Es charakterisiert einen, was ihm auffällt, und was ihm dabei als erstes einfällt.
Nichts würde mich zum Beispiel weniger kümmern als die Politik, wenn sie nur endlich aufhören wollte, sich ständig um mich zu kümmern.
Literatur und Veränderung
Nach dem Erdbeben von Lissabon (1755), verfasst Voltaire das „Gedicht über das Lissabonner Beben“, worin er Leibnizens These von der besten aller Welten, die ein vollkommenes Wesen geschaffen haben soll, mit Schwung und Schmiss ablehnt.
Auf dieses Gedicht reagiert Rousseau mit einem Brief, der nicht nur seinen Optimismus, sondern auch seine Überzeugung von der natürlichen menschlichen Güte verteidigt.
Daraufhin verfasst Voltaire seinen «Candide ou l’optimisme».
All dies ändert überhaupt nichts.
Aber man ist doch heilfroh, dass man um die Arbeit, den „Gutmütigen Trottel“ selber verfassen zu müssen, herumgekommen ist.
Parteilichkeit
Gebildete stehen gewöhnlich höher als auf den Zinnen der Parteien, also mit beiden Beinen voll in der Luft.
Diese Position erlaubt ihnen eine genaue Ortung und Einschätzung des stärkeren der Bataillone.
Aus´m beschädigt´n Leb´m,
das es nur in der Erleidnisperspektive Adornos gibt.
„...Verheerend. Viele werden sagen, was für ein übertriebenes Wort und wofür überhaupt? Dafür, dass einigen wenigen das Leben der anderen zur Beute wird zum Beispiel. Dass einem Kalkül der Krise gemäß, in einem sagenhaften weltpolitischen wie innergesellschaftlichen Verteilungskampf zum Gewinn der wenigen das Leben der anderen sich mehr und mehr ausdünnt, wohlgemerkt durch deren bewusste wie unbewusste Lust am eigenen Untergang.“
(Quelle: Der in Berlin lebende Philosoph Erich Hörl in der SZ am 28.06. 2003)
So ein Optimist!
Desinformation aus dem Sozialpropagandasumpf
Die Mehrbelastung der Massenarmut heißt seit neuestem „Eigenverantwortung“,
die Kürzung der Arbeitslosenhilfe zur (gekürzten) Sozialhilfe ein „Anreiz für Wachstum".
(Nach Ivan Nagel, SZ, 30. 05. 2003)
Prinzip Verantwortung
Die Selbstabschaffung der Spezies ist durch Konsensfabriken gewährleistet.
Vorstellung
Ich mag keine Sätze, die mit „Der Mensch“ anfangen.
Aber wenn die Besichtigung der Katakomben des subjektiven Geistes so weit in die Selbstauflösung des Themas führt wie im folgenden Hegelzitat, ist die Rückführung des imaginierenden Selbst in seine Naturgebundenheit ein heilsames Arcanum gegen die hegemoniale Auffassung vom Dichter als metaphysischem Mittler.
„Der Mensch ist diese Nacht, dies leere Nichts, das alles in ihrer Einfachheit enthält – ein Reichtum unendlich vieler Vorstellungen, Bilder, deren keines ihm gerade einfällt -, oder die nicht[s] als gegenwärtige sind. Dies die Nacht, das Innere der Natur, das hier existiert – reines Selbst, - in phantasmagorischen Vorstellungen ist es rings um Nacht, hier schießt dann ein blutig Kopf, - dort eine andere weiße Gestalt plötzlich hervor, und verschwindet ebenso. – Diese Nacht erblickt man, wenn man dem Menschen ins Auge blickt – in eine Nacht hinein, die furchtbar wird, - es hängt die Nacht der Welt hier einem entgegen.“
„Was den Staat in Religionsdingen allein interessieren darf, ist: wozu die Lehren derselben anzuhalten sind, damit er nützliche Bürger, gute Soldaten, und überhaupt getreue Untertanen habe."
