Definitionen und Aphorismen zur Lebens-Unweisheit
Der rußige Topf verübelt und verweist es dem Kessel, schwarz aus-/zusehen.
"Im Grunde, Frrrrooooiiinndä, ist doch alles Eins. Schwarz ist selbstverständlich weiß, du mußt nur - wie bei einem changierenden Seidentepppich - den Blickwinkel ändern. Menschliche Schwächen sind zum Beispiel beim Militär sehr respektable Tugenden: Engstirnigkeit, Kriecherei...
Nur beim Zebrastreifen würde ich nicht unbedingt auf der Richtigkeit dieses Grundsatzes bestehen."
Kultur des Hinschauens
Die ohnehin schon selektive Wahrnehmung des Lebenskämpfers wird von einer anscheinend wichtigen Frau namens Merkel zur Verkrüppelung seiner Restwahrnehmung angehalten. Es ist nämlich sonst alles in Ordnung, was man an zig -Tausenden der von ihr belobigten Ehrenamtlichen sieht.
Den vigilanten Bürger gibt es als Berufungsinstanz nämlich auch so schon: als Coolrider, Denunziant und Hilfssheriff, der mit seinesgleichen Bürgerwehren und wachsame Milizen der Zivilgesellschaft bildet.
Ein Aufklärer, der die lebenspraktische Notwendigkeit seinem Publikum anheimstellt, was einem den Handlungsbedarf immerzu deckenden Politiker nie einfiele.
Instrumentalisierung
Schlauberger glauben mit ihrem verächtlich hingeschnaubten "Instrumentalisierung" (...der Religion, der Moral... aller höheren Güter, so nicht Rost noch Motten fressen..) einer gebotenen Reinhaltungspflicht genügt zu haben.
Einspruch, Euer Ehren!
Was man zum Mittel machen kann, war von vornherein kein Zweck.
Instrumentalisierung geht, weil sie die taktische Stellung der Leute zu den umlaufenden Angeboten an Symbolwelten abruft.
Ein ganz schlimmer Makel in den Augen von Bestien, die damit das Einzige verloren sehen, das ihnen Führung und Geleit gibt.
Interessenvertreter
Wie die erste Hälfte des Worts schon sagt: beim Interesse steckt man bis über beide Ohren mittendrin im Schlamassel.
Das Interesse des Vertreters hingegen sei eins, das ohne eigenes Interesse hausieren gehe, mit den Interessen seines Auftraggebers, die bei sotanen Verhältnissen ja wohl erst mal futsch sind.
Dann wird’ s ja wohl werden!
Jahr
Wenn Präsidenten und andere Vorgesessene die Fahnen von albernen Gemeinplätzen vor sich hertragen, dass einem von dem üblen Geruch die Sinne zu schwinden drohen, haben die 365 mal wiederkehrenden Ekelanfälle ein wenigstens kalendarisches Ende.
Jenseits subst. neutr. sg.
Nicht hier.
Und was erfahren wir bei diesem unserem Denkapparat aufgenötigten Besorgungsgang von Pontius zu Pilatus über das Nicht- Hier?
Daß es die Negation des Hier sei. Danke Pilatus.
Und über das Hier? Daß es nicht das Jenseits sei. Danke, Pontius.
Und angesichts solcher Meisterschaft im Verneinen müssen sich Atheisten, Nihilisten, Anti-Idealisten und andere Satansbraten sagen lassen, sie seien bloß große Negationisten!.
Justitia
Soll die Göttin der Staatsanwälte und aller anderen Kriminellen darstellen.
Daß Darstellung und Sein zweierlei Paar Stiefel sind, merkt man daran, dass die Praxis dieser Prinzipienreiterin sich nicht ad absurdum führen lässt, weil sie da selber hingegangen ist und darauf herumsteht.
a) So alt wie das römische Recht, soll sie dennoch Jungfrau sein. Der Verdacht, dass sie die verdammte Hure all derer sei, die sie bezahlen können, konnte deswegen nie so recht erhärtet werden, weil dieser Beweis nur begrifflich zu führen ist. Und alle – schon bei der captatio benevolentiae - gelangweilt den Saal verlassen..
b) Ihre Augenbinde soll einen gnädigen Schleier über diese delikate Gesichtspartie legen. Sonst würde man sehen, dass sie gar keine Augen hat. Braucht sie auch nicht. War eh nie dabei als passierte, was sie sich jetzt aus einem Buch vorlesen lässt.
c) Das Schwert, mit dem sie nach erledigtem Rechtsstreit einen der beiden Kontrahenten verstümmeln lässt, taugt vielleicht noch zur Not als Gehhilfe. Kastriert oder sonst wie unschädlich gemacht wird heute mit Laser, Computerüberwachung, AWACS, Richtmikrophon ...
d) Da sie also auch schon mal präventiv zuschlägt, muß sie wohl mit sich selbst im Clinch gelegen und gegen sich selbst gewonnen haben.
Die Verächter des Hasses bestreiten dessen Notwendigkeit, schämen sich aber keineswegs, Liebe zu PREDIGEN.
Ein Millionär, der sich arm gerechnet hat, und Hege und Pflege vom Finanzamt erfährt, weil der Sozialstaat - aus Gründen des Systemerhalts - nicht zur Gänze abgeschafft werden kann.
