Definitionen und Aphorismen zur Lebens-Unweisheit
"Gähn!"
Zynismus
Ein schwarzer Peter, der den gesellschaftlichen Spielregeln gemäß reihum geschoben wird.
Von der Unendlichkeit aller möglichen Wertschätzungen aus würde es sogar höchlichst verwundern, wenn es keine gäbe, von der aus auch du, Unwert du, ganz einfach weggehörst.
Was soll das?
Die Frage nach dem Zweck stößt dem Frager immer dann auf, wenn er seine gewohnten Zwecke im Dargebotenen nicht automatisch wiedererkennt.
Häufig gibt das niederträchtige argumentative Anbieten einer Sache mit ihrem Grund allen Anlass, die eigenen höheren Zwecke in Anschlag zu bringen gegen diesen Verrat an der Sinnsphäre.
Legitime Selbstverteidigung der Freiheit, wenn der Krieg demokratisch vom Kongress beschlossen wurde.
Man kann das auch für einen bewanderbaren Gebirgszug halten, oder für einen Anlass zu Völkerrechtsdiskussionen, oder sein christliches Süppchen auf der verderbten Menschennatur kochen... . Siehe > Hermeneutik
Erfolg
Der Erfolg von kriegführenden Nationen sei noch so klein, es ist schwer dagegen anzuargumentieren.
Enthält er doch die Behauptung des bürgerlichen Utilitarismus, der Grund der Gravamina sei damit so gut wie aus der Welt gebombt.
Sprachdenkmal
Kultige Bosselarbeit von meinungsführenden Euphemisten, die den Begriff einer Sache mit ihrer moralischen Beschmitzung verwechseln, und lieber vom Prekariat reden.
Solche linguistischen Monumente tun nichts zur Sache, blamieren sich aber durch den Versuch der Sprachlenkung, die es freilich nur im Dritten Reich gegeben haben soll.
Gönnerhaft (Adj.)
Dieses Hinzufügsel meint, dass da einem die Haft eines, der noch nicht mal ein Gönner ist, angedeihen gemacht wird.
Methodologie einer Form, die Inhalte schon transportiert, bevor sie überhaupt da sind.
Kill a Commie/Cappie... for Mommy/Pappy…
Diese universelle Denkfigur weltweiter Staatsmoral weiß, dass ganz unegoistische Liebe ganz gut ist.
Anhänger dieser Glaubensrichtung können nichts anfangen mit einem begabten Hasser wie Karl Kraus:„Wurzelnd dort wo ich hasse
Wachse ich über die Zeit.“
Altruismus
Es braucht keine statistische Erhebung, um herauszufinden, dass der Altruismus der herrschenden Eliten mehr Tod und Elend verbreitet hat als der krasse Egoismus der ihnen Ausgelieferten.
Dass es dabei immer lachende Dritte gegeben hat, macht aus der Blutspur der Geschichte keinen Himbeersaft.
Wortloses Glück
Dem nichts mehr auffällt, fällt nichts mehr ein.
Seines Glückes Herrchen
Glückliche Menschen habe ich gesehen. Die führen ihr Glück an der Leine vor. Das wedelt, bellt, und gibt Pfötchen auf Kommando.
Egoismus
Wird gern von Saturierten gegeißelt, die in seinen mannigfaltigen Formen nicht mehr die Verrichtung einer Notdurft sehen mögen.
Durchblicker
Kennen sich aus mit rissigen Kritiker-Identitäten, die ungeliebte Anteile von ihrer fraglosen Zugehörigkeit abspalten. Siehe Karl Marx und Karl Kraus mit ihrem jüdischen Selbsthass.
A) "Letztlich war für Karl Kraus die Polemik wichtiger als die Sache. Der Haß, der aus seinen Invektiven spricht, trägt durchaus pathologische Züge. Hinter den Anklagen von Karl Kraus verbergen sich, wie gelegentlich vermutet wurde, unbewußte Selbstanklagen: Um sich nicht selber verachten und hassen zu müssen, hat er seine Feinde verachtet und gehaßt. Das ist auch der Hintergrund, der die eindeutig antisemitischen Elemente seines Werks erklären kann.( Reich-Ranicki, der Arm-Leuchter)
B) Merkwürdig. Und sonst haben die nichts gesagt?
