Mittwoch, 9. Januar 2008

Hass


Die Verächter des Hasses bestreiten dessen Notwendigkeit, schämen sich aber keineswegs, Liebe zu PREDIGEN.

Habenichts


Ein Millionär, der sich arm gerechnet hat, und Hege und Pflege vom Finanzamt erfährt, weil der Sozialstaat - aus Gründen des Systemerhalts - nicht zur Gänze abgeschafft werden kann.

Hass
Zu Unrecht verunglimpfte Leidenschaft, deren Rehabilitierung als edle Emotion noch aussteht. Schon das alte Testament legt Gott unentwegt Sachen in den Mund, die ihn - wenn er das wirklich gesagt hat - zu einem ausgesprochenen Liebhaber des Hasses machen, der - in the long run, nicht wahr? - zu den kulturellen Leistungen des Abendlandes beflügelte.

Hassprediger subst. Masc. Pl.

Verantwortungsvolle Gesinnungswächter, die durch eine vehement ablehnende Meinung gegenüber den gegenteiligen Gewissheiten der sie so Titulierenden auffallen.
Wie alle Meinungslieb- und –inhaberei endet deren Freiheit in dem Augenblick, wo sich eine Regierung in ihrer Handlungsfreiheit gefährdet dünkt.

Helden
Die Tötung des Untiers legitimiert den mythischen Helden der archaischen Kriegergesellschaft zur Herrschaft. Auch auf ihre Wahl zum Präsidenten der USA erpichte Gouverneure zeigen ihre Befähigung zur Herrschaft in Wahlzeiten durch vermehrten Eifer beim Unterschreiben von Todesurteilen.

Heldentum
Der mythische Held der Kriegergesellschaft namens Herakles wird in den Olymp aufgenommen und kriegt die Göttin der Jugend zum Gespons.
Dem Helden der modernen Friedens- und Vertragsgesellschaft namens K. wird der „Prozess“ gemacht, und schließlich wird er abgestochen „wie ein Hund“.
Die Wahrheit lügt in der Mitte.

Humor
1) Eine subjektive Leistung und Geistesbewegung des Knechts, die an jedwedem ärgerlichen Hindernis der geselligen Welt eine Hinsicht auffindet, die dessen soeben erfundenen Akzeptanzgrad bis zur vergnüglichen Selbstbescherung steigert.
2) Wird gemeinhin nicht an seinem Herrn aufgefunden, aber dort auch gar nicht vermisst, denn siehe unter 1.

Dienstag, 8. Januar 2008

Geistesfreiheit


Hört man Priestern und Irren zu, kann man ganz schnell den Eindruck bekommen, die trieben es mit der Freiheit des Denkens entschieden zu weit.

Geschichtsschreibung


Wie kommen eigentlich z. B. missliebige Priester als Rudersklaven auf die päpstlichen Galeeren?
a) Älterer Erklärungsansatz: „Von der Not der Zeit gezwungen, eine weltliche Macht auf- und auszubauen...“
b) Heute üblich :“Und wieder einmal haben an dieser Stelle die deutschen Ruderer Geschichte geschrieben.

Gesellschaftskritik
Von umnachteten Wirrköpfen nach wie vor ins Internet gestelltes törichtes Gestammel, an dem eigentlich nur interessant ist, dass es heute im öffentlichen Raum nur dann geduldet würde, wenn es sich im selben Atemzug mit einer Utopie oder einem irgendwie Authentischen blamierte.

Gewalt
Die rhetorischen Künste der per Wahl herbeigeführten Alternativlosigkeit.

Gewaltenteilung
Eine Verschwörung der Morphologie, um die Vernunft zu hintergehen. Die hält daran fest, daß die demokratische Trinität nicht auf eine Drittelung ihrer Wucht hinausläuft.

Montag, 7. Januar 2008

Fanatismus


Eine der zahlreichen Untugenden meines Feindes.
Tritt er bei mir auf, handelt es sich dabei um den edlen Enthusiasmus des Engagements.

Familie
Bedarfsdeckungsgemeinschaft, die in Abhängigkeit vom Krisenthermometer vorgerechnet bekommt, wo der Luxus beim Überleben beginnt.

Fortschritt
Wir machen genau so weiter wie bisher, nur noch besser.

Friede

Entweder eine Sprachregelung für die Verrechtlichung sämtlicher bekannter, weil vorhersagbar installierter Interessenkonflikte, deren Verewigung in BGB und STGB mit eiserner Ferse festgeklopft wurde,

oder:

die zur Aufrechterhaltung dieses Friedens nötigen Kriege finden gerade irgendwo anders statt und werden deswegen von Friedensmissionaren geführt.

