Mittwoch, 31. Dezember 2008

Allheilmittel


Spielt im Reden der Leute miteinander überhaupt keine Rolle.
Dieses alchymystisch´ Kräutlein wächst nur im Biotop der politischen Klasse, bzw. in deren Vorstellungsbereich beim Austausch von Symbolen. Da ist es vollkommen gleichgültig, ob dergleichen überhaupt existiert.
Findet immer dann Verwendung, wenn der politische Gegner auf ein Mittel verfallen sein sollte, dessen positive Wirkung nicht zu bestreiten wäre. Dann bekommen die Wähler zu hören, dass das nicht auch noch für alle anderen Wehwehchen taugt.

Askese
Worauf man freiwillig verzichtet, das kann einem keiner mehr nehmen.

Militäroperation
Von Friedensliebe inspiriertes Gemetzel an Hunderten von Zivilisten im Gazastreifen, oder wo es sonst gerade nottut. Siehe Friedensmission, ehemals Krieg

Zur israelischen Außen- und Verteidigungsministerin Merkel
Fällt mir nur ein: es genügt durchaus dumm zu sein, man muss nicht auch noch dreist werden.

Bedingungslose Solidarität
Satrapengehorsam aus Gründen einer Positionierung am Schweinetrog.

Gewissen
Der Herr hat seine Kriterien, die in ihrer praktischen Anwendung dann so heißen.
Der Knecht hat seine Prinzipien, an denen er auch nicht irre wird, wenn sie lebenslang vom Herrn widerlegt werden.

Dienstag, 30. Dezember 2008

Weisheitslehren


Am liebsten redet, wer nichts begreift, von der Weisheit, wie die Huren vom tugendhaften bürgerlichen Lebenswandel.

Weise Gedanken hat jeder, nur der Dumme verschweigt sie nicht.

Dass sich jeder Tölpel für weise halten kann, weil die Weisheit als Phänomen des Selbstbewußtseins („Oh, ich bin klug und weise, und mich betrügt man nicht“. Lortzings mehrfach des Gegenteils überführter Bürgermeister in: Zar und Zimmermann.) überhaupt nicht falsifizierbar ist, (Si tacuisses philosophus mansisses) hat ihr nach ca. 2000 Jahren gerechterweise die Clientel weitgehend entzogen.
Immerhin dürfte es schon etwas besagen, dass der Letzte, den die Weisheit umtrieb, Schopenhauer war: Es strebt der Mensch solang er irrt.
Und aus den Affen, die nichts hören, nichts sehen und sich auf die Fresse schlagen, ist der normale Abnicker abzuleiten.

Die Philosophen nach diesen Affen haben ihren Schülern zumindest in Rechnung gestellt, dass von der Ausrufung des modernen Staates an „das kälteste aller Ungeheuer“ (Nietzsche), nämlich der Staat und seine Gewalt, der intersubjektiven Bewältigung der Lebensprobleme einen dicken Strich durch die Rechnung machen kann. Wenn die Dummheit regiert, wird man sehr viel Weisheit nötig haben. Und die Zurückgeworfenheit auf Verarbeitungstechniken greift seit her doch besser auf Sokrates zurück: „Ich weiß, dass ich mir ´s nicht leisten kann, weise zu sein.“
Der Prediger Salomo hielt dafür: „Sei nicht allzu gerecht und allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest.“ Darüber kommt keiner hinaus.

Auffällig auch, dass nur die Fürstenspiegel aus der Feder von Intellektuellen oder (seltener) aus der des Gewalthabers um den weisen Gebrauch des freien Umgangs mit allem anderen als sich selbst kreisen: „Der Weisheit eine Gasse! Ein Leitfaden für Führungskräfte.“

Aperçus désagréables


Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Aperçu und Aphorismus.
Das kurze, prägnante, geistreiche Bonmot ist ein blendendes Aufzucken des Geistes in den Finsternissen der Konversation. Es endet mit dem Zünden des Witzes. Der Aphorismus beginnt überhaupt erst jenseits dieser plötzlichen Erhellung der Nacht und geht über in ein langes Wetterleuchten.
Das Aperçu gehört in die literarische Kategorie des Spruchs. Es hebt nur dessen intellektuelle Behäbigkeit durch eine überraschende ironische Illumination auf. Der Aphorismus dagegen ist auf dem Wege zum Essay, den der ihm geneigte Leser selber schreibt.
Unangenehm wird es, wenn Jack the Ripper und sein notorischer Beistand für eine überlastete Gerechtigkeitspflege sich auf der Brücke des schwarzen Humors begegnen.