Dieser markige Spruch stammt nicht aus der Feder eines Denunzianten oder eines Hetzers, sondern ein Holzhacker namens Kant führt hier die aufgeklärte bürgerliche Vernunft am Werke vor.
Moralisches Unwesen
Gern würde er seine Geliebte aus den Fängen dieses Ungeheuers retten. Dies erschiene ihm als Gutes.
Da er dies aber aus Neigung und Liebe zur Sache betriebe, statt aus Pflichtgefühl, muss er das liebe Gut dem Drachen doch wohl als zarten Happen zwischendurch überlassen.
Denn "Alles, was nicht auf moralisch-gute Gesinnung gepfropft ist, ist nichts als lauter Schein und schimmerndes Elend."
Kants Rigorismus spricht sich unmissverständlich und strikt gegen das Lügen aus, aber kein Wohlmeinender würde es soweit kommen lassen, dass er aus purer Wahrheitsliebe seinen wahren Charakter, seine Schwächen, Gemeinheiten und Idiotien auf die - nichts dergleichen vermutende - Mitwelt losließe.
Die Welt würde keineswegs zusammenbrechen, wenn der guten Menschen weniger würden: Lügende Zeugen wandern wegen Meineids ins Gefängnis.
Kantisch, aber wahr:
"Alle menschliche Tugend im Verkehr ist Scheidemünze; ein Kind ist der, welcher sie für echtes Gold nimmt."
"Man muss gestehen: daß die größten Übel, welche gesittete Völker drücken, uns vom Kriege, und zwar nicht so sehr von dem, der wirklich oder gewesen ist, als von der nie nachzulassenden und so gar unaufhörlich vermehrten Zurüstung zum künftigen, zugezogen werden."
"Das Verhalten der Menschen, so lange ihre Natur wie sie jetzt ist, bliebe, würde also in einem bloßen Mechanismus verwandelt werden, wo, wie im Marionettenspiel, alles gut gestikuliert, aber in den Figuren doch kein Leben anzutreffen sein würde."
Motto
Den ungeschlachten Schrei in einen Tanz verwandeln.
Den Schmerz in einen Gedanken.
Begriff und Vorstellung
Wenn einer sich so anhört, als rede aus ihm die Realität selbst, liegt die Vermutung nahe, er sei im Begriff dessen, worüber er spricht.
Sagt sich dann der Zuhörer insgeheim: “Das kann ich mir nicht vorstellen,“ dann wird aus dem Verdacht fast schon Gewissheit.
Der Rest ist Gedankenarbeit.
Autodidakt
Wo kaum noch einer lebenslänglich in dem Beruf tätig ist, für den er ausgebildet wurde, ändert sich die Stellung zum Quereinsteiger a posteriori.
Der Autodidakt war in meiner Jugend noch etwas ganz Schlimmes .
Für den Deutschlehrer der 50er Jahre eine defiziente Form des Menschseins, also etwas Hochverdächtiges.
Da wäre einer ohne Lehrer auf was gekommen?
Das kann nix sein.
Das wäre ja so wie wenn einer, der nicht an den gepredigten Gott glaubt, ein braver Mensch dürfen sein soll.
Das wird man zu verhindern wissen.
Was also lernen wir vom Autodidakten?
In der wirklichen Welt geht es nicht groß transzendental her. Aber das weiß der rechthaberische Kantianer „eh scho´“ ( = a priori).
Ein a priori ist ein ungemein pfiffiges Ding: ohne irgendwas gedacht zu haben, hat man auch schon recht.
Im Fetisch sind die Dinge so wie sie scheinen.
Das lässt sich wohl ironisieren, aber die dahinterstehende Bewusstseinsform ist resistent gegen eventuelle Exorzismen und Expurgationsbemühungen, weil genau an dieser Stelle eine Art „Dialektik der Aufklärung“ greift, oder wie man die hinterrückse Rache der unveränderten Lebenspraxis an Emanzipationsversuchen nennen will.
