Definitionen und Aphorismen zur Lebens-Unweisheit

Donnerstag, 6. November 2008

Investment Banking

Kaffeesatzlesen als Wissenschaft

Symbolpolitik
Obamas Wahlsieg stelle einen zu feiernden Triumph über den Rassismus dar.
Frau Nachbarin, Ihr Taschentüchl´, bitte!
Ab sofort werden also alle Schwarzen, deren Durchschnittsgehalt bislang üblicherweise bei 50 Prozent des Durchschnittgehalts der WASPs lag, ihre untauglichen Überlebensbemühungen unter erschwerten Umständen aufgeben können.

Gewaltenteilung
Die bestehende Weisungsgebundenheit der Staatsanwaltschaft gegenüber der Politik verstößt nicht gegen das Grundgesetz.
Und das Grundgesetz hat noch nie gegen die Politik verstoßen.

Kulturorientierung
Meine Vorlieben bewegen sich ZWISCHEN den Gegenpolen der unpolitischen, spirituellen Werke etwa eines Paulo Coelho und den harten Darstellungen der Realität in der „Favela-Fiction“: Cidade de Deus von Paulo Lins.
In diesen Fällen zu optieren zeugte nur von löblicher Gesinnung, derer man nur zu seinem eigenen geistigen Schaden sich bedient.
Denn: Jede Seite ist die falsche.

Menschenrechtsaktivismus
Gegen die beim Anblick ihrer Vita uns alle aufrichtende Person des Hans A. de Boer ist nichts zu erinnern. Ein Mensch, der seine Briefe mit „Gesegnete Unruhe“ unterschreibt, muss mir einfach zum Lieblings-Adoptiv-Opa geraten. Was dieser Mensch „Unterwegs notiert“ hat, nötigt mir höchsten Respekt ab, und ich werde innerlich froh, jedes Mal, wenn ich an ihn denke.

Aber gegen sein frommes Gerede erhebe ich Einspruch: „Ich denke, dass die USA zur Zeit einen sanften Faschismus erlebt. Bush ist ein sanfter Faschist, genauso wie damals Franco oder Mussolini oder wie heute Berlusconi.“
Was – um seines Gottes Willen! – soll denn ein sanfter Faschist sein?
Ein streichelnder Schläger? Ein von jeder Verfolgung freizusprechender Kriegsverbrecher, weil es nur gut gemeint war? Ein bei seiner verantwortungsvollen Arbeit singender Folterer? Ein weghörender Abhörer der inneren Sicherheit?

Wenn fromme Menschen sich als Provokateure betätigen, dann – um in ihrer Vorstellungswelt zu verbleiben - kriechen sie dem Teufel ahnungslos in den Hintern.

Dienstag, 4. November 2008

Fabelhaft

1. Man hört dieser Tage immer wieder heuchlerische Verwunderung darüber äußern, was diese Superreichen wohl mit all diesem vielen Geld machen, wo der Sprecher doch auch bei größter Anstrengung „höchstens zwei Schnitzel pro Tag essen" könne.
So weiß sich das personifizierte Maß der Welt ganz unberührt von den tatsächlich geltenden Maßstäben.

2. Ganz als ob die eingerichteten Verhältnisse tatsächlich für den Verzehr von ja haufenweise vorhandenen Gebrauchswerten da seien, beschweren sich hinwiederum die leer Ausgegangenen über den Materialismus der Zwei – Schnitzel — pro –Tag — Front.

3. Solch kultivierte Ignoranz macht das Verhökern von Schnitzelbergen an den Warenterminbörsen zu einem wahren Festbankett, an dem auch teilnimmt, was sich vor den Tischabfällen nicht ekelt.

Montag, 3. November 2008

Minister ...(für alles Mögliche)... und Verbraucherschutz

Ist in verschiedenen Varianten der Benennung der alte Bauernminister, dem man jetzt aber gleich anmerken soll, dass er für uns, also den Volkskörper, auf die Bauern und andere Umweltproduzenten aufpasst, dass die nicht gleich auf einen Schlag alle Verbraucher zu ihrem eigenen Schaden hinwegernähren.

Spaßgesellschaft
Betätigst du dich als Spaßbremse, hört sich in der Spaßgesellschaft aber ganz schnell aller Spaß auf.

