Sonntag, 8. Juli 2007

Egoismus

Egoismus ist der für die Meisten unverzichtbare Entschluß zum Versuch, sich als Abhängiger unter den vorgefundenen Bedingungen mit allem, was einem zu Gebote steht, zum Herrn eben dieser Bedingungen zu machen.

Moralischer Ehrentitel für die anstehenden Scharmützel: Ehrgeiz.

Da dieser Widerspruch, sich erfolgreich zu bedienen unter dem Reglement eines Regelapparats, dessen sich ein anderer bedient, zu recht unterschiedlichen Ergebnissen führen muß, und die mitgebrachten Voraussetzungen für den Erfolg eben auch nicht immer zu Gunsten einer ertragreichen Dienstwilligkeit ausfallen, gibt es massenweise Versager.

Moralischer Ehrentitel für das beherzte Ja-Sagen zum kläglichen Resultat: Entsagung.
Egoismus ist also das Normalste von der Welt und nicht etwa eine Untugend. Ich kenne jedenfalls keinen, der sich bewusst darauf versteift, allen anderen Drumherumstehenden die Taschen zu füllen.

Ich habe auch gar nichts gegen Normalität. Von mir aus kann jeder so normal sein wie es ihm seine Umstände ohnehin diktieren. Aber wenn mich einer darauf verpflichten will, nehme ich die Fäuste hoch.

Den allmählich sich bildenden Schaum vor dem Mund gewahrt man an mir aber wirklich erst dann, wenn wieder mal um Brot für die Welt gebettelt wird nachdem „wir“ den Globus geplündert haben:
Fairgeben, fairsorgen, fairteilen
Da fehlt nämlich noch mindestens ein Wort:
Fairarschen.

Ja, liebe Gemeinde, man kann sich gegen die Glättung der Welt mit der Moralsoße entscheiden, ein kurioses Ding, das die ansonsten auf dem freien Willen gerne herumreitende Moral immerzu nicht wahrhaben will.

Klar, dann findet man sich ganz schnell draussen vor.

Aber die Luft ist hier einfach und „vorläufig definitiv“ sehr viel besser.

Samstag, 7. Juli 2007

Schöne, gute Ware Arbeitsplätzchen

Wenn der Reisende nach Hause kommt, empfängt ihn Rheinland-Pfalz auf 5 mal 3 Quadratmetern Werbefläche mit der Erfolgsmeldung:

Unsere schönsten Plätze: Arbeitsplätze.

Da befällt den Reisenden ein heftiger Drang, umzukehren und einen weiteren Flug zu buchen.

Das können die doch nicht im Ernst so meinen. Oder ist hier vielleicht -schürf, schürf - eine Metaphorik am Werke, die zu verstehen gibt, dass im Schönen sowieso das Gute mit dem einzig Wahren zusammenfällt?
Denn – nicht wahr ? – das einzig Wahre ist ja heute nicht etwa das Einkommen. Angesichts von Hartz IV tut es ein Mindest- oder Kombilohn im demokratischen Arbeitsdienst schon auch. Nein, dass man beim Verteilen von wohlbekömmlichen Arbeitsplätzchen überhaupt bedacht wird, das ist schön, und tut sicherlich irgendwem gut.

Klassische Auffassung, das.

Eine gewisse Phryne wurde zur Zeit der klassischen Antike einer todeswürdigen Gotteslästerung beschuldigt: sie sei beim Fest der Aphrodisien nackt ins Meer gestiegen. Sie leugnet, wie ich im Falle solcher Fälle jedem rate zu tun.
Schließlich überzeugte Phryne die Richter von ihrer Lauterkeit, Wahrheit ihrer Gegendarstellung und Unschuld durch die Enthüllung ihres nackten Körpers: Wer so schön ist, also das Gute schlechthin darlebt, kann unmöglich lügen.