Montag, 29. Dezember 2008

Teneriffa 2008


Hier der link zu dem Teneriffa-Bericht meines Wanderkumpels Hartmut, mit Bildern und links im Text zum Anklicken und Vergrößern.
Nix Literaturisches, aber als Schnittmusterbogen für eigene Planung hervorragend geeignet.

http://www.rencker.de/tenerife-2008.htm

Diese wundervolle Suggestivität der letzten Sätze


- Jemand warf einen toten Hund ihm nach in die Schlucht. (Malcolm Lowry, Unter dem Vulkan)
-
- So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past.
- Dem entspricht ungefähr: = So regen wir die Ruder, stemmen uns gegen den Strom und treiben doch stetig zurück, dem Vergangenen zu. (F. Scott Fitzgerald, The Great Gatsby)
-
- Kein Geistlicher hat ihn begleitet. (Goethe, Die Leiden des jungen Werther)-
-
- Aber an K. s Gurgel legten sich die Hände des einen Herrn, während der andere das Messer ihm tief ins Herz stieß und zweimal dort drehte. Mit brechenden augen sah noch K., wie die Herren, nahe vor seinem Gesicht, Wange an Wange aneinandergelehnt, die Entscheidung beobachteten. „Wie ein Hund!“ sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben. (Kafka, Der Prozess)
-
- - Sie herrscht, und ich diene, und wenn ich meinen ganzen Mut sammle und Widerstand leiste, gewinnt sie immer, im Namen des Gehorsams, der Vernunft und der Angst. (Anna Mitgutsch, Die Züchtigung)
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- -Weh dem, der Symbole sieht! (Samuel Beckett, Watt)
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- - Wir glauben heute, dassMichel Djerzinski ins Meer gegangen ist. (Michel Houellebecq, Elementarteilchen)
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- ...“Er war sich bewusst, dass er – in all der Wirrnis und würdelosen Hanswursterei dieses Lebens, das wir durcheilen -, dass er die Satzungen seines Vertrages erfüllen musste; und er erfüllte sie. Diese Satzungen, von denen im innersten Herzen jeder Mensch weiß. Wie ich von meinen weiß. Wie alle wissen. Denn das ist die inneliegende Wahrheit – dass wir alle wissen, Gott, dass wir wissen, wir wissen, wir wissen.“ (Saul Bellow, Mr. Sammlers Planet)-
- - Im Augenblick aber stehe ich, unwissend und verständnislos, gleichsam auf der Schwelle zwischen Leben und Tod, mein Körper strebt Richtung Tod, mein Kopf dreht sich zum Leben um, mein Fuß holt unschlüssig zu einem Schritt aus. Einen schritt wohin? Egal, denn wer den Schritt tut, bin schon nicht mehr ich, das ist ein anderer... (Imre Kertész, Ich – ein anderer)
-
- - Und pfeifend ging er, einen Greis für die Toilette suchen. (Joseph Roth, Die Rebellion)
-
- - Ich erkläre mich als im Zustand des totalen Krieges. (Fritz Zorn, Mars)
-
- Aber wie jeder Kuss ist auch dieser eine Antwort, eine unbeholfene, zärtliche Antwort auf eine Frage, die nicht in Worte zu fassen ist. (Sándor Márai, Die Glut)

Man sollte überhaupt nur Bücher lesen, mit deren letztem Satz man einverstanden ist. Die Unsitte, Bücher zu kaufen, durch deren erste Sätze man sich hat hinreißen lassen, sieht sich nämlich schwer bestraft, wenn die erbrachte Leseleistung im Verkleckern eines nichtssagenden Abschlusses endet.

Sonntag, 28. Dezember 2008

San Antonio


In einer Ecke der Kapelle
Findet der Eremit Gefallen
Am Schmerz der Stacheln und der Dornen
Und im Martyrium des Fleisches.

Zu seinen vom Regen kaputten Füßen
Das Material profaner Äpfel.
Und die Schlange des Zweifels
Zischelt hinter den Fensterscheiben.

Seine Lippen, rot vom Wein
Der irdischen Vergnügen
Lösen sich bereits von seinem Mund
Wie Gerinnsel aus Blut.