Die EU betreibt seit 2003 Sicherheitsforschung.
Das lob(by)t man sich.
Es geht dabei nämlich um eine nachhaltige und konkurrenzfähige technologische und industrielle Basis der im EU-Grundlagenvertrag geforderten europäischen Auf-Rüstung, also um Kriegsvorbereitung.
Don Quijote
So wünsche ich mir einen über sich selbst belehrten Don Quijote: er dringt heimlich in die Mühle ein und mahlt mit den Riesenflügeln was das Zeug hält.
Das wäre zwar das Ende aller historisch ruchbar gewordenen Lesarten der Cervanteschen Metaphysik, aber man läse sie dann erstmals als das, was sie ist: eine amüsante Geschichte aus der Kinderstube des Geistes.
Weil sicherlich nicht allgemein bekannt ist, worauf ich mich beziehe, zitiere ich hier die Stelle aus der Rede des Hidalgo in meiner Übersetzung: „Freund Sancho, dort zeigen sich dreißig oder noch mehr gewalttätige Riesen, mit denen ich eine Schlacht zu schlagen gesonnen bin und ihnen allen das Leben zu nehmen; mit der Beute von ihnen wollen wir den Anfang unseres Reichtums machen; denn dies ist ein gerechter Krieg (buena guerra), und es ist ein wahrer Gottesdienst (gran servicio de Dios), diese verdammte Brut ( mala simiente)vom Angesicht der Erde zu vertilgen.“
Es geht in diesem schütteren Geist zu wie bei den Landnahmekriegen des alttestamentarischen Joschua.
Egoismus
Clevere Anwendung der gesellschaftlichen Spielregeln. Wenn die gegen dich ausschlagen, sind die anderen die krassen Egoisten, die vor blankem Egoismus nur so blinken.
Notwendigkeit
Die von allen gedankenlos dahergeschwätzte Unverzichtbarkeit der Liebe hat die Unumgänglichkeit des Hasses zur gewussten Grundlage.
Es liegt daher keineswegs eine psychologische „Notwendigkeit“ vor, dass du oder ich oder sonst eins von all dem Fließenden hasse, oder es lasse.
Es ist die Figurenperspektive des revolutionsmüden Danton, die auf ein „Was ist es, das in uns lügt, hurt, stiehlt, mordet?“, kommt.
Vom Revolutionär Büchner aus gesehen ist das eine ganz falsche Frage, weil sie die Welt trennt in den Willen zu all dem, der selbstverständlich auch seine Gründe dafür weiß, und eine jenseits davon existierende Verdoppelung, die sich ab sofort als das Tiefere ausgeben wird, obwohl sie ohne Not einen ganz neuen Gegenstand kreiert hat, der vom Thema endgültig nichts mehr wissen will.
Propheten
Da lässt sich´ s gut Prophete sein, wenn die Vorhersagen einem Jahrhunderte später von irgendwelchen, eine jüdische Identität bastelnden, Schreiberlingen nachgesagt werden.
Deutungskunst
Es gibt einen feinen, egoistischen Dünkel, der es mit seiner enthusiastischen Feier des ausschließlich individuellen Zugangs zu schlechterdings allem zu großem Ansehen unter den Auslegern gebracht hat: die Hermeneutik.
Der epidemische Gerechtigkeitswahn diktiert, dass alle so wenig haben wie ich. Andersherum, c´ est la révolution.
Wer zahlt könnte geladen sein.
Stünden die Politiker auf der Lohnrolle der Spionagedienste, läsen sich die Verfassungsschutzberichte ganz anders.
Stolz
Die demütige Verneigung des Exzentrikers vor dem, was die andern ihm verübeln.
Glaubwürdigkeit
Ist die Fahndung nach Gesichtspunkten des Wie einer Präsentation von mit Sicherheit faulen Fischen. Siehe >Mundus vult decipi.
Auf dem Symbol des Kapitalismus, dem Dollar, steht zu lesen "In God we trust".