Sonntag, 6. Januar 2008

Ehe

Taucht im Alltagsbewußtsein nur als Junktim auf: Liebe und Ehe.
Diese zwangsweise Koppelung und Ver-Trustung („Wollen Sie ein Päckchen Butter, müssen sie auch eins von der Margarine nehmen.“) hat etwas durchaus Irreführendes.
Die staatliche Erlaubnis an zwei Kontrahenten, ihre Angelegenheiten zwischen Tisch und Bett privat zu regeln, in allem Wichtigen jedoch zu den Bedingungen antreten zu müssen, die das Interesse und das Wohl des Staates diktieren, kann man nur dann im Zusammenhang mit Liebe stehend verkaufen, wenn Liebe von vornherein als anderer Name für Opfer gedacht ist.
Daß da ein gewaltiges Täuschungsmanöver vorliegt, merken die Vertragspartner gemeinhin erst dann, wenn die - Scheidung genannte - Vertragsaufkündigung ansteht: keiner will das Opfer (gewesen) sein.

Samstag, 5. Januar 2008

Demut. Siehe Autorität


Disziplin der Selbstbespeiung von Leuten, die nie von allein drauf gekommen wären, daß sie allein nur Ausschuß zusammenbringen.

Dung


Globalisierte Ackerbauern, die es nicht geschafft haben, das Interesse westlicher Börsen zu erwecken.
Wenn man lange genug nach Westen geht, kommt man selbstverständlich auch nach Tokyo.

Diskriminierung

Geschlechter- und jedwede andere Diskriminierung genießen einen schlechten Ruf vor dem großen Gleichmacher, dem vorurteilslos jede lebende Seele als Arbeitskraft recht ist - in genehmer Lohnhöhe und Anzahl - wie das halt gerade mal wieder gebraucht wird.
Man kann diese groteske Gleichmacherei auch als historische Befreiungstat hinstellen: vor Colt und Dollar sind alle gleich demokratisch.

Freitag, 4. Januar 2008

Barbarei, siehe Kultur

Nach dem Erdbeben, das drei Viertel von Lissabon zerstört hatte, fanden die klügeren Köpfe des Landes kein wirksameres Mittel zur Verhinderung der völligen Vernichtung, als dem Volk das Schauspiel eines prächtigen Autodafés zu bieten. Die Universität von Coimbra hatte nämlich entschieden, dass das mit feierlichem Gepränge veranstaltete langsame Verbrennen mehrerer Menschen ein unfehlbares Mittel zur Verhütung von Erdbeben sei.

[...] man legte auch den Doktor Pangloss und seinen Schüler in Fesseln, den einen, weil er gesprochen, den anderen, weil er mit beifälliger Miene zugehört hatte.[...] Während man sang, wurde Candide im Takt gepeitscht
Dank an Voltaires Candide


Beruf
Etwas, das seit längerem gern weltweit ergriffen wurde, wenn man es denn von den Arbeitsplätzchenverteilern zugeteilt kriegte.
Seit immer mehr an immer kleineren Plätzchen knabbern ist der Nährwert dieser Notrationen doch sehr in Frage gestellt.

Beten Beseelter
Seinerzeit zogen die päpstlichen Galeeren auf den Menschenfang der Sklavenjagd aus, und unzählige inbrünstige Dankgebete stiegen zu Gott empor, wenn wieder ein reicher Fang von den seit Aristoteles "beseelten Werkzeugen" geglückt war.
Heute beten sie millionenfach, daß ein anderer Bush anders auf ihr Öl aufpasst.

Christ
siehe Beten Beseelter
Wenn man genau hinschaut, tut ein Christ auch nichts anderes als die anderen. Seine Gewissenserforschung weiß sich aber weit entfernt davon und das sehr viel besser. (Zeugma!)

Nächstenliebe



ist, wenn der Heilige Martin an einem bitterkalten Wintertag seinen Mantel mit einem nackten Bettler teilt, und jetzt beide frieren.

Erlösung


Die nicht zu überbietende Unverschämtheit, sich als Herr der Welt eine juristisch einwandfreie Hinrichtung zu verpassen, um mich von Sünden loszukaufen, die ich in ca. 2000 Jahren begehen werde.
Mysteriöserweise hört man aber, daß dieser Tote die Jurisprudenz genarrt habe und als frei Herumlaufender unter uns lebe.