Das ist nicht alles, seine Wange
Zeigt im schwarzen Licht des Abends
Die tiefen Narben
Der Dornen des Geschlechtes.

Und in die Runzeln seiner Stirn,
Die im Leeren mit sich kämpft,
Sind um die Wette eingraviert
Der kapitalen Sünden sieben.

(Nicanor Parra, POEMAS & ANTIPOEMAS)

Friedensgebarme

Es heben jetzt wieder die widerlichen jährlichen Besinnlichkeiten an.
Der religiös angeleitete Lebenskämpfer entdeckt seinen Hang zu Trivialutopien und schickt sein „Pax“ in excelsis und hinieden 1400 Mann gegen die Piraten, denn Piraterie ist legitim nur andersrum. Vergisst ein wenig, dass er soeben die an der Heimatfront kämpfenden Afghanistan – Auf - Bauern aufgestockt hat, und ist stolz, den höchsten Rüstungsexport seit Re-Etablierung der Branche nach ´45 vorweisen zu können. Platz drei in der Weltrangliste!

Er würde jederzeit erbost leugnen, dass solches sein Wille sei. Weil er sich als Seele begreift, unabhängig vom Geschehen, das unter Berufung auf ihn geschieht.
Es ist daher unmöglich, ihm begreiflich zu machen, dass es in Friedensbelangen eigentlich genügen würde, den letzen der Steinmeiers an den Gedärmen der letzen Merkel aufzuhängen, und zu verhindern, dass unser von dergleichen interpretierter Willensinhalt zum Spielball ihrer Nachfolger wird.
Na gut, letzteres ist bloßer Verbalradikalismus. Aber Spaß gemacht hat die Vorstellung schon. A beautiful idea to play with. Vor allem, wenn man die barbusige Freiheit von Delacroix, die das Volk auf die Barrikaden führt, nur als Parodie erträglich findet: mit einer Maske vorm Gesicht, und der junge Mann mit Zylinder zu ihrer Rechten trägt eine Gasmaske.

Kapitalismus ist bislang ohne die Freiheits-Kriege nun mal nicht zu haben gewesen. Und heute brauchen wir sogar umgekehrt die Kriege, damit der Kapitalismus überhaupt weitergeht.

Samstag, 27. Dezember 2008

Zur Psychologie des Satirikers


1. Er steht gern über den Dingen. Baut sich das passende Podest dazu, praktisch und formschön.
Verschafft sich also zu allem den souveränen Blick von oben. Wenn die andern sich die Butter vom Brot nehmen lassen, hält er das nicht für eine längst anzuratende Diät, sondern betreibt eine Wiederherstellung des gekränkten Ichs.
Diese restitutio in integrum ist zwar nur Pseudo-Souveränität, macht aber genau so viel Spaß wie an den seligen Gesichtern der Bespaßten ablesbar ist.

2. Er blickt gern von unten und hinter die Kulissen. Öffnet die Tapetentüren auf der politischen Szene und man sieht: wenig dahinter. Die Bundesrepublik ein Land aus Schein und Nichts.

So einer nervt. Dauer-Entlarvung und Kabarettisten-Überlegenheit gehen nun mal auf den Keks.

3. Drum macht er gern den Virtuosen. Umwerfen will er mit im Handumdrehen gewendeten Begriffen. Es zeigt sich die Bodenlosigkeit im Wörtergewühl der jederzeitigen Unzeit.

Dies sind die drei Gründe, warum es eine Gegenöffentlichkeit nicht wirklich gibt. Da auch das Nein der Randständigen nur Gebet ist, also noch nicht einmal heimlich im Hosensack geballte Faust.

EPITAPH


Von mittlerer Statur,
Mit einer Stimme, nicht schlank nicht fett,
Ältester Sohn eines Volksschullehrers
Und einer Hinterzimmermodistin;
Mager von Geburt,
Obgleich der opulenten Tafel ergeben;
Die Wangen eingefallen
Und von überaus reichlichen Ohren;
Mit einem quadratischen Gesicht,
In dem die Augen kaum aufgehen
Und der Nase eines mulattischen Boxers
Der Mund drunter wie der eines aztekischen Götzen
- All dies schwimmend
In einem Licht zwischen Ironie und Perfidie –
Nicht sehr schlau noch völlig verblödet
War er was er war: eine Mischung
Aus Essig und Speiseöl
Ein Wurstdarm, gefüllt mit Engel und Bestie!