Daher die Öde des Hickhacks zwischen den Ikonoklasten seit dem Alten Testament und den Rehabilitatoren des Fetischismus der Neuzeit.
Als Kunstprogramm formuliert: man kann von den Dämonen in den Katakomben der Naturverfallenheit über die Haltlosigkeit der Moral bis zu den Blendwerken der Währungszettel Gestaltungsräume ausfindig machen, die Wahrheiten und Vorstellungen der düsteren Sorte sehr respektabel kultivieren.
Man kann all dies aber auch als Grenze problematisieren, von der aus dann plötzlich Transgressionen hervorschießen.
Staatsbürgerkunde, § 1
Wie schon der Alte Fritz sagte: „Moralische Urteile sind meinem Wesen fremd.“
Wie denn auch nicht?
Wessen Wesen mit der modernen Staatsgewalt theoretisch und faktisch zusammenfällt, der hätte in einem Wochenendseminar über Ethik zwar die erhebende Gelegenheit, juvenile Greise über die Aporien von Macht und Verantwortung problematisieren zu hören, aber getauft werden neu geborene Staaten mit Blut. Punktum!
Das mit der Moral erledigen hinterher die Preußischen Historiker ganz von alleine.
Die Gedanken sihind frei..
Es müssen aber schon welche sein, und nicht bloß trübe Leidenschaften, die sich als solche kostümieren.
Kritiker
Obwohl es Harry Heine und anderen hervorragenden Kritikern immer wieder gelingt, Lesern etwas sympathisch Lebendiges vorzustellen, dem sie weltanschaulich gleich gar nichts abgewinnen können, gehen die meisten Leute und die mir zugänglichen wissenschaftlichen Arbeiten davon aus, dass, was den Kritiker im Unterschied zu Börsenyuppies und Politikern ausmache, sein leidenschaftlicher pädagogischer Impuls sei. So einer schreibe vom Furor bedrängt, aufklärerisches Licht in düsteren Birnen anzuzünden, den Irrtümern ihre Verkleidung vom Leibe zu reißen, und vor allem eine spezifische Lehrmeinung unter die Leute zu bringen, von Jesus bis Marx und die folgenden.
Zugegeben: das kann schon mal vorkommen, besonders bei jenen Kritiküssen, denen ungeschickterweise so etwas unterläuft, also den Schafsköpfen der Gilde oder sonst welchen ermüdeten Federn.
Der Beweggrund eines Kritikers, den zu lesen sich lohnt, weil dessen Lektüre nicht schon die Sühne für gar nicht begangene Sünden ist, unruht wo anders. Was ihn ticken macht, ist nicht das Lehrergehalt, sondern das kreative Geschubse in seinem Künstlergemüt.
Ihn treibt der Trieb um, sich mit Inbrunst seiner schamanenhaften Fertigkeiten zu bedienen, und dem Gewühl in seinem Innern eine Form zu geben.
Soweit wäre das eine Paraphrase der Auffassung von H.L. Mencken, der ich breitere Zustimmung wünschte.
Da ich bereits hiermit gescheitert bin, kann ich genauso gut die nächste unverschämte Unglaubwürdigkeit dranhängen: da ich weiss, dass alle Welt bekehrungsresistent gegenüber Vorstellungsinhalten ist, die nicht schon deckungsgleich mit dem jeweiligen Lebensvollzugsbeamtentum sind, erübrigt sich jede davon abweichende Intention.
Bestehe aber - ohne einen Rechtstitel darauf vorweisen zu können -bei allem Gekünstel meiner Pirouetten darauf, dass auch ein gestalteter Gedanke einfach richtig oder falsch ist, und nicht blau, oder kalt oder pappig, ob ihn einer zur Kenntnis nimmt, oder doch lieber nicht.