Gemüt und Schicksal
Wer uns Gemüt und Schicksal als Brüder einer Kappen andient (Novalis bis Bergengruen und die Hausarbeiten darüber), hat doch längst den Stein der Weisen gefunden, nach dem angeblich alle vergeblich suchen.

Hallo da draußen!
Ab sofort ist die Kommentarfunktion zu dieser und den folgenden Einträgen immer dann gelöscht, wenn sie die Sphären von Vater Staat und Mutter Wirtschaft betreffen. Ich bin es einfach leid, jeden Morgen erst ausmisten zu müssen.
Wer mir was zu sagen hat, der kann mir ja eine mail schreiben.

Sonntag, 2. November 2008

Glücksritter!


Die Welt steht euch offen.
Wie ein tiefer Brunnen.

Kanon der Kanoniker
Es ist niederdrückend zu sehen, wie man an Tolstoj und Gorki das Erhebende zu vermissen pflegt.
Wohingegen an der Literatur der Verheimatung die niederschmetternde Erhebung gepriesen wird für ihre tief empfundenen Höhenflüge.

Samstag, 1. November 2008

Katastrophismus

Die Umkehrung der einst gepredigten Heilserwartung. Fester Bestandteil jeder politischen Theologie.

Glaubenswissen gleich Wissensglaube
Die Mandarine des westlichen Kulturkreises erzählen uns von Thomas von Aquin bis zur Süddeutschen Zeitung , dass das Wissen unterschiedslos im Glauben aufgehe.

Es ist mir aber beispielsweise doch lieber, dass mein Zahnarzt nicht bloß glaubt, dass er alles über Zähne weiß.
Im Übrigen kann von mir aus jeder wissen dürfen, was er glaubt.

Kunst
Es gibt - neben den jeweils epochal variierten - der Kunstauffassungen genau zwei.

1. Die, worin ihr eine höhere Bedeutung zukommt:
Kunst kommt nicht, wie der Kulturminister meint, von Können, sondern von Kontern. Aber es kann auch von Kunsthonig kommen.“ (Herbert Achternbusch )

2. Die, welche als niederes Handwerk sich betätigt:
Kunst ist wie nichts sonst imstande, zu erheben und zu veredeln und nicht zuletzt das Gefühl für die Heiligkeit des Lebens zu erwecken und einzuschärfen.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Totalitarismus


Wir haben die Wahl,“ sagte Donald Rumsfeld September 2001. Entweder wir ändern unsere Lebensweise, „was unannehmbar ist,oder wir ändern ihre Lebensweise, und wir haben uns für letzteres entschieden.“
Feind ist also, wer per autoritativer Setzung dazu deklariert wird.

Man muss Carl Schmitts Dezisionismus nicht mögen.
Aber seine kalte Beschreibung des Freund-Feind-Denkens hat das Bisschen Wahrheit auf ihrer Seite, das man braucht, um sich ohne Gewissensbisse oder ideologisches Bauchgrimmen gegen den tatsächlichen Gegner entscheiden zu können.

Die Ordnung der Dinge

Foucaults „Archäologie der Humanwissenschaften“ legt die längst erodierten Fundamente des Humanismus in ihrer Zerfressenheit frei und traut sich zu wetten „dass der Mensch verschwindet wie am Meerufer ein Gesicht im Sand.“
Alle ernsthafteren Denker von der rechten Kulturkritik eines Ernst Jünger bis zu den neuesten bourgeoisiekritischen Theoretikern (Immanuel Wallerstein) sind sich darin einig, dass die Vorstellung einer am Maß des Menschen ausgerichteten Organisationsform des Wissens der Vergangenheit angehört und einer dem Subjekt gegenüber höchst indifferenten Ordnung der Dinge gewichen ist.
Als phänomenologische Beschreibung sieht das den Realien täuschend ähnlich.
Dass aber diese Ordnung ein unabhängig vom Willen des Subjekts zustande gekommenes Werk sein soll, bleibt bloße Behauptung.

Man kann auch anderes wollen.

Alles wird gut.
Nur dem, der redet, kann geholfen werden, weiß der Volksmund.
Beliebt ist daher die schweigend vor sich hinlallende Mehrheitsgesellschaft.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Casino-Kapitalismus


Dem Monopoly verwandte Spielart, unterhaltsam nicht über den Kapitalismus zu reden.

Lebenshilfe
Nichts verscheucht die lästige Todesangst gründlicher als ein beherzter Griff zum Heilmittel eines solide durchgeplanten Selbstmords.