Selbstporträt
Zieht in Betracht, ihr Jungen,
Diesen Umhang eines Bettelmönchs:
Ich bin Lehrer an einer obskuren Mittelschule,
Hab meine Stimme beim Halten der Stunden verloren.
(Letzten Endes oder letzten Nichts
Mach ich vierzig Wochenstunden.)
Was sagt euch mein ohrfeigengebeuteltes Gesicht?
Erweckt Mitleid, mich anzusehen, nicht wahr!
Und worauf weisen diese Schuhe eines Seelsorgers hin,
Die verschlissen wurden ohne das Geringste damit zu tun zu haben.

Was die Augen betrifft, auf drei Meter
Erkenn ich noch nicht einmal meine eigene Mutter.
Was mir passiert ist? – Nichts!
Hab sie mir ruiniert beim Unterrichten:
Das schlechte Licht, die Sonne,
Das dürftige Gift des Mondlichts.
Und all dies wofür?
Für den gar nicht zu rechtfertigenden Erwerb eines Brotes,
Hart wie die Fresse des Bürgers,
Und mit dem Geruch und Geschmack von Blut.
Wozu wurden wir geboren wie Menschen
Wenn sie uns den Tod von Tieren bereiten!

Wegen der Überarbeitung, sehe ich manchmal
Merkwürdige Formen in der Luft,
Höre verrückte Karrieren,
Gelächter, kriminelle Konversationen.
Schaut euch diese Hände an
Und diese kadaverbleichen Wangen,
Diese spärlichen Haare, die mir blieben.
Diese teuflischen schwarzen Falten!

Zweifellos war ich mal wie ihr,
Ein Jüngling, vollgestopft mit schönen Idealen,
Träumte beim Giessen des Kupfers
Und beim Feilen des Diamanten:
Heute hält man mich hier
Hinter diesem ungemütlichen Restaurant
Verroht von dem Singsang
Dieses halben Hunderts Stunden pro Woche.

Landschaftsidyll
Seht jenes menschliche Bein, das vom Mond herabhängt
Wie ein Baum, der nach unten wächst
Dieses Furcht erregende Bein, das in der Leere baumelt
Nur schwach beleuchtet vom Strahl
Des Mondes und dem Luftzug der Vergessenheit!
(Nicanor Parra: POEMAS & ANTIPOEMAS)

Freitag, 26. Dezember 2008

Pianosolo


Da das Leben des Menschen nur Handlung auf Distanz ist,
Ein bißchen Schaum, der im Innern eines Glases glänzt;
Da die Bäume nur Möbel sind, die sich bewegen:
Sie sind nur Stühle und Tische in permanenter Bewegung;
Da wir selbst nichts anderes als Wesen sind
(Wie auch Gott selbst nichts anderes ist als Gott)
Da wir nicht reden, um gehört zu werden,
Sondern damit auch die anderen reden,
Und das Echo den Stimmen vorausgeht, die es erzeugen;
Da wir ja nicht einmal die Tröstung eines Chaos haben
In dem gähnenden Garten, der sich mit Luft füllt,
Ein Rätsel, das wir vor dem Tode lösen müssen,
Damit wir später wieder friedlich auferstehen können,
Wenn wir uns der Frau zuviel bedient haben;
Da es auch in der Hölle einen Himmel gibt,
Gestattet auch mir, ein paar Dinge zu tun:

Ich möchte mit meinen Füßen ein Geräusch machen
Und möchte, daß meine Seele ihrem Körper begegnet.

(Nicanor Parra, POEMAS & ANTIPOEMAS)

Erkenntnisphilosophische Fabel


Ein Käfer sah verwundert einen Tausendfüßler. Er fragte ihn: "Sag mal, wie machst du das, diese vielen Füße im richtigen Moment zu bewegen"? Der Tausendfüßler begann zu denken.
Er kam kaum mehr vom Fleck, ein einziges disaster!

In seinem Unglück fiel ihm - Gott sei Dank - eine verstaubte Schwarte in die Hand mit dem Titel: "Der Geist als Widersacher der Seele".Er faltete genüsslich die Beinchen und zog sich den lebensphilosophischen Streifen rein.
"Genau wie bei mir! Das ist ja genau wie bei mir", musste er unentwegt denken.
Andererseits, und jetzt doch ein wenig verärgert: "Soll das etwa heißen, dass ich auf den bloßen bewusstlosen Vollzug angewiesen bin?"