Dieser Trick mit dem Schönen, das zugleich das Wahre und Gute sei, klappt natürlich nur in den Philosophie - Vorlesungen und in der Werbung und der Propaganda. Jedenfalls entnehme ich meinen inquisitorischen Ermittlungen, dass sich schon die Trennlinie zwischen Gut und Böse entweder als zerstörerisch oder in - existent erweist. Da kriege ich natürlich echt Probleme beim Übergang vom Gegenstandslosen zu allem anderen, mit dem es auch noch zusammenfallen soll.

-„Ssso, das Böse gibt es also nicht?! Dann komm doch mal eben kurz mit nach draußen.“

Auf den entgeisterten bis giftigen Zwischenruf von da hinten möchte ich doch noch ganz kurz eingehen.
Du kannst deine Ärmel wieder runterrollen. Dein hemdsärmeliger Hinweis darauf, dass man ganz unversehens zu Schaden kommen kann, und dass selbst ich das wohl kaum zum Guten rechnen dürfte, beweist lediglich die Erfahrung von massenhaften unschönen Auswirkungen von gewissen Leuten auf das Wohlbefinden von gewissen anderen Leuten.

Wenn Dir also übel mitgespielt wurde, DANN SAG DAS GEFÄLLIGST AUCH!

Freitag, 6. Juli 2007

Menschenbilder

Menschen-Bilder?
Bilder vom Menschen, an Stelle seiner selbst?

Sind samt und sonders alle erwünscht und erlaubt.
Vor allem professionelle Menschenbildner gehen gern mit diesen ideellen Gütern erfolgreich hausieren. Aber auch dem eher profanen Konsum des ewigen Dreiecks von kritisch fußballguckenden Familienvätern an der Seite kritisch marschierender Mütter samt kritisch sich in der ekelhaften Dauer der Präsenz einfindenden Kindern sind keine Grenzen gesetzt.

Nur eine moralfreie Bestimmung der bewirtschafteten Biomasse nach dem Kriterium ihrer Verwertbarkeit für den Erhalt des zivilisatorischen Standards, das ruft vorhersagbar Empörung hervor.
Dabei kann man schon dem jährlich wiederkehrenden Aushandeln von kapitalverträglichen Löhnen nun wirklich nur eins entnehmen: der Mensch ist eine viel zu kostspielige Bestandslücke im Maschinenpark. Genau so wird er denn auch ver- und behandelt. Um das herauszufinden, braucht man noch nicht einmal Marx gelesen zu haben.
Kaum sagt das aber einer laut, verwahrt man sich gegen diesen unerlaubten Versuch der monokausalen Proselytenmacherei. Dabei war eigentlich in dieser Bestimmung nur die Rede davon, was es die Leute so kostet, wenn ihnen zu verstehen gegeben wird, sie sollen sich gefälligst als Kosten verstehen.
Vom faschistischen unnützen Fresser trennen solche Qualifikationen nur, dass das nütze Konsumenten sind, weswegen sie dieser wachstumsförderlichen Funktionalität wegen – wenn auch seufzend - durchgefüttert werden.

Von dieser ganz unwichtigen Marginalie mal abgesehen geht es bei all dem nach dem Urteil all derer, die ich nicht mag, um ganz anderes, nämlich um die guten Zwecke einer Hilfe für das ansonsten verlorene Menschtum.

- Der Mensch ist nämlich als zoon politicon eine, gottseidank, nivellierte Mittelstandsgesellschaft (Soziologie bis Politologie)
- eine nur dualistisch zu fassende Ganzheit von materiell -spirituell polarisierter Einheit (von den humanistischen Dunkelmännern bis zu den Religionsverwesern)
- und für alle anderen Disziplinen der akademischen Ergötzlichkeiten ist der Mensch…vom Mängelwesen, das der Moral und anderer Kandaren bedarf, weil sonst… bis Krone der Schöpfung, die sich mitunter auch gerne im Schlamm suhlt…Freiheit, die durch Verantwortung….ad libitum, kurzum:

Der Mensch ist ein einziges schwieriges Problem, das zu lösen nur er selber sich besser nicht unterstehen sollte. Darin sind sich alle einig, deren Menschenbildnerei immer auf eine überschaubare Anzahl von öden moralischen Forderungen hinausläuft, die jedoch als harmlose Ist-Bestimmungen vorgetragen werden.