Hass
Zu Unrecht verunglimpfte Leidenschaft, deren Rehabilitierung als edle Emotion noch aussteht. Schon das alte Testament legt Gott unentwegt Sachen in den Mund, die ihn - wenn er das wirklich gesagt hat - zu einem ausgesprochenen Liebhaber des Hasses machen, der - in the long run, nicht wahr? - zu den kulturellen Leistungen des Abendlandes beflügelte.
Hassprediger subst. Masc. Pl.
Verantwortungsvolle Gesinnungswächter, die durch eine vehement ablehnende Meinung gegenüber den gegenteiligen Gewissheiten der sie so Titulierenden auffallen.
Wie alle Meinungslieb- und –inhaberei endet deren Freiheit in dem Augenblick, wo sich eine Regierung in ihrer Handlungsfreiheit gefährdet dünkt.
Helden
Die Tötung des Untiers legitimiert den mythischen Helden der archaischen Kriegergesellschaft zur Herrschaft. Auch auf ihre Wahl zum Präsidenten der USA erpichte Gouverneure zeigen ihre Befähigung zur Herrschaft in Wahlzeiten durch vermehrten Eifer beim Unterschreiben von Todesurteilen.
Heldentum
Der mythische Held der Kriegergesellschaft namens Herakles wird in den Olymp aufgenommen und kriegt die Göttin der Jugend zum Gespons.
Dem Helden der modernen Friedens- und Vertragsgesellschaft namens K. wird der „Prozess“ gemacht, und schließlich wird er abgestochen „wie ein Hund“.
Die Wahrheit lügt in der Mitte.
Humor
1) Eine subjektive Leistung und Geistesbewegung des Knechts, die an jedwedem ärgerlichen Hindernis der geselligen Welt eine Hinsicht auffindet, die dessen soeben erfundenen Akzeptanzgrad bis zur vergnüglichen Selbstbescherung steigert.
2) Wird gemeinhin nicht an seinem Herrn aufgefunden, aber dort auch gar nicht vermisst, denn siehe unter 1.
Hört man Priestern und Irren zu, kann man ganz schnell den Eindruck bekommen, die trieben es mit der Freiheit des Denkens entschieden zu weit.
Wie kommen eigentlich z. B. missliebige Priester als Rudersklaven auf die päpstlichen Galeeren?
a) Älterer Erklärungsansatz: „Von der Not der Zeit gezwungen, eine weltliche Macht auf- und auszubauen...“
b) Heute üblich :“Und wieder einmal haben an dieser Stelle die deutschen Ruderer Geschichte geschrieben.
Gesellschaftskritik
Von umnachteten Wirrköpfen nach wie vor ins Internet gestelltes törichtes Gestammel, an dem eigentlich nur interessant ist, dass es heute im öffentlichen Raum nur dann geduldet würde, wenn es sich im selben Atemzug mit einer Utopie oder einem irgendwie Authentischen blamierte.
Gewalt
Die rhetorischen Künste der per Wahl herbeigeführten Alternativlosigkeit.
Gewaltenteilung
Eine Verschwörung der Morphologie, um die Vernunft zu hintergehen. Die hält daran fest, daß die demokratische Trinität nicht auf eine Drittelung ihrer Wucht hinausläuft.
Eine der zahlreichen Untugenden meines Feindes.
Tritt er bei mir auf, handelt es sich dabei um den edlen Enthusiasmus des Engagements.
Familie
Bedarfsdeckungsgemeinschaft, die in Abhängigkeit vom Krisenthermometer vorgerechnet bekommt, wo der Luxus beim Überleben beginnt.
Fortschritt
Wir machen genau so weiter wie bisher, nur noch besser.
Friede
Entweder eine Sprachregelung für die Verrechtlichung sämtlicher bekannter, weil vorhersagbar installierter Interessenkonflikte, deren Verewigung in BGB und STGB mit eiserner Ferse festgeklopft wurde,
oder:
die zur Aufrechterhaltung dieses Friedens nötigen Kriege finden gerade irgendwo anders statt und werden deswegen von Friedensmissionaren geführt.
Taucht im Alltagsbewußtsein nur als Junktim auf: Liebe und Ehe.
Diese zwangsweise Koppelung und Ver-Trustung („Wollen Sie ein Päckchen Butter, müssen sie auch eins von der Margarine nehmen.“) hat etwas durchaus Irreführendes.
Die staatliche Erlaubnis an zwei Kontrahenten, ihre Angelegenheiten zwischen Tisch und Bett privat zu regeln, in allem Wichtigen jedoch zu den Bedingungen antreten zu müssen, die das Interesse und das Wohl des Staates diktieren, kann man nur dann im Zusammenhang mit Liebe stehend verkaufen, wenn Liebe von vornherein als anderer Name für Opfer gedacht ist.
Daß da ein gewaltiges Täuschungsmanöver vorliegt, merken die Vertragspartner gemeinhin erst dann, wenn die - Scheidung genannte - Vertragsaufkündigung ansteht: keiner will das Opfer (gewesen) sein.
Disziplin der Selbstbespeiung von Leuten, die nie von allein drauf gekommen wären, daß sie allein nur Ausschuß zusammenbringen.