Das Entsetzen über diesen Zusammenbruch seines Selbstbilds ließ ihn einen gewaltigen Satz in die Luft machen. Er kam auch eher zufällig wieder heil auf die Beine.
"Das werde ich üben", freute er sich - noch humpelnd, aber schon fast hüpfend - über den freien Gebrauch seiner Gliedmaßen.

Und weil er konsequent und kontinuierlich die Koordinierung seiner Motorik trainierte, feierte er schon bald rauschende Triumphe am Broadway mit seinem Ballett "The Age of Centipedes."

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Die etwas andere Neujahrsansprache eines in dem Deutschladn Residenten


Liebe Mitblogger und Mitbloggerinnen,
machen wir uns nichts vor, auch im kommenden Jahr werden unsere Herren sinnvolle Beschäftigungen für uns finden.
Man wird uns einschärfen, dass die besonnenen Aktivitäten in den Betrieben die deutsche Gesellschaft zu stärken haben für die bevorstehenden Aufgaben. Wir werden uns am Riemen reißen und anstrengen müssen. Und unsere Herren dürfen in der gerechtfertigten Zuversicht leben, dass wir die uns zugemuteten Herausforderungen wieder einmal meistern werden. Schließlich strengen sich ja auch der Präsident und die Kanzlerin ganz besonders an. Wenn der Gürtel enger geschnallt werden muss, dann isst das eben auch Pellkartoffeln und leckt am überm Tisch baumelnden Hering.
Den Verantwortlichen in Wirtschaft und Gesellschaft wird auch im kommenden Jahr die seit ´45 bewährte Achtsamkeit für das Gemeinwohl gepredigt werden, das Anstand, Bescheidenheit und Maß braucht, damit Licht werde im Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Verantwortlichkeit.
Die Krise wird uns ein weiteres Mal von unseren mutigen Arschaufreißern als eine einzige Chance für eine bessere und mutige Zusammenarbeit nationaler Kapitale angedient werden. Wenn wir für sie arbeiten, dann macht uns auch diese Krise stärker. Das macht Mut.