Da war ja der Dekalog realistischer und ehrlicher.

Auch von all diesem leichtgewichtigen Volatilen ist im aufgeklärten Menschenbild nichts verzichtbar.
Da diesem aufgeklärten Zeitalter aber auch gar nichts von dem, was es halt so gibt (Panzer, Pfaffen, Prostitupäpste), verzichtbar erscheint, weswegen immer nur an der verfehlten Allokation von Ressourcen zu mäkeln ist, komme auch ich mal mit einem „modest proposal“ daher und schlage folgende Neuzuordnung bereitliegender Mittel vor:
Man stelle dem Mörder hinfort frei, ob er die vom Gericht verhängte Strafe annehmen, oder doch lieber im Metier verbleiben und als Soldat in Zentralasien seine Fähigkeiten weiterhin unter Beweis stellen wolle.

Das löst doch, nicht wahr, so manches Problem?!

Donnerstag, 5. Juli 2007

Neues Denken

Gemäß der schon etwas betagten Weisheit, dass der wehrhafte Demokrat seine martialischen Überzeugungen verteidigt, indem er das für obsolet erklärt, was ihm im Wege steht, verkündet Frau Merkel neuerdings:
„Die alte Trennung von äußerer und innerer Sicherheit ist von gestern“. Das Grundsatzprogramm der CDU spreche sich deshalb für einen Einsatz der Bundeswehr im Innern aus. Dies müsse „im Zusammenhang mit terroristischen Gefahren in ausgewählten Bereichen“ möglich sein, sagt die CDU-Vorsitzende und fügt noch an:

„Wir müssen ganz neu denken.“

Kein Wunder, dass das Denken in Verruf geraten ist, wenn Leute, die noch nicht einmal die ernüchternde Gegenwart des Üblichen im Gedanken erfaßt haben, jetzt plötzlich sich dazu wortwörtlich ermuntern, „in neuen Zusammenhängen zu denken“.
Da Politiker sozusagen die Kondensatoren der Dummheit sind, wundert dieser neuerliche Beweis machtvoller Beschränktheit überhaupt nicht. Was die da kondensieren, liegt eh schon länger in der Luft, allwo man ein
- „in die selbe Richtung denken“ vorfindet, und sich davon etwas Gehaltvolles verspricht; und das eine oder andere
- „angedacht“ wird;
- je nach Opportunität mal „lokal denken“ angesagt ist, oder doch lieber „global“;
- einer scheidenden Moderatorin ein „wissendes Lächeln“ zugemutet wird;
- es sogar ein Erkenntnisinteresse geben soll;
- zu befürchten steht, dass es demnächst im Fernsehen ein „Abenteuer Denken“ geben wird. Die Ver-Abenteuerung von Leben gibt’s schon.
- Vordenker geisten gebildet durch die Medien, und erlaubt ist Nachdenken des Vorgedachten. Erlaubt ist auch ein kritisches: “Das kann ich nicht nachvollziehen.“, womit klar sein dürfte, worin Denken heute besteht: Identischwerden, Sich-Einfinden im Pferch des Novus ordo Seclorum, den das Große Siegel der Staaten auf der Eindollarnote nicht nur verspricht. Da die leicht fassliche Sprache der Brutalität, die in jedem Dollar steckt, jeder versteht, erübrigt sich das Denken.

Man dächte doch eigentlich, dass am Denken nichts antik oder hip ist, ebenso wenig wie es grün, oder schmierig…. ist. Man tut´s, oder lässt es bleiben, und was dabei über den Gegenstand raus kommt, ist entweder falsch oder richtig.
Nicht so die neuen Erkenntnistheoretiker auf den Regierungsbänken!