Vor 1963 war statt dessen auf dem, was immer mehr sehr realer Schein wurde, zu lesen: "Wird jederzeit in Gold umgetauscht". Als das auseinanderdriftende Verhältnis von Goldreserven und Geldumlaufmenge dieses Versprechen eines gedeckten Kredits illusorisch machte, kam Gott gerade recht als metaphysischer Garant für das Gelingen einer Fiktion, dass die faktisch unendlich steigenden Staatsschulden auf der Unerheblichkeit ihrer Rückzahlung beruhen könnten.
Es sei denn: dass ein Dollar die Macht hat, mehr zu sein als ein billiges Stück bedruckten Papiers, garantiert ausschließlich die dahinter stehende Staats-Macht.
Betet, Leute.
Und wenn ihr damit fertig seid, Helm auf und angetreten!
Kunst
Hat seit ihrem Hervorkriechen unter dem Mantel der Kirche zu tun mit Widerstand, und der muss sprechen und sprechen machen. Stumm hingegen ist die geregelte Verdauung des Genehmen.
Zwar stimmt das nicht hinten und nicht vornten.
Dafür aber in der Mitte, wo die rebellischen Studenten der ihnen voraufgegangenen Theologen, Philosophen und Musikanten sich vom Elternhaus abnabeln.
Ehrabschneider
Als intimer Freund der Wahrheit würde ich gern mal ein Wörtchen reden mit jenem Verleumder, der das Gerede von der unangenehmen Wahrheit in Umlauf gebracht hat.
Die Anhänger des Ideals der Gerechtigkeit verweisen gern bedauernd darauf, dass es nun mal leider, leider nicht zu verwirklichen sei.
Als ob diese Plattheit nicht schon mit dem Begriff des Ideals selbst mitgegeben wäre.
Dabei wird geflissentlich übersehen, was mit dem Ideal, also mit der täglichen Herstellung von Gerechtigkeit so alles Auferstehung feiert.
Ganz abgesehen von dieser müßigen Spiegelfechterei in beiden Fällen würde es durchaus genügen, den von allen gewussten Ausschluss vom existierenden Reichtum zur Disposition zu stellen.
Kaisers neue Kleider
Von Voltaire bis Adorno wird dem Gesellschaftskritiker gerne vorgeworfen, dass er als Denker der Herrschaft wohl Eintrag tut, ihr aber als Diener gern die Fackel trägt.
Übersehen wird dabei, dass man beim flackernden Schein der Fackel eigentlich sehr gut sieht: das da hat ja noch nicht mal Hosen an!
Kapitalismus als Heimatsong
Eine Folge der Wende war das offensive Bekenntnis zur Grundlage des Systems. Die Börsennachrichten standen nun nicht mehr bloß in den Zeitungen der interessierten Kreise.
Plötzlich sangen auch die ganz öffentlich Rechtlichen im beseligenden Walzertakt: Be-
ziehungen zur Industrie
sind sehr beliebt,
drum kriegst du sie.
„Schönes Wochenende!“
Unter der Tyrannei des Glückstrebens klingt dieser Befehl wie der Riegel des Schlosses, der erst am Montag den Freizeitpark wieder dem blanken Entsetzen öffnet: „Schönen Tag noch!“
Gibt es da, wo Ränder sind.
Es wäre - so gesehen - ein Unding mit Nietzsche zu behaupten: „Die Mitte ist überall.“
Politisch gesehen hat er bei diesem Verlust der Mitte durch die dreiste Besetzung der Ränder mit ihr selbst allerdings inzwischen weltweit recht bekommen. Die Merkel ist wirklich überall. Und trifft überall auf ihresgleichen.
Mediatoren erweisen sich in dieser Situation als Media-Toren.
Und der Exzentriker hat einen ganz schlechten Stand im ihm bereiteten Nirgendwo.
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.
Argumentative (engl. adj.)
Einer der vielen false friends, der mit dem Argumentativen des Deutschen nur am Rande zu tun hat.
Es charakterisiert dieses Adjektiv einen streitlustigen Menschen.
Höflich, wie das Englische nun mal ist, im Vergleich zu den mehr analytisch verfahrenden romanischen Sprachen, hält es am „Kontroversiellen“ der Oberfläche fest und blendet aus, dass im Argument die Sache mit ihrem Grund vorgelegt wird, und dass der ganze Ärger überhaupt nur entsteht, wenn einer sich die selbe Sache als einen guten Zweck verfolgend vorstellen will.
