Freitag, 16. Mai 2008

Sekten

sind geistige Führungsansprüche, die zu keiner Sukzession von Päpsten geführt haben.

Volkssturm-Moral
einmal ausgerufen heißt: jeder Zivilist, der in seiner Wohnung angetroffen wird, ist ein Verräter, der auf der Seite der bolschewikischen Bestie kämpft. Wird gehängt.
Der du nicht für das Mitleid und seine Regimenter bist, wirst das noch bereuen, Bestie du.

Begreifen
ist das Gegenteil von „Sich-etwas–einleuchten-lassen“.
Das Nicht - Begriffene stellt eine enorme Willensleistung dar, unter Ausschaltung der Geisteskräfte Notwendigkeiten anzuerkennen, für die noch nicht einmal gute Gründe gefunden werden können.

Freibeuterei
Gelingt es dir nicht, eine sich fortzeugende Gewalthaberfolge (Dynastie) zu gründen, oder doch wenigstens eine Schule, werden sie dich einen Piraten nennen.


Helal (erlaubt) -haram(verboten)
Ishmael machte als Mufti darauf aufmerksam, dass Wein nach orthodoxer Auffassung haram sei, solange er noch nicht zu Essig (helal) wurde.
Da es sich bei der Verwandlung der Frau genau so verhalte, riet er dem diesbezüglich um eine Fatwa Einkommenden regelmäßig:
-„Hauptsache, du magst Essig.“
-„???“
-„Wenn ihr mich nicht erkennt, seid ihr blind.“

Erklärungen
werden allgemein als unbefriedigend bis unverdaulich empfunden.
Was ist es, das fehlt?
Das moralische Individuum möchte in seiner zu erbringenden Leistung gewürdigt werden. Seine erbrachte Anstrengung sieht sich aber nur als abhängige Größe tituliert.

Weisheit
beginnt jenseits der Klugheit.
Das begünstigt die populäre, aber in sich widersprüchliche Auffassung, sie sei mehr und sogar Besseres als das, worauf Verzicht zu tun klug sei.

Aus der Mini-Serie „Meine Lieblingshelden“

Das Café für Brustfütterung (Name des Orts ist der Redaktion bekannt) habe ich in mein Herz geschlossen, weil es sich zu der tapferen Entscheidung durchgerungen hat, eine Mutter und ihren vier Monate alten Sohn rauszuschmeißen, als die sich daran machte, ihn mit der Flasche (!!!) zu stillen.
Das ist genau die Art direkter Aktion, die wir brauchen, um mehr Mütter zur Brustfütterung zu ermutigen; ich meine, wenn einer schon die gigantisch schlecht-informierte Entscheidung gefällt hat, sich zu reproduzieren, dann ist doch das mindeste, seine Brut ethisch vertretbar aufzuziehen – und das heißt nun mal, sie mit auf natürliche Weise produzierter Muttermilch zu füttern, anstatt mit diesem giftigen Puder, das von üblen Trusts den Leuten angedreht wird, und deren Fabriken Tonnen von Smog und Toxischem in Tausende von Flüssen jeden Tag jeder Woche jeden Jahrs emittieren.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, dass Babies bis zum sechsten Monat mit Muttermilch gestillt werden sollten. FALSCH, sie sollten die ersten sechs Jahre damit gefüttert werden. Werbeanzeigen für alle Arten von Milchersatz sollten verboten werden, und wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, solchen Ersatz überhaupt zu verbieten. Dann wollen wir doch mal sehen, wie Jordan, diese permagebräunte Königin der Konsumentenkultur mit ihren Plastiktitten sich schlägt, wenn sie sich auf dem Schwarzmarkt einen Schuss Muttermilchersatz besorgen muss.
Die Gesellschaft sollte von diesem Brustfütterungscafé lernen und alle Milchflaschenfütterung betreibenden Mütter vom Arbeitsplatz, aus öffentlichen Gebäuden, Kneipen, Restaurants, Bushaltestellen, Taxis, Flughäfen und aus ihrer Wohnung verbannen, wenn dort Doktoren, Krankenschwestern oder Sozialarbeiter vorbeischauen müssen (und sehen wir doch der Tatsache ins Auge, flaschenfütternde Mütter sind genau die Sorte, die häufig von Sozialarbeitern aufgesucht wird....)

(Die Redaktion ist nicht verantwortlich für den Inhalt dieses Beitrags.)

Santander-Picos de Europa

Hier nachträglich was Näheres über den Flug nach Santander, Bilbao und die Picos de Europa (27. April - 4. Mai 2007), mein privates "Alles -ist -gut-Programm", also ein sehr angenehmes Verblödungsprogramm.