So kann ich ungekränkt bis ans Ende meiner Tage vor mich hinschreiben, ob das nun einen interessiert oder lieber doch nicht.
Wenn ein Boxer seinen Gegner per K.O. auf die Bretter legt, wird ihn das mit einem wohltuenden Gefühl professioneller Genugtuung erfüllen.
Es gibt eine ganze Reihe von ähnlichen Jobs in der bürgerlichen Welt, deren professionelle Erledigung zu dem klassischen Dreiklang des Wahren, Schönen und Guten einlädt: “Und siehe, es war gut.“
Nur Entgleiste finden an diesem Lauf der Dinge etwas auszusetzen.
Adorno reloaded
Jeder clash of cultures ist der Zusammenstoss der ihnen je zugrundeliegenden Formen der Barbarei.
Humanitäre Hilfe„Das Wort „Humanität“ gehört zu den berüchtigtsten, die sich zu allen Beschönigungen des menschlichen Verderbens missbrauchen lassen. Durch vornehmen Klang die Aufmerksamkeit erwecken und doch im Grunde die Hörer in Dunkel und Unwissenheit hüllen.“ (Fichte in „Reden an die deutsche Nation“, Ausgabe 1824, S. 101.)
Und wenn er recht hätte?
Myanmar beispielsweise hat die Amerikaner deswegen nicht ins Land gelassen, weil ihre Hilfeleistung als erstes an Bedingungen geknüpft war.
Krieg/Revolution
Angesichts der absehbaren Perpetuierung der Kriege ad calendas graecas stellt sich die unangenehme Frage, ob der Wille zur permanenten Revolution Trotzkis nicht die billigere Lösung gewesen wäre.
Die heißt nämlich nur so, und hat sehr wohl ein absehbares Ende.
Aber da der internationalisierte Bürgerkrieg sich nicht einfach so mir nichts dir nichts in einen Klassenkampf verwandelt, lasset uns laut lachen über diesen blutigen Witz.
Verkehrtes Bewußtsein
"Die moderne Philosophie verdoppelt in ihren identitätslogischen Deutungsmustern lediglich die abstrakten gesellschaftlichen Beziehungs- und Bewussteinsstrukturen, in denen die Akteure sich stets schon aufhalten und sich bewusstlos bewegen." Nach Petterson (2008)
Mit Dank an METAMASCHINE-13.AUG 08
Man kann es aber auch einfacher sagen: Die Geisteswissenschaften haben sich auf die Höhen des Reality-TVs empor- und an seiner Verdoppelung abgearbeitet.
Es ist kein durchaus stolzes Programm, auf der Höhe der Zeit sein zu wollen.
Weiterdenken!
Im Unterschied zu BMW, die mit diesem Slogan hausieren gehen, bin ich für´ s Weiterdenken nur im Zusammenhang mit weiter Denken.
Aphorismen-Schreiber
verabscheuen es, andern Leuten den Lehrer zu machen. Einerseits.
Andererseits kriegen die ein sie peinlich berührendes, genre-immanentes Problem, wenn der Leser partout kein Lerner sein will.
Proletariat? Gibt es nicht.
Denn:
„Mit rund 4,4 Milliarden Euro hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Einkommen von Voll- und Teilzeitbeschäftigen aufgestockt. Weil ihr Einkommen trotz Arbeit unter dem Existenzminimum lag, waren circa 1,3 Millionen Menschen auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Damit, so eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes, war ein Viertel aller Hartz IV-EmpfängerInnen im ausgewerteten Zeitraum berufstätig…“ DGB-Mitteilung vom 12.08.2008
Wie kommt es eigentlich dazu, dass alle Welt bei Proleten an Marx und an einen moralischen Vorwurf denkt? Statt an die Armut als strukturell - funktionale Voraussetzung des Reichtums, die das auch ganz ohne Marx lässig hinkriegt.