Mal abgesehen davon, dass ein neues Denken das Unding darstellt, am „alten“ Denken sei ein Mangel gewesen, der jetzt ohne Angabe triftiger Gründe ersetzt zu werden habe durch eine ganz modische Methode, sich die Dinge zurechtzulegen, bleibt dem Gutwilligen immer noch die faktische Fatalität, dass das „angedachte“ Hetzen von Militär auf regierungsseitig ausgemachte Feinde im Inneren ein ganz alter Hut ist:

Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.“

wusste schon König Wilhelm IV., und ließ den seinerzeit glücklosen Haufen blutig zusammenkartätschen.
Der hat seinerseits das Probatum als Mittel der Ordnungsstiftung gut verinnerlicht und wird sein Wissen ganz rechtsstaatlich selbstverständlich in bekömmlicher Dosierung in Anschlag bringen, damit solche Peinlichkeiten wie die regierungsseitig nicht abgesegnete militärische Spionage durch Spähpanzer und Tornados beim G 8-Gipfel endlich in den Rang verfassungsmäßig garantierter Fürsorglichkeit aufrückt.

Da sollten wir mal nachhaltig drüber denken.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Marxistisches Gestänker

Seit geraumer Zeit erfreut sich das milieusichere Intellektuellen-Gesindel von rechts eines von Akademikern herumgereichten Hammers gegen diese ewigen Verneiner von links.
Früher hatte es gereicht, dieses „Zeug, mit dem man nichts anfangen kann“ als pubertäre Wallungen oder ohnmächtiges Greisengegeifer abzutun.
Das hatte den Mangel, dass der Sprecher das unterstellte Machtverhältnis zwar noch nennt, aber nur auf eine Gruppe, die noch nicht, und eine, die nicht mehr in Betracht kommt. Da fehlen ja alle die Versager in der tätigen Lebensmitte, denen man doch ihr ungehöriges Betragen verweisen muß.
Da trifft es sich gut, dass man die in den obigen Zuweisungen schon enthaltene Psychologisierung (=Wegführen vom Gegenstand hin zu einer bloßen verkorksten Sichtweise) radikalisieren kann: Ressentiment.
„Das sagst du ja bloß, weil…du Flasche ein looser bist und nicht damit zurechtkommst.“

Da heute offenbar keiner mehr willens oder in der Lage ist, ein paar wichtige Dinge, auf die es nun mal ankommt, auseinander zu halten, hier eine Rückerinnerung an die Luschen-Einschätzung eines gewissen Horkheimer:
1.Diese Ordnung, in der Proletarierkinder zum Hungertod und die Aufsichtsräte zu Festessen verurteilt sind, erweckt in der Tat Ressentiment …
2.Ein feiner Trick: das System zu kritisieren soll denen vorbehalten bleiben, die an ihm interessiert sind. Die anderen, die Gelegenheit haben, es von unten kennen zu lernen, werden entwaffnet durch die verächtliche Bemerkung, dass sie verärgert, rachsüchtig, neidisch sind. (Aus: Dämmerung)

Man hätte darauf wetten können, dass Demokraten sich darüber entrüsten werden, dass ihre Opfer sich entrüsten.

Und außerdem macht es Arbeit und kostet Kraft, sich in den Künsten der Verneinung zu üben. Ich merke es daran, dass ich plötzlich so gar keine Lust mehr habe, die gerade umlaufende „Verteidigungsindustrie“ zu kritisieren.

Dienstag, 3. Juli 2007

Schmähung als Kunst

Von Experten der individuellen Psycho-Hygiene und sozialen Erlösungsprogrammatikern im demokratischen Hier und dem kapitalistischen Jetzterstrecht wird schon seit längerem vom Dagegen-Sein in welcher Form auch immer als einer obsoleten Disposition stark abgeraten.
Haß, Zorn und andere anti-soziale Gefühle zeugten von einem unedlen Charakter, der sich zudem selber schade. (Mit anteilnehmend-verständiger, tiefer Stimmlage zu sprechen): „Du hast ja so viel Gift in dir.“
Dieses ressentimentgeladene Oppositionellentum überhaupt sei ein Modell aus dem 19. Jahrhundert, das in den heutigen medial und auch sonst gewaltig ausdifferenzierten Verhältnissen nicht mehr und nichts mehr greife.