Den ersten Tag gab´s nicht bloß den Flug, sondern auch gleich noch einen wildromantischen Spaziergang an der Steilküste von Santander, halt am tobenden Element.
Den zweiten Tag habe ich uns (die Renate und mich) nach Bilbao gekarrt, weil da das Guggenheimmuseum steht und unbedingt von mir besichtigt werden mußte. Die Renate macht einfach alles mit, auch wenn das ganz und gar nicht ihre Welt ist. Meistens geht es ihr dabei aber gar nicht mal so schlecht, halt wundersam oder -lich? , aber immer irgendwie ganz anders als sonst. Und das ist auch schon was.
Mir persönlich ging der per Ausstellung gefeierte deutsche bildende Künstler namens Anselm Kiefer sowas von am Arsch vorbei...Halt das stimmt nicht: dieses prätentiöse - Entschuldigung! - Arschloch ist eines meiner Lieblingshaßobjekte, weil er ein Dieter Bohlen der Kunstszene ist, ein Kunst-Condottiere, der den Markt und seine Mechanismen für seine Unfähigkeit erfolgreich in Beschlag nimmt. Kommt sich aber keineswegs als Scharlatan vor, wenn er den Bäumen ganz im Ernst ein Weltwissen andichtet, sich die Gräslein und Zweiglein in geheimnisvoller Bziehung zum Sternenhimmel esoterisiert, oder sich eines Celangedichts versichert, um mit ihm eine griese Winterlandschaft gewaltigsten Ausmaßes zu assoziieren. Sowas schmarotzt an der Bedeutsamkeit werkjenseitigen mythologischen Materials. Da sieht man dann die Dürftigkeit des Gebotenen mit ganz anderen Augen: elf Betten aus Blei machen sich gleich ganz anders, wenn die eine Wand des Raumes eine handschriftlich vom Künschtler hingekrakelte Titelei aufweist: "die Frauen der Revolution".

Das Gebäude selbst aber ist als begehbare Plastik eine architektonische Wucht. Sowas belebt mich, kratzt mich auf wie eine Flasche Champagner. Wollte, du könntest einfach auch mal solche unprogrammatischen Sachen vom Kaliber dieser ganz unverantwortlichen Unverantwortlichkeiten machen. Mir verhelfen solche Spinnereien jedenfalls zu ganz unvermuteten Erlebnissen. Bei der von mir allgemein in Rechnung gestellten Trivialität und aggressiven Blödheit des zu erleidenden Zeitgenossen, ist eine Art Architekten-Genie schon ein unvermuteter und auferbaulicher Anblick.

Der Kalkriegel der Picos ist ein Naturerlebnis der eigenen Art. Das sind nicht bloß Kalkalpen, sondern welche mit Osterglockenteppich-Wiesen und Winterheide-Abhängen in Pink. (´Tschuldige den lyrischen Anfall.) Überhaupt ist die kleinräumige Abfolge von Lieblichem und Wildem in diesem Landschaftstyp - na was schon?- ein Augenöffner, Hingucker, aus der eigen versumpften Seele Aussteigenmacher. Wollte, du könntest ...Hab´ gut reden, ich mit meiner Fluchtphilosophie!
Sag´ ja bloß, was ein spanischer Dichter namens Quevedo mit seiner Kürzestfabel auch meinte, nämlich:
Die Mücke sagte zum Frosch:" Lieber im Wein sterben, als im Wasser leben zu müssen."
Sehr Substanzielles ist das ja nun auch wieder nicht. Aber unglücklich macht es mich auch nicht gerade.

Am 28. Mai mache ich mich dann per Hupf vom Hunsrückacker bei Hahn davon, nach der Algarve hin und nach Lissabon (€ 56.- mit Ryanair). Grund, ohne alle erkennbare Tiefe: da war ich noch nicht. Vermutetes: eine erregende Stadt, die ihr Stadtbild seit ihrer Hochzeit im 16./17 Jahrhundert über den seitherigen Niedergang hinweg beibehalten hat. Bediene damit einen insgeheimen Konservatismus in mir, der sich depperterweise von seinerzeitigen Lebensformen und symbolischen Kosmen angezogen fühlt, als ob die damals nicht auf den Knochen der Beherrschten erbaut worden, sondern ein einziges eingelöstes Sinnprogramm gewesen wären. (Weniger lyrisch: die materielle Wucht dieses ehemals reichsten Staats Europas kam aus dem anfangs monopolisierten asiatischen Gewürz- und dem afrikanischen, leichenträchtigen Sklavenhandel.)
Seinen Glanz erhält dieser von mir gehegte Schmarrn lediglich davon, daß den der neueste Schub des Imperialismus noch nicht ruiniert hat. Na ja, es war mögliches Leben, und nicht der Tod, und nicht die geplante und voll durchorganisierte Vernichtung, die damit ihre Ordnung hat.

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