Könnte es sein, dass sie Angst vor Worten haben und nicht vor den Sachen, wofür sie stehen?
Wer hat sie gelehrt, den Begriff mit ihrer Vorstellung darüber zu verwechseln? Wer hat ein beliebiges distinktes Geräusch zum Reizwort gemacht?
Reizwörter machen blind.
Die einen vor Wut, die anderen vor „Eh - scho´-Wissen“.
Entfremdung (religiös)
„Es ging aber eine große Menge mit ihm; und er wandte sich um und sprach zu ihnen: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern, und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.“ (Lukas 14, 25-26)
Manche treten deswegen aus dem Christentum aus, weil sie Lust haben, Christen zu sein.
Und man braucht kein Christ zu sein, um die Größe des Wortes zu ermessen.
Den Betschwestern der Überlieferung, die längst zur öden Harmonielitanei geschrumpft ist, hat ein großer Mensch mit schlichten Worten klar gemacht, dass aktive Entfremdung die Voraussetzung für mögliches Heil ist.
Die da in ihrem Fleische ruhen und die Tradition für eine gesicherte Suhle halten, haben zwar immer reichlich Kundschaft, aber sie verleugnen das Maß, das sie kennen, und an dem sie gemessen werden.
Die hier mehr oder weniger ziselierten Ideen, so sehr sie zu meinen Lieblingen zählen mögen, sind in der Mehrzahl nachweislich unpopulär, also kommerziell und zwischenmenschlich eindeutig unverwertbar.
Niemand wird ihnen vorwerfen können, dass dergleichen dem virtuellen Nirwana anvertraut wurde, um eine Schönheit in die Heia zu quatschen, oder in einen Kirchen- oder Gemeindevorstand gewählt zu werden, oder den Doktor honoris causa nachgeworfen zu bekommen.
Das lässt sie ihren geschäftstüchtigen und sozial kompetenten Gegnern überlegen erscheinen.
In Wirklichkeit kann es sich bei so viel nachgewiesener Zwecklosigkeit bei gleichzeitigem stilistischem Aufwand nur um die Ausdrucksdränge eines – sagen wir - Drüngstlers handeln.
Omnis homo mendax
Weiß die Menschheit seit dem Psalmisten aus dem Munde Davids. „..denn in ihrem Munde ist nichts Verlässliches; ihr Inneres ist Bosheit. Ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen heucheln sie.“
Ich sag euch Leute: Alles gelogen.
- Und nun?
- An ihren Früchten sind sie eigentlich gut zu erkennen.
Haltet euch an die Früchtchen!
Imperialismus
Gibt es nicht.
Und wenn doch, dann ist das entweder ein kaufbares Computerspiel oder eine unansehnliche und nutzlose Ware der marxistischen Theoriebildung. Die kauft denen eh keiner ab. Wie die Cola-Werbung so richtig sagte: „Brauchen wir nicht. Ham wir schon.“ Tür zu.
Das weitaus beste in all diesen Fällen, wo die Katze dir was ins Haus schleppt, was dir sonst nicht über die Schwelle käme, ist:“ Du host recht. Und i´ hob´ mei´ Ruah´.“
Völkerfamilie
Gell, das hätten Sie nicht gedacht, dass Sie so viele Verwandte haben!?
Andererseits, so wie das sich zankt und gerade an Ihren Geburtstagen immer klamm ist, hätten Sie wirklich schon früher drauf kommen können.
Bergengruen, Werner
Ein Dichter von der zartsinnigen Sorte, wie sie die Liebhaber der Kalenderpoesie und der weichgespülten Weisheiten so schätzen, überlieferte uns in poetischem Überschwang am Ende des Dritten Reiches, er habe die ganze Zeit nur Lobgesang vernommen:
„Was aus Schmerzen kam, war Vorübergang. - und mein Ohr vernahm, nichts als Lobgesang.“
Das darf man ihm ruhig glauben, dass die Schmerzen der anderen vorübergehen wie nichts.
