Grafitto
Jeder Tag Deutscher Geschichte ist schon wieder einer zufihl. (sic et non!)
Kalauer zur Macht
Wissen macht frei.
Nicht-Wissen macht freilich auch nix.
Beide Standpunkte entmachten.
Das Unrelativierbare
Was den Tod betrifft, da ist jeder Autodidakt.
Das macht mich ihn geradezu lieben.
Endlich etwas, über das servile Seminararbeiten oder Gefälligkeitsgutachten zu verfassen, voll am Thema vorbeigeht!
Tabu
Die Löcher im Weltbild einer Sprache verweisen auf die in ihr wirksamen ungeschriebenen Verbote. Zwar kann dieser Ort, an dem angeblich nichts ist, durchaus gedacht werden, aber offiziell ist er ein Unbetretbares, Adyton.
Beispielsweise nennt man einen von seinen Affekten mehr oder weniger angenehm Gebeutelten treffend einen Getriebenen.
Seltsamerweise weist die Verwortung der Gefühlswelt am anderen Ende der Skala ein Loch auf: einen unter dem Druck seiner moralischen Emotionen Laborierenden nennt man keineswegs einen Gepressten.
Solche Löcher und Verliese werden statt dessen den Schmachtenden mit Orden verborgen.
Pejorativa
Die deutsche Sprache ist besonders reich an sprachlichen Mitteln der Abwertung von eigentlich Hochzuschätzendem.
So sieht sich ein Kritikaster sehr schnell im selben Spucknapf wie der Philosophaster.
Soweit das methodisch Formelle, das sich schnell lernt.
Man erfährt aber sehr viel mehr über die Sprecher des Honoratiorendeutsch angesichts dessen, was ihrem Wortschatz fehlt: Professoraster, Strategaster oder Moralaster.
Also von wegen, es gäbe keine moralischen Maßstäbe mehr. Der heutige ist der absolute Unverbindlichkeitsdruck des bloggenden Meinungsgeplappers.
Wenn es also um nichts mehr geht, weil in der Post- dies und das auch - Gesellschaft alles bloß Konstrukt ist, dann erhebt sich für die flexibilisierten Dividuierten die allgemein verbindliche Aufforderung, wechselseitig ihre inhaltslose Meinungssouveränität anzuerkennen und jeglichen Kampf um Wahrheit zwischen philosophisch-hermeneutischem Deuten und dem Denken dessen, worauf sich die Deutung bezieht, zu stornieren. Denn die unangefochtene Deutungshoheit des Staates privilegiert ihre Meinung ohnehin zum letztgültigen Erfassen dessen, was immer da sei, und erniedrigt jede Artikulation schon von vornherein zum Meinungsgelaber.
„Während die postmoderne Ideologie immerhin noch wusste, dass der Diskurs trotzdem ein Machtspiel ist, ohne allerdings dessen gesellschaftlichen Bedingungszusammenhang zu reflektieren, möchten die alternativideologischen Bürgerkinder nur noch neutrale und unschuldige Erkenntnissubjekte unterstellen, die sich gegenseitig in einem geschützten Wohlfühl-Bunker liebevoll mit Argumenten „beschenken“. Dieser Versuch, die theoretische Auseinandersetzung in eine ganzjährige doitsche Weihnachtsbescherung zu verwandeln, ist allerdings der sicherste Weg in das allgemeine Massaker.“ (Robert Kurz: Weltkrise und Ignoranz)
Hallo, Passanten,
mein Selbststabilisierungs-Projekt ist geglückt und damit abgeschlossen.
Hiermit schließe ich diesen Selbstverständigungsblog über das, was mir die Nacht so zuträgt.
gitano - 8. Jan, 12:38