Das Leben
- höre ich - geht weiter als es einem lieb ist. Die humanitäre Hilfe auch.
In Afghanistan zum Beispiel.


Friedenssichernde Maßnahme
Die endlose Reihe der Waffenstillstände.

Augenzeugenschaft
hat den Makel, dass sie ihrer epistemischen Unbedarftheit zum Opfer fällt, versichert uns der Philosoph.
Den Star würde ich ihm gerne stechen: der Obskurantismus hat sich schon immer gegen Klarsichtigkeit ausgesprochen.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Raubtierkapitalismus


In Kreisen der Gebildeten will man eine neue Qualität der an und für sich guten Sache des Kapitalismus ausgemacht haben. Sie sei irgendwie im Verlauf böser Mutationen des natürlichen Gleichgewichts auf der Steppe entartet.
Früher hätten die Ameisen und ihr - das Eigentum verpflichtender-Sozialstaat unter Adenauer ein allseits befriedigendes Erscheinungsbild abgegeben.
Dann seien die Heuschrecken gekommen.
Und jetzt machten die Löwen die Pleene unsicher. Im Bildungsprogramm der Bayern wird eine Sendung über „Kapitalismus pur?" angekündigt unter dem Haupt-Titel: “Der Tiger läuft frei herum.“
Lässt man die Sich-Auskenner, die sowieso der Ansicht sind, das alles hätte vermieden und verhindert werden können, eine Weile quatschen, dann enden ihre Unzufriedenheitskundgebungen in innovativen Einfällen, die regelmäßig den Bock zum Gärtner machen: Aufstockung der personellen Ressourcen bei den Geparden zum Ausbau und zur nachhaltigen Wahrung polizeilicher Ordnungsstiftung.

Das ist dem Leser zu vage, bloß im Erahnbaren verharrend?
Bedanke er sich bei den Geistern, die so überaus genaue Auskunft über die Raubtiere und ihre Staatsdoktrinen unter die Leute bringen.


Triebestreiben
Hinter der Bücherreihe verstaubender übler Gewohnheit
Nistet des Unzuträgli chen allzu lebendige Staubmaus.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Aufkläricht

Nach Walter Benjamin hätte die Aufklärung zwar stattgefunden, wäre aber gescheitert.
Stimmt.
Sie hat seit jeher stattgefunden ohne Ergebnis für den Bedürftigen, der aufs Flehen sich verlegt.
Seither.

Gegen das Befreiungsgeschwätz
Die Unterdrückung durch „Sachzwänge“ zu hassen, ist noch lange kein Grund, die Unterdrückten zu lieben.

Liebesfilm
Sie würden liebend gern ihre Freiheit für eine sakralisierte Abhängigkeit hingeben und lassen sich mit einer einfältigen Bebilderung ihrer Funktionalität abspeisen.

Hans Christian Andersens Märchen wurden in ebenso viele Sprachen übersetzt wie die Schriften von Marx.
Nur anders herum hätte es mich gewundert.

Freitag, 17. Oktober 2008

Begriffsverwirrung

Dem Möglichen, das eigentlich keine Grenzen kennt, weil es nichts Wirkliches ist, setzt jeder Satz des Gewalthabers Grenzen. Nur dem Unmöglichen, das seine sich selbst vernichtende Grenze in sich trägt, wird von ihm generös Grenzenlosigkeit zugeteilt.

Dürrenmatts
Besuch der alten Dame“ ist eine Schelte der widerwärtigen Charaktere als welche wir in uns gehen sollen, ist also ein widerwärtiger Missbrauch der Kapitalismuskritik zu Zwecken der Predigt über die Abgründe von Abhängigen.
Der Primitivität der Abhängigkeit wird der Primitivismus von notgedrungen Abhängigen hingerieben.

Meinung
Die Meinung hat so einen hohen Beliebtheits- und Verbreitungsgrad weil jeder weiß, dass alle Praktiker sich in ihren respektiven Notwendigkeiten hervorragend auskennen.
Wohingegen: über das schwarze Ding da in ihrem Rücken, das derweil und deswegen ungehindert sich drohend türmt, auch nur mal bissl theoretisch eine These zu formulieren, ist eine Anmaßung sondergleichen.

Fakt
Sie interessieren sich nicht fürs Geld. Nur für die ihm nachgesagten segensreichen Wirkungen.

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