen. Baut sich das passende Podest dazu, praktisch und formschön.
Verschafft sich also zu allem den souveränen Blick von oben. Wenn die andern sich die Butter vom Brot nehmen lassen, hält er das nicht für eine längst anzuratende Diät, sondern betreibt eine Wiederherstellung des gekränkten Ichs.
Diese restitutio in integrum ist zwar nur Pseudo-Souveränität, macht aber genau so viel Spaß wie an den seligen Gesichtern der Bespaßten ablesbar ist.
2. Er blickt gern von unten und hinter die Kulissen. Öffnet die Tapetentüren auf der politischen Szene und man sieht: wenig dahinter. Die Bundesrepublik ein Land aus Schein und Nichts.
So einer nervt. Dauer-Entlarvung und Kabarettisten-Überlegenheit gehen nun mal auf den Keks.
3. Drum macht er gern den Virtuosen. Umwerfen will er mit im Handumdrehen gewendeten Begriffen. Es zeigt sich die Bodenlosigkeit im Wörtergewühl der jederzeitigen Unzeit.
Dies sind die drei Gründe, warum es eine Gegenöffentlichkeit nicht wirklich gibt. Da auch das Nein der Randständigen nur Gebet ist, also noch nicht einmal heimlich im Hosensack geballte Faust.
gitano - 27. Dez, 10:35