Dass die Millionen in den tatsächlichen und den bildlichen Feueröfen wohl nicht die Sänger der Hymnen waren, ist anzunehmen.
Wissen könnte man aber auch, dass die Trennung von lebensweltlich vorfindlichen Leuten und ihren Selbstprojektionen beim Dichten noch ganz andere Ungeheuerlichkeiten
1)erlaubt,
2) hervorbringt, und
3) bei der Trostbedürftigkeit kultische Verehrung genießen wird, dass es einer Sau graust.
Die leicht nachahmbare Eleganz der Marionette, die auch noch selber an ihren Strippen zupft.
Realismus
Die nicht zur Nachahmung empfohlene Groteske einer Marionette, die den Puppenspieler im Griff hat.
Gedanke
- Ein liederlicher Gesell, asozial-randständige Existenz, notwendigerweise immer tendenzös, mit Sicherheit der verstoßene Sohn eines Vaters, den er verleugnet.
Wo nicht, dann Onanieprodukt.
- Soweit seine korrekte Einordnung. Und was hat er worüber gesagt?
- Werde Er nicht kess, wenn Seine Sprache Ihn verfugt.
Bourgeoisie und Kunstfeindschaft
Gibt es beides nicht.
Es gibt nur die furiosen Streichkonzerte in den Kulturetats.
Und die ständig steigenden anderen Militäretats.
Was nichts miteinander zu tun hat.
Und überhaupt, die Banken sind sogar die größten Mäzene.
Flick und Konsorten sind vorbildliche Kulturträger.
Es gibt nur Einzelnes, und den Umgang der Einzelnen mit Einzelnem.
Bevor das hier eine Tirade wird, höre ich lieber auf.
Weltformel
„Was die Welt im Innersten zusammenhält“ hat einen gewissen Faust seinerzeit interessiert, und es gibt auch heute noch neben anderen sanften Irren z. B. Mathematiker, die unsere Welt gern als eine mathematische Kurve beschrieben.
An diesen ebenso ehrgeizigen wie bescheidenen Projekten fällt auf, dass da viel Hirnschmalz fern und unabhängig von jedem ausmachbaren Gegenstand verausgabt wird.
Das heißt aber als Direktive für die Sittenpolizei, dass bei auftauchenden wirklichen Gedanken die üblichen Verdächtigen, Subjekt und Prädikat, grundsätzlich nicht zusammen dürfen.
Und zweitens muss der Rädelsführer dingfest gemacht werden.
Neid und Ehrgeiz
Der Geistesaristokrat (Schwellkopf, Klugscheißer...) entwickelt sich aus seiner Unfähigkeit zum Neid.
Wenn er sich einen Neureichen so anschaut, steht er vor ihm wie ein Dieter Bohlen vor Johann Sebastian Bach.
Verständnislos in sich ruhend.
Und vor Dieter Bohlen, der weiß, wie man aus nichts Geld macht, fällt er aus innerer Öde in einen katatonischen Zustand äußerster Uninteressiertheit.
Wenn er hört, dass schon wieder so ein seit längerem bekannter Esel zum Präsidenten gewählt wurde, oder irgendwelche Orden zum Aufhetzen in Richtung ehrgeizigem „Weiter-So“ verabfolgt wurden, dann sind solche Daten für ihn von der selben Bedeutungsleere wie der Klatsch über eine äußerst vorteilhafte Verehelichung, oder andere Pseudo-Nachrichten.
Der Grund für diese Missratenheit hat nichts mit seiner charakterlichen Wohlgeratenheit zu tun, sondern mit seinen besonderen strukturellen Verhältnissen: die Beschäftigungen, denen er lebenslang obliegt, geraten in keinerlei Konkurrenzverhältnis.
Die Erfolge eventuell rivalisierender Pfaffen, Politiker, Rechtanwälte, Lehrer .... gehen ja gar nicht auf seine Kosten. Was mit der Unvergleichbarkeit des Unvergleichlichen zusammenhängt.