Anstelle dieser jährlich wiederkehrenden Lachnummer als Auftakt für ein weiteres Jahr, in dem es für die meisten von uns nichts zu lachen geben wird, hier ein paar geplante und deswegen sich anbahnende Szenarios.
Januar:
Roland Koch wird in Hessen Ministerpräsident auf Lebenszeit. Erster Gratulant ist Gerhard Schröder im Auftrag von Vladimir Putin.
Die Vorratsdatenspeicherung wird offiziell eingeführt. Das Bundesverfassungsgericht meldet Dienstunfähigkeit, weil es inzwischen mehr Klagen und Beschwerden als Gesetze gibt. Schäuble fordert die Einführung einer universellen Gerichtsbarkeit beim BKA.
Februar:
Zur Feier des 200. Geburtstages von Charles Darwin werden Gesundheitsuntersuchungen für Hartz-IV-Empfänger und Steuerfahnder verbindlich. Das Ergebnis der Studie: Ein Sozialneid-Gen bestimmt die Karriere. Die Untersuchungen werden auf die gesamte Bevölkerung ausgedehnt.
Die Löhne und Lohnersatzleistungen werden einmalig der Monatslänge angepaßt. Eine Ausnahme gilt für leitende Angestellte der Finanzbranche, aus verfassungsrechtlichen Gründen.
März:
Die provozierenden blogs von gitano und Feynsinn erhalten stürmischen Zulauf. Mehr als eintausend Leser besuchen täglich diese vom Aussterben bedrohten Viecher und laben sich am selten gewordenen Naturschauspiel des “Räsonierens”.
Auf der Leipziger Buchmesse stellt Angela Merkel ihr Buch “Gemeinsame Lösung” vor. Volker Pispers randaliert volltrunken und wird auf der Ladefläche eines Bundeswehr-LKW durch die Stadt gefahren und zur Schau gestellt.
April:
Endlich wieder dreißig Grad! Zu einer Spontanen Rußparty finden überall in der Bundesrepublik Autokorsos statt. Zugelassen sind nur steuerbefreite SUFs (auf Limousine gepimpte Geländewagen) deutscher Hersteller.
Mai:
Helmut Schmidt wird zum Bundespräsidenten gewählt. Horst, der Köhler, tritt in die FDP ein und fordert die Abschaffung der Tabaksteuer.
Juni:
Bei den Europawahlen erzielt die CDU einen großen Wahlsieg knapp vor der NPD. Wahlbeteiligung: 17%.
Die letzten britischen Soldaten verlassen den Irak und werden nach Afghanistan verlegt. Vor den Küsten des mittleren Ostens kreuzt die deutsche Marine. Franz Josef Jung wird zum neuen “Wüstenfuchs”.
Juli:
Bei der Tour de France gewinnt Lance Armstrong mit 3 Tagen Vorsprung. Alle anderen Spitzenfahrer werden wegen der Einnahme bekannter Substanzen disqualifiziert.
August:
Bei den Landtagswahlen im Saarland gewinnt die “Linke” mit 48% der Stimmen. Die Regierung stellt eine Koalition aus CDU, SPD, FDP, Grünen und der “Bewegung Deutsch”.
September:
Bei den Parlamentswahlen in Afghanistan holt George Walker Abu Johnny (sic!) die absolute Mehrheit. Erster Gratulant ist Gerhard Schröder im Auftrag von Vladimir Putin.
Die Feiern zum 60. Jahrestag der Konstituierung des 1. Deutschen Bundestages und des Bundesrates, der Wahl des ersten Bundespräsidenten und der Wahl des ersten Bundeskanzlers werden in Würde begangen. Auf allen Veranstaltungen wird die Neujahrsansprache von Helmut Kohl (1985=1986) von Ein-Euro-Journalisten verlesen.
Der Deutsche Bundestag wird gewählt. Die CDU (35%) und die SPD (21%) verabreden eine Große Koalition.
Oktober:
Leseschwache Schüler und Arbeitslose werden zur Lese in die Weinberge geschickt und erweisen sich dennoch als brauchbare Helfer. Alles wird Gut!
Zum 40. Jahrestag der ersten Regierungserklärung Willy Brandts hält die neue SPD-Vorsitzende Andrea Nahles eine Brandrede, in der sie fordert: “Wir wollen auch Demokratie akzeptieren”. Damit setzt sie ein deutliches Zeichen gegen den Koalitionspartner (CDU).
November:
Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wird der Solidaritätsbeitrag auf 20% erhöht. Gegenfinanziert wird diese Maßnahme durch einen Wegfall der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung.
Friedrich Merz und Wolfgang Clement treten in die SPD ein.
Hans-Werner Sinn wird Ehrenvorsitzender von CDU, SPD und FDP.
Dezember:
Zum 30. Jahrestag des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan besuchen Gerhard Schröder und Vladimir Putin die deutsche Marine. “Verdammt robust, euer Mandat”, rülpst der ebenfalls eingeflogene Marineminister Struck in den Wüstenwind. Es wird ausgelassen gefeiert.
Weihnachten fällt aus, um schädlichen Konsum zu vermeiden. Das Volk erfreut sich an seiner Disziplin und skandiert vor dem Reichstag: “Gürtel enger, Merkel länger!”
(Quelle der schaurigen Prognosen: der blog Feynsinn, bei dem ich mich hiermit und mit inniger Freude bedanke. Er sei dem Feynsinn wärmstens empfohlen.)

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Fundstück zum Sezessionskrieg

und der Kosten/Nutzenrechnung seither.
"Die Unterdrückung der Sklaverei durch Ausschluß auch der freiwilligen Ergebung in formal sklavenartige Beziehungen war Produkt vor allem der Verschiebung des Schwerpunktes der ökonomischen Weltherrschaft in Gebiete hinein, in welchen die Sklavenarbeit infolge der Kostspieligkeit des Lebensunterhaltes unrentabel ist, und zugleich der Entwicklung des indirekten Arbeitszwanges, wie ihn das Lohnsystem mit seiner drohenden Chance der Entlassung und Arbeitlosigkeit bietet, als eines für qualitative Arbeitsleistungen gegenüber dem direkten Zwang wirksameren und zugleich das große Risiko der Sklavenvermögen vermeidenden Mittels, Arbeit aus dem Abhängigen herauszupressen."
(Max Weber)

