Sonntag, 28. Dezember 2008

San Antonio


In einer Ecke der Kapelle
Findet der Eremit Gefallen
Am Schmerz der Stacheln und der Dornen
Und im Martyrium des Fleisches.

Zu seinen vom Regen kaputten Füßen
Das Material profaner Äpfel.
Und die Schlange des Zweifels
Zischelt hinter den Fensterscheiben.

Seine Lippen, rot vom Wein
Der irdischen Vergnügen
Lösen sich bereits von seinem Mund
Wie Gerinnsel aus Blut.

Das ist nicht alles, seine Wange
Zeigt im schwarzen Licht des Abends
Die tiefen Narben
Der Dornen des Geschlechtes.

Und in die Runzeln seiner Stirn,
Die im Leeren mit sich kämpft,
Sind um die Wette eingraviert
Der kapitalen Sünden sieben.

(Nicanor Parra, POEMAS & ANTIPOEMAS)

Friedensgebarme

Es heben jetzt wieder die widerlichen jährlichen Besinnlichkeiten an.
Der religiös angeleitete Lebenskämpfer entdeckt seinen Hang zu Trivialutopien und schickt sein „Pax“ in excelsis und hinieden 1400 Mann gegen die Piraten, denn Piraterie ist legitim nur andersrum. Vergisst ein wenig, dass er soeben die an der Heimatfront kämpfenden Afghanistan – Auf - Bauern aufgestockt hat, und ist stolz, den höchsten Rüstungsexport seit Re-Etablierung der Branche nach ´45 vorweisen zu können. Platz drei in der Weltrangliste!

Er würde jederzeit erbost leugnen, dass solches sein Wille sei. Weil er sich als Seele begreift, unabhängig vom Geschehen, das unter Berufung auf ihn geschieht.
Es ist daher unmöglich, ihm begreiflich zu machen, dass es in Friedensbelangen eigentlich genügen würde, den letzen der Steinmeiers an den Gedärmen der letzen Merkel aufzuhängen, und zu verhindern, dass unser von dergleichen interpretierter Willensinhalt zum Spielball ihrer Nachfolger wird.
Na gut, letzteres ist bloßer Verbalradikalismus. Aber Spaß gemacht hat die Vorstellung schon. A beautiful idea to play with. Vor allem, wenn man die barbusige Freiheit von Delacroix, die das Volk auf die Barrikaden führt, nur als Parodie erträglich findet: mit einer Maske vorm Gesicht, und der junge Mann mit Zylinder zu ihrer Rechten trägt eine Gasmaske.

Kapitalismus ist bislang ohne die Freiheits-Kriege nun mal nicht zu haben gewesen. Und heute brauchen wir sogar umgekehrt die Kriege, damit der Kapitalismus überhaupt weitergeht.

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