Und außerdem hatte er immer genug zu dem und für das, was ich Leben nenne.
Alle anderen sehen das natürlich genau umgekehrt.
Top –Journalisten verbreiten Propagandameldungen in großem Stil.
-Akademiker: „Das ist ja der reine Marxismus.“
-Bedemiker: „Ach, und ich dachte schon, ich hätte Zeitung gelesen.“
-Cedemiker: „Könntet ihr, bitte, jetzt mal über etwas reden, das nicht bloß erkenntnistheoretische Ansprüche und ihre Hinterfragung sind!?“
Es gibt Menschen, die sich lieber der grauenhaftesten Verbrechen bezichtigen, als darauf zu verzichten, ebenso erbärmliche Narren wie sie selbst, mit sich selbst beeindrucken zu wollen.
Kulturelles
Sex und Gewalt als Befriedigung im Hinterhaus. Sollen sie!
Als befriedendes Sinnprogramm im Vorderhaus : die Liebe und der Tod. Sollen sie doch!
Beides gern auch in Mischungsverhältnissen.
Mit der Baseballmütze in der Oper.
Und der Freizeitanzug kuckt Theater. Nur zu!
Aber Leben und Denken wie Atmen statt dessen wäre eine prima Alternative.
Arbeitslosen-Armee
„In Zusammenarbeit mit Bundeswehr Wegtreten und der Informationsstelle Wissenschaft und Frieden hat die IMI soeben das Dossier Nr. 58 der Zeitschrift Wissenschaft und Frieden mit dem Titel "Sozialabbau und Rekrutierungsstrategien der Bundeswehr" veröffentlicht. Das Thema "Sozialabbau und Militarisierung", beschäftigt uns schon seit längerer Zeit. Dabei sind wir insbesondere der Frage nachgegangen, wie sich die Bundeswehr die soziale Situation Jugendlicher zu Nutze macht, um an neue Rekruten zu kommen und wie die Arbeitsagenturen dabei mit dem Militär kollaborieren.“
Eine dagegen ankünstlernde Clowns-Army fordert, „dass Schulen und Arbeitsämter nicht länger mit der Bundeswehr kooperieren, die dort für ihre scheinbaren Karrierechancen werben. Karrierechancen, die auf Tod oder töten hinauslaufen!“
Bewaffnet mit Wasserpistolen belegen sie eindrucksvoll, dass man im Freiheitsstall so was dürfen darf.
Würde der Arbeit
Der dem Arbeitstempo Standhaltende entäußert sich in wunderliches Zeug, das andere Anhängsel des Maschinenparks zu ihren Höhlen schleppen, oder auf Schlachtfeldern kaputtmachen sollen.
Damit das auch reibungslos klappt, lehrt ein - wenigstens sich darin einiger - Ideologenstand beide, ihr erbärmliches Tun als eine Art Dienst an der Menschheit zu verstehen.
Das bedenklich sich verschlechternde Konsumklima lässt diese Theorie als in mehrfacher Hinsicht nicht so ganz ausgereift erscheinen.
Georgien
Ein Glück, dass das "Land des weissen Ritters" noch nicht in der Nato ist.
Sonst würde die Beistandspflicht greifen und die selbstbewusste Marionette Deutschland Amerikas strategische und Öl-Interessen auch von Baku über Tiflis nach Ceyhan gegen Russland sichern helfen dürfen.
Das „noch“ ist leider kein wohlfeiler Katastrophismus.
Katastrophismus wäre erst der Satz: „Der Dritte Weltkrieg war der letzte, den der Westen 1989 gewonnen hatte.“
Wohltätige Beschränktheit
Die Menschen können mich mal gern haben, die uns fürsorglich etwas verbieten, bloß damit ein paar Idioten Spaß an der Übertretung haben.