Montag, 10. November 2008

Liebenswürdig

Das heißt so viel wie „für sich einnehmend, entgegenkommend, freundlich, gefällig, gewinnend, wohlgesinnt, wohlwollend, zuvorkommend.“.
Sagt das aber nicht, sondern: "des Liebens würdig" bindet die Bindekräfte an moralische Voraussetzungen im Anderen.
Was nichts mit Liebe zu tun hat, sondern einem Belohnungssystem von Aufopferern.

Glaubwürdigkeit
Wer ein Glaubwürdigkeitsproblem mit irgendwelchen Politikern hat gibt zu, dass er solche - unter Umständen auch weiblichen - Herren mit einem Gottesdiener verwechselt.
Politiker kann man nämlich ausrechnen.

Was sie schon immer nicht wissen wollten:
- es gibt keine Schere zwischen dem Reich und seinem Arm;
- mit dem Inhalt seines Portfolios herumzuspielen und fromm die Hände zu falten, vertragen sich sehr gut miteinander;
- das ewige Schweigen jener unendlichen Räume öffentlicher Kommunikation nötigt niemandem Ehrfurcht ab;
- Becketts samuelisches Gesicht einerseits und die Visagen jener Schweinebacken, die uns in den Nachrichten offeriert werden andererseits ... das hat was zu bedeuten.

España negra

Camilo Jose Celas Ideologiekritik per Abstinenz in "Der Bienenkorb"
Was ist an dieser romanlangen langweiligen Bebilderung der spanischen Nachbürgerkriegszeit eigentlich so spannend?
Wenn man ihn durchstehen will, muss man Gefallen finden an ihrer Verweigerung gegenüber der nicht nur seinerzeit grassierenden politischen Heilslehre.
Wie jede bekannte Herrschaftsform versuchte auch das Franco-Regime sich zu seiner Legitimierung als die Verwirklichung der besten aller möglichen Regierungs- und Gesellschaftsformen darzustellen. Das Bild, das der Roman ohne jedes politisch engagierte Pathos bietet, entspricht jedoch in keiner Weise dem offiziellen Selbstbild des Regimes.
Der „Bienenkorb“ schildert als erster spanischer Stadtroman ein Madrid , das beherrscht ist von materiellem und menschlichem Elend, und staatlicher Repression.
Man muss zweitens Gefallen daran finden, dass auch die Herren und Damen Untertanen keineswegs idealisiert und glorifiziert werden, wie dies sonst in der oppositionellen »novela social«, dem sozialkritischen Roman, geschieht. Hunger, der Trieb, sich fortzupflanzen und sich, so weit es geht, zu amüsieren, bestimmt jenes Heer von weit über 300 Gestalten, die in diesem Roman vom Autor in kalt behaviouristischer Draufsicht beschrieben werden.
Der vom Regime und seinen Mandarinen so oft beschworene Geist einer neuen Solidarität und der christlichen Nächstenliebe fehlt ihnen völlig. Dem Protagonisten, dem jungen Hunger leidenden Intellektuellen Martín Marco, geht alles falangistisch Heroische und imperial Markige ab. Er muss froh sein, wenn er sich vor der Polizei ins Zimmer einer mitleidigen Prostituierten retten kann, die ausgerechnet »Pura«, heißt.
Bloße Ironie oder bewusste Infragestellung des öffentlich geschürten Selbstverständnisses ?
Die Zensur gewahrte jedenfalls in dem Roman, »offenkundige Unmoral«, Pornographie und Unehrerbietigkeit der Religion gegenüber, und eine Unterminierung der Werte des »ewigen Spaniens«, weswegen er in Spanien auch erst in den 50er Jahren publiziert werden durfte.
Dona Rosas Café ist der zentrale Ort des Aufrisses einer Dramen - Personage, die so gut wie nichts miteinander zu schaffen kriegt, also für beziehungslos aufeinander Bezogene steht.
Die Betreiberin des Etablissements „lächelt den Gästen mit ihren schmutzigen, schwärzlichen Zähnen zu. Im Grunde hasst sie ihre Kundschaft.“
Nichts hindert den Leser an diesen Stellen auf eine parabolische Lesart überzugehen. Und die Verschleierungstaktiken der Alltagsgespräche könnten durchaus gleichnishaft für die Sprachregelungen unterm Diktat einer Staatsideologie stehen.
Für eine subversive Lesart spricht auch, dass der Autor Zeit seines Lebens durch zahlreiche Skandale, spektakuläre Provokationen sowie polemische Ausfälle gegen bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Institutionen und tradierte Werte viel Aufmerksamkeit erregt hat.

Der stilistische Gestus eines brutalen Realismus, die drastische Sprache und das Experimentelle des Umgangstons sind als so spezifisch empfunden worden, dass diesem naturalistischen Verismus ein eigener Terminus zugeteilt wurde: Tremendismo.

1989 hat Cela den Nobelpreis verliehen bekommen.
Diese Schande hat er aber doch nicht verdient.
So langweilig er ist, so schlecht ist sein Roman nun wirklich nicht.

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