Siehe da, es gibt also nicht nur die schrecklichen Simplifikateure, es wimmelt heute geradezu vor terriblen Komplexifikateuren, die vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen, aber gerne in verächtliches Gelächter über Naivität ausbrechen, sobald da einer meint, ihm sei ganz so als stehe er im Wald.
- Wo denn hier ein Wald sei…? Und ob man noch nichts von der Nichtexistenz der Bedeutung gehört habe…und überhaupt müsse man das alles erst mal zu verstehen versuchen…obwohl es da eigentlich gar nix zu verstehen gäbe…

Diesen Propagatoren der Gegenstandslosigkeit allen Denkens hätte ich gerne was Grobianisches in ihr Lacansches Poesiealbum geschrieben:

1. Über den Steuereintreiber der spanischen Krone, Christoph Kolumbus liest man folgende dokumentierten Gepflogenheiten im Umgang mit den zu Steuerpflichtigen umdefinierten Indianern: Wo sich Gold befand ... musste jede Person ab 14 Jahren ein großes Glöckchen mit Goldpulver abliefern, alle anderen 25 Pfund Baumwolle. Wer seinen Tribut zahlte, erhielt eine Münze, die er am Hals tragen musste. Jeder Indio, der ohne Münze angetroffen wurde, wurde mit dem Abschneiden der Hände bestraft.

2. Der nachmalige Räuberhauptmann Janos Janoschik hatte offensichtlich einen ganz und gar niederträchtigen Schluß gezogen aus dem kruden Fucktum, dass die österreichischen Steuereintreiber seinen Vater zu Tode geprügelt hatten.

3. Diese beiden und andere Naivlinge bis auf den heutigen Tag müssen irgendwie dem unhaltbaren Gerede und undurchschauten Sprachspiel verfallen gewesen sein, dass die Kultur des Alles - Verstehens eine des Alles -Verzeihens sei (entweder gefälligst, oder leider), die dazu führe, dass der im staatlichen Auftrag killende Steuereintreiber auch weiterhin schönen Anlaß zu Exerzitien in innerer Größe bietet.

Von Seiten der Kunst der Schmähung wäre also zu erinnern: „Nous mourrons pour le maintien de ce qui nous tue et l´ evidence nous échappe..” (Alberto Caraco)

Montag, 2. Juli 2007

Ohne Reue

An der wegen fünffachen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilten Krankenschwester aus Dahlem ist der Staatsanwaltschaft aufgefallen, dass sie aus niederen Beweggründen gehandelt habe. Sie habe sich nämlich „gottgleich“ als Herrscherin über Leben und Tod aufgespielt. Und, das weiß ja jedes Kind, das darf nur der Staat.
Außerdem – und das verschärft das Strafmaß erheblich - habe sie, obwohl dieser verwirrte Geist ganz was anderes über sein Tun glaubte, heimtückisch gehandelt,

und eine rechte Reue vorzeigen tun habe sie auch nicht getan.
Genau wie der Ex-Terrorist Klar.

Jetzt mal gaaanz vorsichtig!

Da mir klar ist, dass Schäubles Schergen mitlesen, und es ganz in ihrer Hand liegt, ob sie die Differenz zwischen einem theoretischen Gedanken und einem praktischen
Angriff auf das Gewaltmonopol des Staates anerkennen wollen, sage ich hiermit loud and clear:
-ich bereue es aus tiefstem Herzen ungefragt als Staatsbürger geboren worden zu sein;
-unwissentlich bereits so und so viele Gesetze gebrochen zu haben, ohne dass ich dabei erwischt wurde;
-ich bereue schon jetzt, dass ich im Falle eines Falles nicht der Richter über mich sein werde.
-Und vorsichtshalber höre man mich demütig murmeln: „Pater peccavi. Ich bin nicht würdig, dass ich einher wandle in Freiheit unter deinem Dach.“
Mal sehen, ob mir das was nützt, oder ob das nicht vielmehr eine besondere Verwerflichkeit darstellt, da ich – wie jeder weiß – durch mein Reuebekenntnis lediglich eine Milderung des Strafmaßes in kalter Überlegung zu erwirken trachte.