Erkenntnisskepsis
Dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall.
Des einen Fahrrad ist des anderen Banane?
Der Versuch, das Fahrrad zu schälen, wird zu dem selben Kriterium der Wahrheit führen wie die versuchsweise Flucht auf einer Banane.
Die nicht ganz so wichtigen Erkenntnisansprüche jenseits „the proof of the pudding is in the eating“ gehören in die gehobenen Unterhaltungsangebote der Philosophiegeschichte.

Donnerstag, 3. Januar 2008

Wissensideal


-"Solange mir Marx nicht erklärt....(ad libitum mit Ausnahme dessen, was er erklärt)..." geht gegen existierendes Wissen mit einer zielbewußten Trennung von dessen Ideal vor.

Abstrakta

entstehen durch das Weglassen von unwichtigen Charakteristika einer Sache, die einem Umfassenderen zuliebe ausgeblendet werden.
Da wundert es aber doch, wieso alle Welt glaubt, daß Geld etwas Konkretes sei. Es löscht doch alle Unterschiede an den Dingern, in die es verwandelbar ist. Zwischen z. Bsp. einer Wurst, einem Rechtsanwalt und einer Nutte bestehen in der Zusammenfassung ihrer Käuflichkeit überhaupt keine angebbaren Unterschiede mehr.

Weil alle Welt das Geld lieb hat, vergißt sie, daß man das Papierl wohl anfassen kann, aber überhaupt nicht zu betatschen braucht, weil es eben für ein abstraktes Gewaltverhältnis der privaten Verfügung steht:

Die Aktien meines Sohnes steigen, mir sinkt das Herz.

Umgekehrt hält alle Welt den Staat für ein - und außerdem und sowieso - unerlaubtes Abstraktum. Irgendwie ungreifbar, gell? Das Staatsbürgerhandbuch und der Sozialkundeunterricht hingegen sei die einzige senkrechte Auskunft.
Spricht man mit denen, die bei ihren demonstrativ ausgetragenen Differenzen mit dem Staat sich blutige Köpfe holen, hört man da schon Konkreteres, aber auch nichts Vernünftiges, über die Gewalt des Staates.

Das abstrakteste, millionenfach herumlaufende Gehirn ist als Bild-Zeitungsleser bekannt. Er selber dünkt sich freilich in seinem Denken von einer Buntheit der Konkretion, die ihresgleichen nicht zu scheuen braucht. Das Kapital hält er für das Logo einer Zeitschrift. Seinen höchstselbstigen Willen hingegen für den Grund der journalistischen Bebilderung von dessen Inhalten in den Medien.

Autorität

Die Vollmacht der Diener irgendwelcher Geistersubjekte, in deren Namen und mit Hilfe von Polizisten, Soldaten, Staatsanwälten, oder sonstwie Berufenen...von der Bonität ihrer Entscheidungen, der zweifelsfreien Geltung ihrer Rechte und der unendlichen Weisheit und Tiefe ihrer Ansichten zu überzeugen.

Mittwoch, 2. Januar 2008

Bhagavad Gita

Bereits diese uralte Legitimationslehre (=fiktionalisiertes Moralsystem) weiß schon, daß man selbstverständlich sogar seine Verwandten umbringen darf.
Denn
-erstens: das Dharma des Kriegers besteht nun mal in der pflichtgemäßen Erfüllung des Kampfauftrags, und
-zweitens erübrigt sich jedes Bedauern des angerichteten Schadens, weil die Seelen (atman) der getöteten Cousins unsterblich sind und eh bloß von einem zum anderen Körper wandern, und
-drittens solches Tun bhakti (Hingabe) ist, also liebender Dienst an den Göttern.
Dem Normalverbraucher von außerakademischen Ergötzlichkeiten zur Moral ist das alles bekannt als Ordnung: "Der richtige Arsch am richtigen Platz."
Ein paar Etagen höher fragt Ernst Jünger (an der Tautologie über den Krieger entlang) bei gewissen deroutierten Köpfen an, ob denn vielleicht die deutschen Generäle des zweiten Weltkrieges ihre Niederlage hätten ins Werk setzen sollen?

Wie man sieht, bin ich es mal wieder, dem "an dieser Stelle" jegliche Sozialkompetenz fehlt. Denn von anfänglich bis sogar noch jünger versteht man darunter die Kenntnis landläufiger Auffassungen von "Überindividuellem" und die Fertigkeit, brauchtümlich sein Ja dazu abzuliefern. Der darin unhöflich Gleichgültigkeit Signalisierende wird als "Schlächter heiliger Kühe" wahrgenommen (Tabu-Erbrecher, den Bourgeois Epatierender..., kurz als eine vernachlässigbare Ungehörigkeit.

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