Übrig geblieben ist in dieser moralischen Einordnung eine starke Empfehlung aus der Tratschsphäre, es doch besser nicht so zu halten.
Sentiments (engl.)
So heißen im Angloamerikanischen die bis aufs Messer verteidigten Ansichten, obwohl man dächte, dass auch diesen Messerhelden auffallen müßte, dass ein unübersehbarer Widerspruch aus dem Hader von mentalen > < Gefühlen hervorspringt.
Wer sich seine Meinungen von außen ansieht, ist also schon einen Schritt weiter.
Entfremdung
Wenn´ s dir draußen zu kalt wird, drinnen stehen Kirchen Schlange mit dem Angebot warmer Umarmungen.
Versprechen des Staates, in sehr eng zu definierenden Ausnahmefällen Gewaltverzicht zu üben.
Idealismus
Ist etwas Wunderbares. Jeden Wunders bar taucht er immer genau dann auf, wenn wegen fehlendem Barem Wunder gebraucht werden.
Alamo
Das Kolberg des Retorten-Mythos Amerika.
Wer vom Zweck einer Sache sich abgestoßen fühlt, neigt dazu, ihn zu leugnen, und ist auch noch dankbar für ihren Sinn.
Die Differenzierten
In den wenigen Fällen, wo einer sagt, dass er was hat gegen die Grausamkeit der einen, wie gegen die Hochnäsigkeit der anderen, und er ist kein Pastor, wird man ihm über kurz oder lang sein einfältiges Geltungsbedürfnis verweisen.
Mit größerer Aussicht auf Erfolg hätte er in Nekrosen herumstochern können.
Gegen Gleichmacherei
- Nicht reden, machen.
- Also: nicht reden machen.
Der Unterschied ist: ich könnte euch schon bei euren Problemen helfen...
Selbstgefühl
Das, was einen befällt, wenn einfach nicht mehr zu leugnen ist, dass immerhin du deinen unfähigen Lehrern gelungen bist.
Diese verzogenen Bälger glauben doch tatsächlich, dass sich eine Langeweile mit Langeweile multipliziert zur angenehmen Zerstreuung potenziert.
Aber der Exhibitionismus macht die Titte hinter den Gittern eines Netzbodys um nichts weniger einsam, wenn die voyeuristische Neugierde im Menschenzoo des Vorabendprogramms sie anstarrt.
Boulevardblatt
Die Kamera fokussiert sich auf den Hund, der seine Notdurft am Eck verrichtet.
Jetzt hängt sogar hier noch ein bisschen davon ab, ob man den Eckpfeiler für wichtiger hält, weil er wichtiger ist.
Der sprechende Hosenanzug
sagte auf dem jüngsten G8-Gipfel der unbegrenzten Unverschämtheiten:
"Fehlende Nahrung und Verteilungskonflikte könnten die Demokratisierung gefährden, Staaten destabilisieren und zu einem Problem der internationalen Sicherheit werden".
Wieso weiß man eigentlich immer schon, was aus diesen Pestbeulen des Staatsidealismus rausquillt?
Und wieso, was von dergleichen nicht zu erwarten ist?
Da auch ihre an Eiter gewöhnte Zielgruppe nicht draufkommt, hier das allen so fern liegende Naheliegende: “Fehlende Nahrung führt zum Hungertod.“
Dialektik
Der schlechte Ruf der Dialektik kommt davon her, dass sie dauernd widerspricht, weil sie mit der einsichtigen Dorftrulle der Vernunft nicht das Bett teilen will.
Vulgarität
Vulgarität stellt sich auf die Showbühne und holt sich lachend öffentlich einen runter.
Hat also mit Grobianismus nichts zu tun.
Dem fällt an der Vulgarität vielmehr was auf, und er lässt sich aus über den ihm angetragenen Maßstab des affirmativ Schweinischen, und zwar auf dessen Ebene, aber reflektiert ablehnend.
Dementsprechend: es stinken zu viele schwarz—rot-gold aus dem Hals. Diese Fahne ersetzt nicht nur den Heiligen, sondern jeden Geist.
Marx reloaded
Das Malheur mit den Linken ist, dass es sie immer geben wird, weil sie aber auch alles tun, dass das so bleibt.