Woran man merken könnte:
1. Auf das Gewissen ist geschissen, solange dessen Inhalt nicht identisch ist mit dem beherzten Ja zum demokratisch rechtstaatlichen Beherrscht werden durch Leute, die
2. darüber befinden, ob meine Inszenierung von Zerknirschung nicht vielleicht doch einem hässlichen, demokratisch rechtsstaatlichen Kalkül entspringt.
3. Die kafkaeske Aussichtslosigkeit eines Zirkels, den die Rechtsprechung seit der Inquisition nicht loswird, will noch keiner gesichtet haben.

Der jedem - vor jedem Gedanken schon – für diese Vergewaltigung des Intellekts eingeleuchtet habende Grund:

Nota bene! Willkür im Umgang mit fremdem Menschenleben liegt immer dann nicht vor, wenn sich einer mit Erfolg auf seine Pflicht zur Verantwortung vor Gott, dem Volk und…(Einzusetzendes ad libitum einsetzen)… rausreden kann.
Das ist merkwürdigerweise immer nur der Eine.

Wer was anderes darüber hören will, der muß halt zu den Kochs ihrem Roland gehen.
Oder gleich den entsprechenden Kommentarband der Jurisprudenz dazu lesen.

Sonntag, 1. Juli 2007

Kassandra, du sentimentale Sau

Demokratie ist zwar eine Herrschaftsform, wird aber als solche keineswegs länger gedacht als dahingesagt.
In den Köpfen existiert sie geradezu als summum bonum (= höchster Wert), also als Ordnungs-Religion.
Das liegt an dem liberalen Totalitarismus, mit dem sich hier jeder einzelnen Seele angenommen wird. Nämlich ganz ohne dass es eines Staatsrundfunks bedürfte, denn über die „Öffentlichkeitsarbeit“ der Bundesregierung hinaus wird die zur politischen Willensbildung nötige Propaganda ganz freiwillig und nebenher von der Journaille mit erledigt.

Was waren das noch für herrliche Zeiten, als man den Tyrannen morden konnte! Die zur Struktur verfestigten Sachzwänge (= per Staatsgewalt abgesicherte Abhängigkeiten) proklamieren sich heute nicht etwa bloß als Zivilisation, sie garantieren tatsächlich im Gesetz schon für den noch gar nicht Geborenen, dass es auch nach seinem Tode so weitergehen wird.

Daß ich damit recht habe, nützt mir so gar nichts. Nur wer das Recht als sein Mittel hat, weiß bereits im ersten Akt, wer die Leiche im letzten abgeben wird.
Es stimmt daher nicht, was Nietzsche sich als alternatives Menschenbild zur gängigen Harmlosigkeit hält: „das nicht festgestellte Tier“. Was auch immer ich klarstelle, die hierzu nötigen Feststellungen werden erforderlichenfalls von einer Instanz vorgenommen, die ihrer Meinung auch den Nachdruck der Maßgeblichkeit verleihen kann.

Da wundert es einen überhaupt nicht, wenn die Leute ihre eigenen Reden als Geschwätz qualifizieren, und keinen großen Wert auf das Bla Bla des lieben Nebenmenschen vom gleichen Kaliber legen, und es vorziehen, das Radio oder den Fernseher einzuschalten. Da ist der Quatsch wenigstens unterhaltsam.

„Worte sind nichts anderes als die Luftströmungen in einem hermetisch abgeschlossenen Zimmer, die nichts Wesentliches verändern, unaufhörlich das Gleichgewicht herstellen ohne dass sie es jemals durcheinander gebracht hätten.“
(W. F. Hermans in De God Denkbaar Denkbaar de God)

Nihilismus ist die Kassandra, die immer recht hat, ein um das Nachdenken über den Grund der Vergeblichkeit verkürzter Gedanke, also ein unansehnlicher Krüppel, der partout nicht mehr sich erinnern können will, wo ihm die Eier und andere Gliedmaßen weggeschossen wurden.

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