Machiavelli


Ein Sprücheklopfer, der sich als Verfasser von Traktaten aufspielt:
- „Ein Fürst braucht nur zu siegen und seine Herrschaft zu behaupten, so werden die Mittel dazu stets für ehrenvoll gelten und von jedem gepriesen werden. Denn der Pöbel lässt sich durch den Augenschein und den Erfolg bestechen, und in der Welt gibt es nur Pöbel...“
- „Nicht wer zuerst nach den Waffen greift, verursacht einen Aufruhr, sondern wer die Ursache dafür geschaffen hat.“
Kein Wunder, dass die Kriegsverbrecher von Bush, über Cheney, und Rumsfeld bis Blair nicht gehängt, sondern von der Politologie als - dem Gründungsvater ihrer Disziplin gleichzustellende - Wissenschaftler an den Mann gebracht werden.

Gegen all dies: Einspruch, Euer Ehren!
Ihr Gewaltmonopol haben die modernen Staaten historisch errungen, indem sie feudale, lokale, private Gewaltförmigkeit beseitigt haben, also gewaltförmig." "Das heißt also, das alte Spiel, wer hat angefangen, ist hier sehr einfach zu beantworten.“ Diese wissenschaftliche Position hat ihren Vertreter seinen Lehrstuhl und die Kürzung seiner Bezüge gekostet.
Er hat einfach nicht kapiert, dass alles akademische Denken Rechtfertigungsdenken zu sein hat.
Zu was sollte es denn sonst gut sein? Und auch noch bezahlt werden?

Von vorne bis hinten wird man bei Machiavelli, diesem intelligenten (weil wertfreien/zynischen) Dummkopf (weil Rechtfertigungsdenker), immer wieder recht einfältig darüber belehrt, dass es die Aufgabe des „Principe“ sei, im Widerstreit der Interessen das am wenigsten Schlechte zu tun, um seinen eigenen Vorteil zu wahren.
Angesichts dieses doch recht einseitigen Kompromissquarks sind die politikfeindlichen Dikta aller Zeiten geradezu Geistesriesigkeiten gegenüber solcher Verfabelung der Gewalt als einer ihr und sich selbst abgedrungenen Wohltat.

Wegen seines permanenten Verstoßes gegen seine eigenen Ansprüche, nützliches Wissen unter die Leute zu bringen, ergeht hiermit gegen jeglichen Antrag, den Anwärter "Il Principe" auf einen Listenplatz in den „100 schwarzen Meisterwerken“ zu setzen negativer Bescheid.
Aber als erhabenes Lehrbuch, entschieden für die Wehrhaftigkeit der jeweiligen Staatsräson zu plädieren, sollte es jeder absolutistische Demokrat kennen.

Und ganz am Rande:
Die Unerheblichkeit eines umständlichen Traktats, wenn einer Aphorismen zu schreiben versteht.

Neuerungssüchtige
Das gängige Urteil aller Machiavellisten über jene incontinenten Missvergnügten, die einfach nicht einsehen wollen, dass DIE alternativlose Bedingung fürs Lebendürfen der angeblich von der Klimakatastrophe gefährdete Arbeitsplatz ist, und nicht etwa das Geld, das einer brauchen muß.

Hammer und Amboss
Moral und Wahrheit lassen sich unter entsprechender Erhitzung durch Panikmache und Krisengequatsche biegen wie der härteste Stahl.
...aber um die Wahrheit ist es echt schade.

Demokratischer Arbeitsdienst
Eine "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme" der besonderen Art hat Henner Schmidt, seines Zeichens Mitglied der FDP und des Abgeordnetenhauses von Berlin, vorgeschlagen:

Die Berliner sollen jetzt Ratten jagen! Für ein Kopfgeld von einem Euro pro getötetem Tier. Vor allem Ärmere will man wohl damit ansprechen.
[...]
"Vor allem Leute, die sonst auch Flaschen sammeln, könnten dann für jede tote Ratte einen Euro bekommen."
[...]
Die FDP will ihren Antrag am Donnerstag in die BVV von Mitte einbringen. Quelle: Berliner Kurier

Hallo, da draussen!
Also ich bin dann mal wieder weg. Allerdings diesmal nicht aus dem Bereich der demokratisch geordneten Zwangsarbeit.Wie schon angekündigt, in den Elbsandsteinen samt dem daran angrenzenden Florenz.

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